Oberliga Niederrhein
Der Einschnitt: David Kreckler verlässt LTV Wuppertal
Weil dem Verein einige Sponsoren weggebrochen sind, muss er den Etat drastisch reduzieren. Für den (Ex-) Spielertrainer wäre damit im Vergleich der Aufwand deutlich zu hoch.

Sein Freund, der Ball: David Kreckler ist auch mit 37 ein Handballer voller Leidenschaft. (Foto: Herbert Mölleken)

Er gehört zu jener Sorte Spieler, die das Außergewöhnliche haben – ausgestattet mit einem überragenden Blick für die Situation und die Nebenleute. Manchmal weiß eine Abwehr sogar sehr genau, was auf sie zukommt. Und dann kann sie es trotzdem nicht verteidigen. David Kreckler besitzt diese Eigenschaften seit vielen Jahren, wenn nicht schon immer. Und er hat seine Eigenschaften derart gut konservieren können, dass er mit 37 unverändert auf einem höheren Niveau unterwegs ist.  Davon profitierte zuletzt der Niederrhein-Oberligist LTV Wuppertal, zu dem der Rückraumspieler aus der besonders begehrten Gattung der Linkshänder im vergangenen Sommer nach seinem Abschied vom Drittligisten Leichlinger TV gewechselt war. Nach Langerfeld mitgebracht hatte er den alten Ehrgeiz und die unveränderte Leidenschaft. Kreckler stieg als Spielertrainer in Wuppertal ein, um etwas mit aufzubauen – und keineswegs, um relativ schnell wieder auszusteigen. Genau das passiert jetzt: David Kreckler verlässt Wuppertal mit sofortiger Wirkung. Der Grund: Der Verein muss offensichtlich sparen.

Am vergangenen Freitag gab es ein Gespräch, an dem neben Kreckler der Sportliche Leiter Jens Buss und der Technische Leiter Achim Balzer (stellvertretender Abteilungsleiter) teilnahmen. „Sie haben erklärt, dass der Etat kleiner geworden ist, weil mehrere Sponsoren abgesprungen sind“, sagt Kreckler, „sie können mich nicht weiterbezahlen.“ Das Angebot, zu deutlich reduzierten Konditionen weiterzumachen, rechnete er schnell durch – und kam zu dem Schluss, dass dies mit Faktor Zeit sowie den alleine für die 45 Kilometer weiten Fahrten zum Training vom Wohnort Köln aus nach Wuppertal nicht mehr im Entferntesten zusammenpasse. „Dieser Aufwand wäre selbst bei nur zweimal Training pro Woche zu hoch gewesen“, findet Kreckler.

Durchaus außergewöhnlich an der Zusammensetzung der Gesprächsrunde: Auf der anderen Seite vertrat unter anderem der Sportliche Leiter die Interessen der Langenfelder – und mit Jens Buss verbindet Kreckler nicht nur handballerisch viel: „Wir sind seit Langem befreundet.“ Das dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die allgemeine Atmosphäre in Ordnung war und beide Seiten nicht mal ansatzweise im Bösen auseinandergehen. Am persönlichen Verhältnis zu Buss, dem Überbringer der schlechten Nachricht, ändert die Ehe-Scheidung sowieso wenig: „Da bin ich professionell genug, dass ich das trennen kann.“ Dazu passt, wie Abteilungsleiter Marc Ross den Weggang Krecklers kommentiert: „Grundsätzlich ist es sehr schade, dass sich die Wege nach so kurzer Zeit schon wieder trennen. Mit David verlieren wir nicht nur einen ausgezeichneten Spieler und Trainer, sondern auch menschlich ein absolutes Vorbild und einwandfreien Charakterkopf, der sich in der kurzen Zeit sehr positiv in unser Vereinsleben eingebracht hat.“

Sein Freund, der Sportliche Leiter: Jens Buss und David Kreckler werden sich selbstredend weiter zum Gespräch oder zum Bier verabreden. (Foto: Herbert Mölleken).

David Kreckler war nach Wuppertal gekommen, um mit der Mannschaft im Kampf um den Aufstieg eine gute Rolle zu spielen. Zum Zeitpunkt des Saison-Abbruchs lag der LTV hinter den dominierenden Wölfen Nordrhein (künftig wieder unter dem Dach des OSC Rheinhausen unterwegs) auf dem zweiten Platz. „Ich denke, wir haben eine ganz gute Saison gespielt“, meint Kreckler, der das plötzliche und vorzeitige Ende der Serie – wie alle Handballer – extrem bedauerlich fand und gerne versucht hätte, dem Spitzenreiter das Leben auf der Zielgeraden so schwer wie möglich zu machen. Ob das geklappt hätte, wird sich nie herausfinden lassen. Amtlich nachprüfbar ist allerdings, dass David Kreckler mit 140 Treffern aus 18 Spielen (Durchschnitt 7,78 pro Partie) auf dem zweiten Rang der Torschützenliste zu finden ist (knapp hinter Sebastian Bartmann von der DJK Adler Königshof mit 144 Toren in ebenfalls 18 Spielen/8,00). Kreckler legt keinen besonderen Wert auf diese Statistik und legt seinen Wert für den LTV lieber so fest: „Ich glaube, ich habe den Verein nicht schlechter gemacht.“

Wohin der Weg nun führt, ist (noch) unklar. Völlig klar auf der anderen Seite: Es wird weiter den Handballer David Kreckler geben: „Zu hundert Prozent ist das so. Ich habe immer noch so viel Spaß am Sport.“ Zu den Optionen gehören die Fortsetzung der Spielerkarriere für ein weiteres Jahr und danach der komplette Wechsel in den Trainerbereich. Als Spielertrainer weiterzumachen, würde sich der Routinier sehr, sehr genau überlegen – weil er um die Chancen und Risiken dieser Stellung weiß. „Wenn es blöd läuft, machst du am Ende nichts richtig“, meint David Kreckler, der zurzeit trotzdem nichts ausschließen mag: „Ich höre mir alles an.“ Sein Telefon dürfte ab jetzt nicht stillstehen. David Kreckler gehört zu jener Sorte Handballer, die das Außergewöhnliche haben. Manches spricht dafür, dass er eine passende neue Beschäftigung finden wird. Wie der LTV, der vor ein paar Wochen mit den personellen Planungen für 2020/2021 bereits fertig zu sein glaubte, die Lücke füllt, ist eine andere Frage.