3. Liga Nord-West/Regionalliga
Das Nachrücker-Lotto geht bis in den Sommer
Der DHB hat seine 72 Drittligisten beisammen. Es gibt aber eine offizielle "Ersatzliste", auf der auch der Regionalligist TV Korschenbroich steht.

Wir sehen uns wieder: Torhüter Valentin Inzenhofer Mitte) und der Longericher SC werden in der kommenden Saison weiter die 3. Liga beackern – wie auch die Bergischen Panther. Beide Vereine sind keine Nachrücker, sondern ehe schon Stammpersonal. (Foto: Thomas Schmidt)

Das Ganze hat etwas von einem Abzählreim. Ene, mene, muh. Und raus bist du. Wobei es eigentlich heißen müsste: Und drin bist du. In diesem Fall in der 3. Liga. Dafür hatte der DHB am Dienstagabend zuerst veröffentlicht, wer denn überhaupt gemeldet habe. Demnach lagen von 57 der bisherigen 64 Drittligisten die Erklärungen vor, in der Saison 2020/2021 unverändert am Meisterschafts-Betrieb der dritthöchsten Klasse teilnehmen zu wollen. Nicht mehr im Rennen waren die vier Aufsteiger in die 2. Bundesliga sowie der HC Elbflorenz Dresden II. Die im Laufe der Saison aus finanziellen Gründen zurückgezogenen Rhein Vikings und SG Nußloch schieden zwangsweise aus, sodass bis hierhin zusammen mit der HSG Krefeld als Absteiger aus der 2. Liga genau 58 Plätze vergeben waren – in einer 3. Liga, die nach einer DHB-Entscheidung auf maximal 72 Mannschaften aufzustocken sei. Obwohl nun alle elf Oberliga-Bereiche ihr zwölf Regel-Aufsteiger offiziell meldeten (an Baden-Württemberg zwei Fahrkarten vergeben), waren erst 70 Tickets weg – und zwei Nachrücker auszuwählen.

Dafür hatte der DHB vorab eine umfangreiche Liste mit sämtlichen in Frage kommenden Teams aus allen Oberligen/Regionalligen veröffentlicht: Die ursprünglich mal ziemlich lange Liste mit theoretischen Interessenten fiel nach der Bereinigung deutlich kürzer aus, weil für den einen oder anderen die 3. Liga nicht in Frage kam – unter anderem für die SG Langenfeld, den Zweiten der Regionalliga Nordrhein, die zunächst auf Position 15 geführt wurde. Deutlich weiter vorne verzichtete zum Beispiel der NHV Concordia Delitzsch (Mitteldeutschland), Vizemeister der Mitteldeutschen Oberliga und Zweiter der ersten Nachrücker-Rangliste. Dort standen schließlich am Dienstagabend der TV Cloppenburg (Nordsee) und HaSpo Bayreuth (Bayern) auf den aktuellen Königs-Positionen. Weil die Kandidaten die gute Nachricht sofort begeistert und sehr öffentlich zu feiern begannen, konnte die Spielleitende Stelle für die 3. Liga am Mittwochmorgen amtlich bestätigen: Cloppenburg und Bayreuth sind (erste) Nachrücker, sodass die 72 Drittligisten feststehen. Das Ende der Fahnenstange muss das trotzdem nicht sein.

Es gibt durchaus den einen oder anderen Verein, dessen Verbleib in der 3. Liga auf zum Teil sehr wackligen Füßen steht. „Deshalb wird auf jeden Fall bis zum 30. Juni 2020, dem Ende des Spieljahres 2019/20, die Option weiterer Nachrücker offengehalten, sofern sich bis zu diesem Zeitpunkt noch gemeldete Mannschaften aus der 3. Liga zurückziehen oder die geforderte selbstschuldnerische Bankbürgschaft nicht vorlegen können“ erläutert der DHB. An einer anderen Stelle kündigt er an, was ebenfalls beschlossen sei: „Die Staffeleinteilungen sollen erst nach Bekanntwerden des endgültigen, derzeit für den 1. September geplanten Saisonstarts vorgenommen werden.“ Daraus ergibt sich, dass im Nachrücker-Lotto ein Zeitfenster von gut vier Wochen bleibt, denn das Datum zur Verzichts-Erklärung hatte der DHB kürzlich so festgelegt: „Ein folgenfreier Rückzug aus der 3. Liga ist nach erfolgter Meldung bis zum 31. Mai 2020 möglich.“

Zwei Stellen sind auffällig in der Riege der zurzeit für die 3. Liga gemeldeten Vereine. Aus der bisherigen Gruppe Nord-West, die in ihrer Zusammensetzung nicht zwingend so bleiben muss, sind aus dem ursprünglichen Harzhelden-Gebiet erwartungsgemäß die Bergischen Panther, der VfL Gummersbach II und der Longericher SC weiter an Bord. Ebenfalls aufgeführt: Leichlinger TV. Dessen Fortbestand in der 3. Liga ist zwar nach der Insolvenz der Marketings-Gesellschaft PIMA höchst ungewiss, doch dem Hauptverein LTV als Lizenzträger für die 3. Liga bleibt tatsächlich noch eine Frist, um die für ein Weitermachen erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen – finanziell wie personell. Nicht unerhebliche Probleme für die kommende Serie sollen zudem den SV Anhalt Bernburg aus der Kreisstadt in Sachsen-Anhalt plagen, der nach Angaben in vereinseigenen Medien ein finanzielles Loch von rund 35000 Euro zu füllen und deshalb sogar ein Nothilfe-Konto für Spenden eingerichtet hat.

Wir sind die Neuen: Trainer Fabrice Voigt (links) ist mit den Regionalliga-Handballern des TuS 82 Opladen heiß auf das Abenteuer 3. Liga. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Entwicklung in ganz Deutschland werden die Klubs auf der erneut bereinigten Nachrücker-Liste sehr interessieren. Durch den Wegfall von Cloppenburg und Bayreuth sitzt nun der TV Neuhausen/Filder aus Baden-Württemberg im Wartezimmer in der Pole Position. Falls ein anderer aus dem Kreis der bekannten/genannten Drittligisten verzichtet, darf Neuhausen mit Verspätung zusätzlich hoch. Verzichten zwei, wären die Sportfreunde Loxten aus der Oberliga Westfalen an der Reihe – vor der TSG Söflingen (Baden-Württemberg), der TSG Altenhagen-Heepen (Westfalen) und der HSG Pohlheim (Hessen). Auf Rang sechs der aktualisierten Version taucht der Shooting-Star der Nachrücker-Liste auf: Der TV Korschenbroich, Dritter der abgebrochenen Saison in der Regionalliga Nordrhein hat sich von Platz 19 aus der Start-Variante weit nach vorne gearbeitet. Die Chancen des TVK einzuschätzen, wäre aktuell so etwas wie das Lesen im Kaffeesatz, denn alle fünf besser einsortierten Teams haben ebenfalls erklärt, dass sie gerne in die 3. Liga wollen würden. Vermutlich geht der Abzählreim in der nächsten Zeit wenigstens ein bisschen weiter. Sobald noch einer raus ist, kann auch noch einer rein.

Die verbleibenden Drittligisten: Ahlener SG, TSV Altenholz, OHV Aurich, HSC Bad Neustadt, HBW Balingen-Weilstetten II, GSV Eintracht Baunatal, HSG Bergische Panther, Füchse Berlin II, SV Anhalt Bernburg, HSG Bieberau-Modau, TSV Blaustein, TSV Burgdorf II, TuS Dansenberg, SG Schalksmühle-Halver Dragons, HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II, HC Erlangen II, TV Gelnhausen, TV Germania Großsachsen, VfL Gummersbach II, VfL Eintracht Hagen, HG Hamburg Barmbek, HSG Hanau, HSV Hannover, Handball Hannover-Burgwedel, TSG Haßloch, TSB Heilbronn-Horkheim, Eintracht Hildesheim, TV Hochdorf, TV Kirchzell, SV Salamander Kornwestheim, Leichlinger TV, SC DHfK Leipzig II, SG Leutershausen, Team HandbALL Lippe II, LIT Tribe Germania II, Longericher SC, SC Magdeburg II Youngsters, Mecklenburger Stiere Schwerin, SG Menden Sauerland Wölfe, TSV GWD Minden II, Northeimer HC, HG Oftersheim/Schwetzingen, HC Oppenweiler/Backnang, Oranienburger HC, HSG Ostsee N/G, TGS, Pforzheim, VfL Pfullingen, TV Plochingen, 1. VfL Potsdam, Rhein-Neckar Löwen II, HSG Rodgau Nieder-Roden, HC Empor Rostock, HG Saarlouis, TuS Spenge, TuS Vinnhorst, TuS Volmetal, TV Willstätt. 

Absteiger aus der 2. Liga: HSG Krefeld.

Regel-Aufsteiger aus den Oberligen: HSG Eider Harde (Hamburg/Schleswig-Holstein), Stralsunder HV (Ostsee-Spree), HC Burgenland (Mitteldeutsche Oberliga), ATSV Habenhausen (Nordsee), MTV Braunschweig (Niedersachsen), ASV Hamm-Westfalen II (Westfalen), TuS 82 Opladen (Nordrhein) SV 64 Zweibrücken (RPS-Liga), ESG Gensungen/Felsberg (Hessen), SG Pforzheim-Eutingen (Baden Württemberg 1), VfL Günzburg (Bayern), HSG Konstanz II (Baden Württemberg 2).

Nachrücker: TV Cloppenburg (Nordsee), HaSpo Bayreuth (Bayern).