Regionalliga
Es geht nicht mehr: Viktor Fütterer beendet Karriere
Für den Linkshänder des TV Korschenbroich endete die Saison mit einem Kreuzbandriss bereits im Oktober 2019. Vielleicht kehrt er irgendwann als Trainer zurück.

Frag nach beim Schiedsrichter: Viktor Fütterer (Nummer 27) hatte auch im Trikot des TV Korschenbroich kein Problem, die eine oder andere Szene mit dem Unparteiischen zu besprechen. (Foto: Thomas Schmidt)

Das waren noch Zeiten. Im Sommer 2009 spielte der junge Viktor Fütterer für die Ibbenbürener Spielvereinigung in der Regionalliga und unterschrieb nun einen Vertrag beim Zweitligisten Ahlener SG. Fütterer, damals 22, galt zunächst nur als Perspektivspieler, wollte die Chance aber unbedingt nutzen – ein Beleg dafür, wie viel er für den Handball einzusetzen bereit war. Über den Drittligisten TuS Wermelskirchen zog es ihn zum Neusser HV, mit dem er 2017 die Meisterschaft in der 3. Liga holte. Zur Saison 2018/2019 konnte ihn der Regionalligist TV Korschenbroich in die Waldsporthalle locken, wo er dem jungen Team durch seine Erfahrung helfen sollte. Auch in diese Aufgabe stürzte sich der Linkshänder mit Leidenschaft und liebend gerne hätte er mit dem TVK im Jahr darauf den nächsten Entwicklungs-Schritt vollbracht – auf einem Weg, der die Mannschaft zumindest mittelfristig zurück in die 3. Liga führen soll. Dass etwas dazwischenkam, ahnten seinerzeit weder der Spieler noch Trainer Dirk Wolf. Inzwischen steht fest: Der fünfte Spieltag war der letzte Einsatz des Viktor Fütterer – nicht nur für den TVK. Fütterer beendet seine Karriere.

Er erinnert sich noch genau an die Partie gegen die TSV Bonn rrh. am 12. Oktober 2019. „War gar keine so wilde Situation.“ Ein paar Tage später bestätigten sich allerdings die ersten Befürchtungen: Kreuzbandriss. Es folgte eine längere Pause, ehe es über die Operation in die Reha-Maßnahmen ging. Weil die Dinge im Laufe der Monate trotz intensivster Bemühungen und optimaler Behandlung nicht so reibungslos voranschritten wie erhofft, zog der Linkshänder für sich vor Kurzem im Frühjahr 2020 die Notbremse: „Das wars, ich höre auf.“ Wie groß dennoch die Verbundenheit zum Regionalligisten ist, beweist diese Vermutung: „Vielleicht hätte ich mich ohne die Verletzung überreden lassen, noch ein Jahr dranzuhängen.“ Vereinbart war nur ein Vertrag bis Juni 2020, sodass Korschenbroich mit dem Abgang des Führungsspielers rechnen musste. Damit endet die Karriere des Viktor Fütterer zeitlich wie geplant – und doch ganz anders.

Wurfarm frei: Viktor Fütterer (mit Ball) war als Linkshänder für jede gegnerische Abwehr ein besonderes Problem. (Foto: Thomas Ellmann)

Was ihn für jeden Verein so wertvoll machte: Fütterer, einer aus der begehrten Kategorie der Linkshänder, beherrschte das handballerische Handwerk auf Rechtsaußen und im rechten Rückraum. Dass sein Blick für die Situation und die mittlerweile enorme Erfahrung den Korschenbroichern schmerzhaft fehl(t)en, findet in der abgebrochenen Saison 2019/2020 viele Belege. Daraus erklären sich unter anderem die enormen Schwankungen in den Leistungen, die etwa beim spektakulären 34:26 im Januar gegen die SG Ratingen und nur einen Monat später im Februar mit dem bitteren 26:34 beim späteren Meister TuS 82 Opladen ihren jeweils kräftigsten Ausschlag erlebten. Fütterer sieht darin keinen Grund, einem der einstigen Teamkollegen einen Vorwurf zu machen, sondern wertvolle Bausteine  für einen Entwicklungsprozess. Darin traut er der dem TVK für 2020/2021 einiges zu: „Die haben sich punktuell verstärkt und sie werden oben mitspielen.“ Neu für die rechte Seite kam etwa Heimkehrer Henrik Schiffmann (zuletzt HSG Krefeld), der jetzt zusammen mit Justin Kauwetter den Rückraum im bisherigen Fütterer-Land abdecken wird.

Viktor Fütterer hat die Entscheidung, den Handball in die Ecke zu legen, nicht aus einer üblen Laune heraus getroffen, sondern Für und Wider sorgfältig miteinander verglichen. Was fehlt mir, was gewinne ich? Am Ende konnte es sich der 33-Jährige, der im Dezember 34 wird, nicht mehr vorstellen, sich noch einmal aktiv aufs Feld zurückzukämpfen. „Ich bin jetzt wieder in Bewegung“, sagt Fütterer – was nicht viel mit einem wettkampffähigen Zustand zu tun hat. Und ohne den fehlenden inneren Antrieb wollte er einen womöglich halbherzigen Versuch weder sich noch einer Mannschaft antun. Darüber hinaus ist Fütterer gerade dabei, sich beruflich neu zu orientieren – was ebenfalls nicht zu hohem Aufwand für leistungsgerechtes Training passt. Ganz nebenbei räumt Viktor Fütterer ehrlich ein, dass er längst die positive Seite der langen Zwangspause schätzt: „Ich hatte in meiner Karriere eine geile Zeit. Dafür bin ich jetzt viel freier. Ich kann auch mal andere Sachen unternehmen.“

Daraus folgt: Den Spieler Fütterer wird es nicht mehr geben. Kann aber einer, der rund zwei Jahrzehnte in so vielen Hallen Tore erzielt und sein „ganzes Leben in der Halle verbracht“ hat, wirklich vom Handball loskommen? Die Antwort lässt eine Hintertür offen: „Man soll niemals nie sagen.“ Vielleicht kehrt Fütterer ja nach einer Art „Sabbatjahr“ zurück und steigt ins Trainergeschäft ein, zur Not am Anfang als eine Art Lehrling. „Ich glaube, dass kann auf jeden Fall ein Thema werden. Und es wäre sicher eine echte Herausforderung“, betont Fütterer. Die hat er ja schon 2009 nicht gescheut.