Oberliga Mittelrhein
Karneval im April: Aachen steigt auf
Der ASV Schwarz-Rot erntet in der Verbandsliga den Lohn für seine Nachwuchs-Arbeit.

Spaß muss sein: Die Mannschaft des ASV SR Aachen, die gewöhnlich sehr ernsthaft auf ein Ziel hinarbeitet, kann auch feiern – wie hier beim Karnevalstraining. Deshalb wollen die Aachener ihren Aufstieg auf jeden Fall später noch entsprechend begießen. (Foto: ASVSR)

Hungrig, erfolgreich, selbstbewusst und vor allem eins: jung. Diese Merkmale beschreiben wohl am besten die Mannschaft des ASV Schwarz-Rot Aachen, die sich in der kommenden Saison in der Oberliga Mittelrhein beweisen will. Seit dem Abstieg 2013 zählte Schwarz-Rot zum Mittelfeld der Verbandsliga, ehe der Nachwuchs des Vereins das Team fast komplett auf links drehte. Zehn Spieler der jetzigen Aufstiegsmannschaft sowie das Trainerteam mit Lukas Winter und Cornelius Hesse stammen frisch aus der Jugend – aus einer Mannschaft, die sich 2018/2019 in ihrem letzten A-Jugend-Jahr mit 40:4 Punkten, dem stärksten Angriff und der zweitbesten Abwehr den Titel des Nordrheinmeisters sicherte. Nun erntet der Verein den Erfolg, den Jugendtrainer Anton Bulat vor einigen Jahren säte. Bulat war es, der vielen Spielern das Handball-Einmaleins beibrachte und bei ihnen die Begeisterung für den Sport entfachte. Ab der B-Jugend begleiteten Winter und Hesse die Talente, die dem Verein nun wieder Oberligahandball beschert haben.

Herausragend sind Tim Schnalle und Paul Fiedler: Schnalle, der Spielmacher, glänzt oft durch das Auge für die Nebenleute und durch viel Geduld. Fiedler besitzt die Qualitäten eines Shooters und mehr als das – weil er nach Ansicht seiner Trainer „das Handballspielen verstanden“ hat. Gemeinsam  bilden Schnalle und Fiedler den Grundstein der Offensive, wo sie der zielsichere Jonas Korsten auf Linksaußen unterstützt. Die Bilanz: 517 Tore, 17 Spiele, etwas mehr als 30 Tore im Schnitt. In Sachen Defensive führt kein Weg an Johannes Kleffmann vorbei. Hinten sorgen zudem der abwehrstarke Kreisläufer Tim Bösel und Torhüter Aaron Kreutzer für Stabilität (17 Begegnungen/449 Gegentreffer).

Sprechzeit: Die Worte der Trainer Lukas Winter und Cornelius Hesse fielen offensichtlich auf fruchtbaren Boden. (Foto: ASVSR)

Das Saisonziel für die zurückliegende und kürzlich abgebrochene Serie, immerhin die erste im Seniorenbereich, beschränkte sich von Beginn an nicht nur auf den möglichst raschen Klassenerhalt. Ein Platz unter den ersten fünf sollte es sein, wenn möglich, auch gerne mehr. Der Plan ging dann ja mit 24:10 Punkten (Quotient 141,2) und dem zum Aufstieg berechtigenden Rang drei auch auf. „Die Jungs sind seit Jahren erfolgshungrig und arbeiten viel an sich. Da ist ein Bier nach dem Sport der Ausnahmefall. Zudem kämpfen sie für den Verein, da sie viel mit Schwarz-Rot Aachen verbindet“, sagt Trainer Hesse. Diese Einstellung bekam zum Beispiel die HSG Merkstein zu spüren, eine Mannschaft mit Qualität und viel Erfahrung – die am Anfang des Jahres in Aachen beim 21:33 allerdings keine Chance hatte. Das Highlight? „MTV Köln II. Da konnten wir die beste Mannschaft unserer Klasse auswärts mit 30:27 schlagen“, erklärt Hesse, der klare Gründe für die Stärke seines Teams ausmacht: „Wir zeichnen uns durch eine leidenschaftliche Deckung aus. Offensiv helfen uns Kreativität und ein hohes Tempo, aber es fehlt teilweise noch die Sicherheit.“ Ein Beleg dafür ist die 28:30-Niederlage beim HSV Frechen, als die Partie bei einer Aachener Pausenführung von 22:13 eigentlich längst entschieden war.

Der Aufstieg sieht der künftige Oberligist aktuell mit gemischten Gefühlen. „Leider können wir diesen Moment nach dem letzten Abpfiff, nach dem ein Aufstieg geschafft ist, in dieser Saison nicht erleben. Auch ein Nachfeiern wird da nicht entschädigen“, findet Hesse. Ein nicht ganz kleiner Trost: Der Aufstieg bleibt und Schwarz-Rot kann sportlich in der Zukunft noch einiges erreichen.