Oberliga Mittelrhein
Freddy Rudloff: Dormagen II ist eine Plattform für Talente
Der Trainer des Zweitliga-Unterbaus kombiniert Ehrgeiz und Realitätssinn. Sein Schwerpunkt ist die Ausbildung.

So sieht das aus: Dormagens Trainer Freddy Rudloff ist als Trainer für eine sehr junge Mannschaft verantwortlich – und selbst immer noch topfit. Deshalb könnte er bei Bedarf auch aushelfen. (Foto: Thomas Schmidt)

Vor der vergangenen Saison verhielten sich alle eher defensiv. Der TuS Derschlag wies jede Aufstiegsambition von sich und die späteren Top Teams HC Gelpe/Strombach und Pulheimer SC sahen sich in der Oberliga Mittelrhein ebenfalls zu keiner Meisterschaft gezwungen. Sowieso keinen Druck hatte nach eigener Aussage die HSG Refrath/Hand. Es gab allerdings einen Ausreißer, der damals ein klares Ziel formulierte: Es soll in Richtung Regionalliga gehen. Die Zweite des TSV Bayer Dormagen sollte liefern und nach Möglichkeit aufsteigen – ein Plan, der eigentlich zum ehrgeizigen Trainer Freddy Rudloff passt. Eigentlich. Rudloff verfügt schließlich auch eine über gesunde Portion Realismus: „Wenn man aufsteigen will, muss man in eine Mannschaft investieren. Man braucht feste Trainingsgruppen sowie eine Mischung aus Jugend und Erfahrung. Unsere Priorität liegt bei der Ausbildung der Spieler und nicht bei der Meisterschaft.“ Dass es letztlich Rang drei wurde, ging deshalb für ihn völlig in Ordnung.

Schon in der jüngeren Vergangenheit pflegte Rudloff einen guten Austausch mit Jamal Naji – seinem kürzlich zu TuSEM Essen in die Bundesliga gewechselten Trainerkollegen, der die Jugendarbeit des TSV koordinierte und gleichzeitig ein Freund aus gemeinsamen Zeiten bei der HSG Siebengebirge ist. Dormagen II gab den A-Jugendlichen immer Raum für Spielzeit und achtete gleichzeitig auf ein vernünftiges Belastungsniveau der Talente. Doch ist die Bayer-Zweite mit den A-Jugendlichen aus der Bundesliga wirklich besser? „Das kann man pauschal nicht sagen. Klar sind die Jungs variantenreich und unheimlich schwer auszurechnen, doch manche müssen sich noch an die Härte des Herrenbereichs gewöhnen“, meint Rudloff, „zusätzlich haben wir eine ständig wechselnde Besetzung in der Saison. Wir können nie voll aufeinander abgestimmt sein.“

Es zeigt sich, dass Dormagen Hindernisse überwinden muss – wie jeder andere Verein. Verrückt, aber wahr: Rudloff konnte mit seinen Schützlingen in der vergangenen Saison im Training nie sieben gegen sieben spielen. Eine gemeinsame Einheit von A-Jugend und Oberliga-Mannschaft soll diesem Problem künftig entgegentreten. Ganz nebenbei: An der Römerziegelei geht es nach der langen Corona-Pause erst in dieser Woche wieder mit dem Training im Sportcenter los. Und die Ziele für 2020/2021 sind diesmal von allen Seiten etwas defensiver gehalten. „Das Top-Niveau der Oberliga ist eine gute Plattform für junge Spieler. Ich persönlich möchte natürlich immer jedes Spiel gewinnen. Wir werden versuchen, unsere Leistung der letzten Saison zu bestätigen“, erklärt Rudloff. Das dürften die Bayer-Verantwortlichen so unterschreiben.

Der künftige Kader baut erwartungsgemäß auf junge Leute. In Wael Ben Youssef (zum MTV Rheinwacht Dinslaken/Regionalliga) und Ali Kinanah (TK Nippes/Oberliga) verliert Rudloff zwar zwei Spieler für den linken Rückraum, doch Dormagen II wird die Lücke zu füllen wissen. Ein Kandidat ist Jan Speckmann, der mit der DJK Oespel-Kley (Dortmund) in seinem zweiten A-Jugend-Jahr in der Bundesliga unterwegs war. Im absoluten Notfall könnte Freddy Rudloff, der 2014 mit Bayer den Aufstieg in die 2. Liga schaffte, sogar selbst noch auflaufen. Oberstes Ziel des TSV Bayer Dormagen II bleibt allerdings die Ausbildung junger Spieler. Auch in der kommenden Saison.