Oberliga Mittelrhein
TuS Derschlag muss sich neu erfinden
Auf Trainer Ralph Weinheimer folgt Andreas Palm. Romanov, Sierau und Krefting gehen.

Lande-Anflug? Kreisläufer Philipp Krefting (beim Wurf) macht eher den Abflug aus Derschlag, denn er spielt künftig für den TuS 82 Opladen. (Foto: Judith Uessem)

Hinter dem TuS Derschlag liegen ereignisreiche Jahre. Als die Fusion mit dem VfL Gummersbach, die dem Verein Spielzeit in der 3. Liga schenken sollte, in der Saison 2015/2016 scheiterte, zählte die Handballabteilung nur knapp 165 Mitglieder. Anschließend begann die Ära Weinheimer: Mit einer Mannschaft aus Landes- und Oberliga-Akteuren schaffte Trainer Ralph Weinheimer den Klassenerhalt in der Oberliga 2016/2017 – was für den scheidenden Coach auch im Rückblick einer der größten Erfolge mit dem TuS ist. In der folgenden Spielzeit sah die sportliche Situation schon anders aus: Zugänge wie die höherklassig erfahrenen Tim Hilger, Carsten Lange und Axel Sierau brachten sportliche Qualität und Erfahrung. Am Ende landete Derschlag punktgleich und nur 20 Treffer hinter dem Meister BTB Aachen auf dem dritten Rang – obwohl es ohne jegliche Aufstiegsambitionen angetreten war. Diese folgen allerdings 2018/2019: Nach der Hinserie führte der TuS mit bloß vier Minuspunkten die Tabelle an und wurde am Ende ganz knapp hinter dem HC Weiden Vizemeister. „Die Enttäuschung über die Saison war groß, da hätten wir es packen können – vielleicht sogar müssen“, beschreibt Weinheimer.

Für die Folgeserie sicherte sich der TuS die Dienste von Rückraumspieler Felix Jäger, von dem sich alle sehr viel erhofften. Jäger nahm allerdings kurz vor dem Saisonbeginn ein Angebot der HSG Krefeld für die 2. Liga wahr. Derschlag schränkte seine Ambitionen danach schnell ein – und zeigte trotzdem eine erfolgreiche Saison. Einer der Höhepunkte war der Triumph im Mittelrheinpokal, der die Eintrittskarte für den Deutschen Amateurpokal brachte. Außerdem war Derschlag die einzige Mannschaft, die den Spitzenreiter und künftigen Regionalligisten HC Gelpe/Strombach einmal bezwingen konnte (33:29). „Unser Trumpf war diese Saison ein geiler Teamgeist. Es hat viel Spaß gemacht, die Mannschaft zu begleiten“, sagt Weinheimer. Die Meisterschaft schließt der TuS sicher unter den besten fünf Mannschaften ab. Warum reichte es nicht für mehr? „Uns fehlten ein bis zwei Spieler im Kader und bei knappen Spielen wurden wir zu oft hektisch. Trotzdem haben wir stets viele kleine Ziele erreichen können“, findet Weinheimer, dem der Abschied sehr schwerfällt.

Mal sehen: Ob der bisherige Derschlager Trainer Ralph Weinheimer lange ohne Handball auskommt? (Foto: Judith Uessem)

Derschlags Vorstandsmitglied Jens Helmbold zeigt sich ebenfalls zufrieden mit einem „insgesamt super Saisonverlauf“ im letzten Weinheimer-Jahr. Der bisherige Coach ist im Übrigen nicht der einzige Abgang:  In Kreisläufer Philipp Krefting (TuS 82 Opladen) und Top-Werfer Michael Romanov brechen zwei tragende Säulen aus dem Kreis der Feldspieler weg. Immerhin ist inzwischen die Trainerfrage geklärt: Andreas Palm kommt. Der 32-jährige bringt Erfahrung aus dem höherklassigen Frauen-Handball mit und er war schon als Jugend-Koordinator beim Zweitligisten TuS Ferndorf tätig. „Wir wollen uns auf festen Fundamenten entwickeln und auch jungen Spielern eine Perspektive bieten“, erklärt Helmbold, der eine Verjüngung der Mannschaft unterstützt. Torhüter-Legende Axel Sierau (49) wird nicht mehr zwischen den Derschlager Pfosten stehen.

Ein neuer Angriff auf die Meisterschaft ist so nicht geplant. „Natürlich würden wir einen Aufstieg in kommender Zeit nicht ablehnen, doch unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren unser aktuelles sportliches Niveau nicht zu verlieren. Unsere Mitgliederzahl im Handball hat sich seit 2016 ​wieder positiv entwickelt und unsere Jugend etabliert sich langsam, was gute Grundlagen für den TuS Derschlag sind“, meint Helmbold. Allerdings seien coronabedingte Probleme zu berücksichtigen: „Momentan ist jede Auskunft mit Vorsicht zu genießen ist und niemand kann hundertprozentig versichern, wie es weitergeht, auch unsere Sponsoren nicht.“