30. April 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Wir sind zu spät gekommen, wir konnten es ihm nicht mehr persönlich sagen. Vielleicht hört Uwe davon an jenem Ort, an dem er sich jetzt aufhält. Und im besten Fall freut er sich sogar ein bisschen darüber. Uwe Prang hätten wir zusammen mit Frank-Michael Teschauer sehr gerne als Schiedsrichter für das Allstar Game der Harzhelden-Auswahl gegen den Zweitligisten TSV Bayer Dormagen gewonnen. Beide sollten die Möglichkeit bekommen, sich im passenden Rahmen aus einer langen Karriere an der Pfeife zu verabschieden. Coronabedingt mussten wir das für den 5. Juni vorgesehene Spiel aber verschieben. Deshalb dachten wir, dass wir Uwe und Frank-Michael zu einem späteren Zeitpunkt überraschen können. Die beiden humorvollen Kölner als Leiter einer Partie, die ein Fest für den Handball werden soll? Es hätte keine Besseren geben können. Es ist traurig, dass wir zu spät kommen: Uwe Prang ist am vergangenen Sonntag völlig überraschend gestorben. Der Handball nicht nur am Mittelrhein trauert mit der Familie und den Freunden.
Prang gehörte früher an der Seite von Uwe Reichl zu den deutschen Top-Schiedsrichtern und von 1993 bis 2010 zum DHB-Kader. Die Herren, die 1980 mit dem Pfeifen begonnen hatten, waren 13 Jahre lang in der 1. Bundesliga zu Hause und insgesamt für rund 600 Spiele im Einsatz. Uwe Prang hat sich mit den wirklich Großen des Handballs „angelegt“. Die Liste reicht vom Schweden Magnus Wislander, den viele für den besten Handballer aller Zeiten halten, bis zum ziemlich extrovertieren Ex-Nationalkeeper Silvio Heinevetter. Prang war in den Handball-Tempeln der Republik zu Hause – in Kiel, in Hamburg, in Magdeburg. Die Botschaft blieb überall dieselbe: „Du darfst gerne wiederkommen.“ Die Profis des Sports wussten, was sie an Prang/Reichl hatten. Dass er jenseits der 50 aus Altersgründen nicht mehr auf DHB-Ebene weitermachen durfte, sah Prang relativ gelassen, weil es in den Regeln festgelegt war. Er hatte ja auch nie den Kontakt zur Heimat verloren. Im Gegenteil. Ab jetzt leitete er eben Spiele auf Kreis- und Verbandsebene.
Noch in der vor Kurzem abgebrochenen Saison war Uwe Prang, der seine Wurzeln im TK Nippes hat, zusammen mit Frank-Michael Teschauer in der Oberliga Mittelrhein als Unparteiischer aktiv – mit dem alten Fachwissen, demselben Humor. Die Spieler wussten immer, woran sie bei einer klar erkennbaren Linie waren. Der Plan: Uwe Prang wollte nach dieser Saison die Pfeife aus der Hand legen und sich fortan als Beobachter um das Schiedsrichter-Wesen kümmern. Niemand wird Wolfgang Jamelle widersprechen, dem Schiedsrichterwart des DHB: „Wir sind traurig und bestürzt, dass wir Uwe Prang verloren haben. Seine Klarheit, verbunden mit einer entspannten Fröhlichkeit, war eine Bereicherung für den Handball.“ Ergreifende Worte finden dann vor allem diejenigen Spieler, Funktionäre und Vereine, die zuletzt regelmäßig mit ihm zu tun hatten. „Danke für die immer sehr souverän geleiteten Spiele in der HVM-Oberliga und deinen großen Einsatz für unseren Handballsport. Ruhe in Frieden“, schreibt etwa die HSG Refrath/Hand. Sein Heimatklub TK Nippes betont, Uwe habe als Bundesliga-Schiri immer ein besonders gutes Verhältnis mit den Spielern und Vereinsvertretern gepflegt, was eng mit der Persönlichkeit Prang zusammenhing: „So haben wir Uwe auch beim TKN kennengelernt: Als einen kernigen, schnörkellosen Typen, der nie um einen humorvollen Spruch verlegen war.“
Beeindruckend genau auf den Punkt bringt es Jan Giesen, Spieler und Jugendwart beim Pulheimer SC. Aus tiefster Überzeugung hat er Folgendes formuliert: „Uwe Prang hat die letzten Jahre in der Oberliga Mittelrhein gemeinsam mit Frank Teschauer gepfiffen und die beiden waren meiner Meinung nach das beste Duo der Liga. Die beiden haben uns vom Pulheimer SC in den letzten Jahren einige Male in der Saison gepfiffen, aber vor allem auch oft in Freundschaftsspielen und unserem eigenen Vorbereitungsturnier. Was beide von vielen Schiedsrichtern unterscheidet, ist nicht, dass sie fehlerfrei pfeifen, denn das tun sie genauso wenig, wie wir Spieler fehlerfrei spielen. Aber die beiden haben mehr als alle anderen den Kontakt zu den Spielern neben dem Feld gesucht. Nach den Spielen und Turnieren konnte man sich stundenlang mit ihnen unterhalten, Entscheidungen besprechen und diskutieren. Und sie waren sich auch nicht zu schade, Fehlentscheidungen einzugestehen. Zudem umgab die beiden eine natürliche Autorität, so dass man auf dem Feld immer wusste, wo die Grenze ist, bis wohin ich diskutieren kann. Uwe und Frank wollten nach der Saison die Schuhe an den Nagel hängen, leider wurde dies durch die Corona Krise vorgezogen.“ Dem ist im Wesentlichen nichts hinzuzufügen. Vielleicht hört Uwe davon tatsächlich an jenem Ort, an dem er sich jetzt aufhält. Er wird dem Handball fehlen.