02. Juni 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der Kölner an sich sei von Natur aus sehr optimistisch, heißt es. Und in schwierigen Situationen soll er deshalb immer bereit sein, das Beste draus zu machen. Den Beweis dafür tritt gerade jener Drittligist an, der seinen Ortsteil mundartlich gerne „Lunke“ nennt. Das klingt nicht nur heimatverbunden, sondern auch glaubwürdig – und schafft vielleicht eine zusätzliche Art von Identität. Die Realität ist schließlich zurzeit fordernd genug, denn die Spieler des Longericher SC befinden sich coronabedingt nach einer längeren Zwangspause weiter im Sondertraining (Outdoor, Kleingruppen). Bisher haben das die Beteiligten sogar intensiv durchgeführt und die Stimmung ist entsprechend gut. „Für unsere erste Mannschaft ist in diesen Wochen zwischen den Saisons sowieso Individualtraining und Kleingruppen-Training angesagt. Da auch die Fitnessstudios wieder geöffnet sind, können die Spieler gut in Kleingruppen trainieren und sich fit halten“, sagt Chris Stark, der Sportliche Leiter des LSC. Trotzdem eint die „Lunker“ eine Sehnsucht: Sie träumen davon, dass sie so bald wie möglich zurück in die Halle dürfen, um echten Handball betreiben zu können. „Wir rechnen damit, dass es Anfang Juli wieder möglich ist“, sagt Stark. Zusammen mit dem fürs Marketing zuständigen Jens Warncke und den anderen Kollegen aus dem Team hinter dem Team ist er seit Wochen dabei, die Longericher zukunftsfest auf die nächste Saison 2020/2021 vorzubereiten. Seine Botschaft insgesamt: „Es ist alles nicht einfach, aber es läuft.“
Ein nicht unwesentliches Signal: Auf der Seite der Sponsoren hat der LSC nach dem aktuellen Stand der Dinge keine Einbußen zu verzeichnen. Die Werbetrommel rührte der Verein zudem durch eine Trikot-Aktion, in der sich LSC-Fans für 19,26 Euro (passend zum Gründungsjahr) den eigenen Schriftzug auf dem für die neue Saison entworfenen Trikot sichern konnten. „Mit 100 haben wir gerechnet“, sagt Stark, „und knapp 200 sind es geworden. Das zeigt dir, warum sich die Arbeit lohnt.“ Es ist immerhin ein Teil-Ersatz für die durch den Wegfall von Heimspielen in der abgebrochenen Serie 2019/2020 fehlenden Einnahmen. Geisterspiele ohne Fans auf der Tribüne sind für die Longericher – wie für andere – keine Option: „Wir hoffen, dass es wirklich möglich sein wird, Anfang September den Wettkampfbetrieb aufzunehmen. Wir und nahezu alle Handballvereine sind auf Einnahmen aus Zuschauern und Catering angewiesen.“
Personell gibt es im Kader von Trainer Andreas Klisch kaum Veränderungen – obwohl natürlich der Wechsel von Regisseur Simon Schlösser zum Drittliga-Konkurrenten Bergische Panther schmerzt. Der 27-Jährige war zuletzt der erfolgreichste Werfer des LSC und seine 128 Treffer in 22 Spielen brachten ihn in der 3. Liga auf Platz fünf. Zweiter in der internen Rangliste war im Übrigen Lukas Martin Schulz, der in der um die Siebenmeter bereinigten Statistik tatsächlich knapp vor Schlösser über die Ziellinie kam. Schlösser stand nach Abzug seiner 43 Siebenmeter bei 85 Toren, während Schulz von 98 Toren aus 21 Spielen nur zehn Siebenmeter abziehen musste und bei 88 Treffern landete. In Sachen Zielsicherheit konnte Longerich einen passenden Ersatz für Simon Schlösser finden: Zu den „Lunkern“ kommt vom Zweitliga-Absteiger HSG Krefeld der schnelle Linksaußen Max Zimmermann, der einen Kreuzbandriss hinter sich hat und nun in Longerich wieder voll angreifen will. Der 29-Jährige war 2016/2017 mit 215 Treffern der Torschützenkönig in der 3. Liga West. Weitere Veränderungen im Aufgebot soll es nicht geben: „Wir setzen auf Kontinuität.“
Angesichts der Aufstockung auf insgesamt 72 Drittliga-Vereine für 2020/2021 sehen die Longericher der Einteilung der vier Gruppen mit Spannung entgegen – wobei sie fest davon ausgehen, erneut eine Reihe attraktiver West-Duelle bestreiten zu können. Aus der 2. Liga kommt noch die HSG Krefeld runter, während der lange vom Aus bedrohte Leichlinger TV nun doch weitermacht und nun neben den Bergischen Panthern wie immer zu den besonderen Rivalen vor der Haustür gehört. Neu im Kreis der Derby-Kontrahenten ist der Regionalliga-Meister TuS 82 Opladen, dessen Aufstieg für Stark nicht überraschend kommt: „Das habe ich mir schon damals in der Vorbereitung auf die vergangene Saison gedacht, als wir gegen sie gespielt haben.“
In der Vorbereitung auf die nächste Saison, die im ursprünglichen Terminplan am ersten September-Wochenende beginnen soll, will sich der LSC am liebsten mit hochkarätigen Gegnern messen. Für die Zeit nach der Rückkehr in die Halle sind Tests gegen den Bundesliga-Aufsteiger TuSEM Essen sowie gegen die Zweitligisten TV Großwallstadt, TSV Bayer Dormagen und TuS Ferndorf geplant. Außerdem trifft Longerich auf Klubs aus Belgien und den Niederlanden. Wenn alles klappt. Da hilft es sicher, dass der Kölner an sich sei von Natur aus optimistisch sein soll. Und klar: Es gibt definitiv viel schlechtere Taktiken.