Handball Online Kongress
Mut der Macher belohnt: „Das ist ein Wahnsinn“
Mit mehr als 2500 Teilnehmern hatten die Organisatoren Markus Eickelmann und Axel Sierau nie gerechnet.

Ende gut, alles gut: Der erste Handball Online Kongress hat trotz kleinerer technischer Probleme am Anfang direkt Maßstäbe gesetzt. Eine zweite Auflage kommt im September.

Das passt zu den beiden. Erstens: Wenn sie eine Idee haben, bringen sie den Mut auf, sie möglichst zügig in die Tat umzusetzen. Zweitens: Stillstand scheint immer ein Rückschritt zu sein. Vielleicht brauchen Markus Eickelmann (37) und Axel Sierau (49)  jetzt trotzdem einen kleinen Moment, um alles rund um den ersten „Handball Online Kongress“ sacken zu lassen. Die Veranstaltung am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag mit einem breiten Spektrum an Themenbereichen aus dem Handball hat ihnen eine ganze Menge Arbeit beschert – und am Ende einen vollen Erfolg gebracht. Mit etwa 500 Teilnehmern wäre Sierau, zuletzt beim Mittelrhein-Oberligisten TuS Derschlag tätige Torhüter-Legende, halbwegs zufrieden gewesen. Eickelmann, der ebenfalls mit (Online-)Marketing zu tun hat und beim Landesligisten TuS Königsdorf zwischen den Pfosten steht, lehnte sich etwas weiter aus dem Fenster: „Lass uns 1000 schaffen.“ Keine der Zahlen sollte am Ende stimmen: Bei schnapszahl-verdächtigen 1111 fühlten sich die Kongress-Macher bereits wie „Kölsche Könige“, doch der Zug raste weiter zu Rekordwerten – 1500, 2000, 2500 und zum Schluss 2536. „Das ist der helle Wahnsinn“, sagt Sierau. Die Herren hatten ganz offensichtlich eine Marktlücke gefunden, um Infos über Handball an die Basis zu bringen. Gemeint waren alle, die „ihren“ Sport mit Leidenschaft unterhalb der oberen drei Ligen verfolgen. Profis durften dennoch mithören und mitmachen – und ihr Wissen war ja auf Referentenseite sogar die Basis fürs Gelingen des Kongresses.

Hatte jetzt nicht nur einmal einen 18-Stunden-Tag: Markus Eickelmann, der die Idee zum Online Kongress hatte. (Foto: ME)

Schon der erste Programmpunkt war ein echter Höhepunkt: Dr. Rolf Brack sprach zum Thema „7:6 – Erfolgsfaktor im Amateurbereich“. Brack zeichnet sich nicht nur durch seinen Universitäts-Hintergrund als Diplom-Sportwissenschaftler und akademischer Oberrat an der Universität Stuttgart aus:. Er ist zudem Mitglied in der Bundeslehrkommission des Deutschen Handball-Bundes und in allererster Linie ein Mann der Praxis. Bis zum Februar war der 66-Jährige als Trainer in der Bundesliga unterwegs (zuletzt HC Erlangen). Brack gilt bei manchen sogar als Erfinder des siebten Feldspielers, den heute viele Vereine als taktisches Mittel einsetzen. Aus einer anderen Trainer-Generation stammt Jamal Naji, der sich am zweiten Kongress-Tag um das Thema „Wie du systematisch und strukturiert Individual-Training im Jugendhandball implementierst“ kümmerte. Auch Naji muss es besonders gut wissen, weil er in den vergangenen Jahren im Nachwuchs-Bereich des Zweitligisten TSV Bayer Dormagen federführend tätig war. Zur kommenden Saison steigt Naji in seiner Karriere-Leiter eine Stufe höher, denn er wird Chefcoach des Bundesliga-Rückkehrers TuSEM Essen.

Der bekannteste Name auf der Referentenliste dürfte Ex-Nationalspieler Dominik Klein (36) gewesen sein, der vor allem mit dem THW Kiel in der aktiven Karriere zahlreiche nationale und internationale Titel sammelte. Wer ihn heute als TV-Experten erlebt, stellt schnell fest: „Was er sagt, hat Hand und Fuß.“ Am letzten Kongress-Tag traf Klein mit seinen Tipps ins Schwarze: „Wie bringe ich mich in einen guten Zustand? Wie die Zusammenarbeit mit einem Performance Coach die Karriere nochmal auf ein neues Level gehoben hat.“ Den passenden Abschluss-Vortrag lieferte Jörg Lützelberger: „Casestudy: Rekord-FAIRanstaltung BK550LINDAU- Volle Halle in Liga 8? Geht nicht! Geht doch! Und wisst ihr was…die zahlen sogar noch Eintritt.“ Lützelberger, ebenfalls einstiger Bundesliga-Profi (unter anderem VfL Gummersbach), der seit 2016 am Bodensee lebt und dort beim Schweizer Erstligisten HC Bregenz als Trainer gearbeitet hat, ist heute als „Coach Consultant“ tätig – und als Spieler in der Bezirksklasse beim TSV Lindau. Im Februar schaffte es der Verein tatsächlich, die Halle fürs Heimspiel gegen die SG Burlafingen/PSV Ulm mit 500 Zuschauern zu füllen: Ausverkauft, in der Bezirksklasse, mehr als eine Woche vorher. Die Sache war von Beginn an als „Charity-Event angekündigt“. Am Ende kamen 2000 Euro für das Hospiz „Haus Brög zum Engel“ zusammen.

Hände hoch! Axel Sierau ist tatsächlich ein Handball-Verrückter – auf und neben dem Feld. und ganz nebenbei noch ziemlich erfolgreich. (Foto: Judith Uessem)

An andere haben auch die Kongress-Macher gedacht: Zehn Prozent der Erlöse aus dem Ticket-Verkauf gehen an die Aktion „Handball hilft!“ zugunsten der Deutschen Krebshilfe. Wie viel Geld da zusammenkommt, müssen sie noch genau ausrechnen, weil es verschiedenen Ticket-Sorten und daneben freie Zugänge gab. Im Übrigen: Wer den Kongress verpasst hat, hat bis kommenden Sonntag noch die Möglichkeit, sich für 37 Euro einen Zugang zu allen Vorträgen zu sichern.