3. Liga Nord-West
„Toto“ Schmidt hat einfach Bock auf Opladen
Der Torhüter bringt aus Krefeld und Longerich fünf Jahre Drittliga-Erfahrung mit zum Aufsteiger TuS 82.

Breit und breiter: Opladens neuer Torhüter Nils Thorben Schmidt (hier noch im Trikot des Longericher SC) weiß genau, wie er die gegnerischen Angreifer im direkten Duell beeindrucken kann. (Foto: Thomas Schmidt)

Sie sind ziemlich neu in dieser 3. Liga. Da kann es ja grundsätzlich nicht verkehrt sein, sich jemanden an Bord zu holen, der sich mit der Atmosphäre in ein paar auf halb Deutschland verteilten Hallen ein bisschen besser auskennt. Also hielt der TuS 82 Opladen, Regionalliga-Meister 2019/2020, beizeiten Augen und Ohren offen – so früh, dass damals im Januar der Aufstieg noch gar nicht endgültig feststehen konnte. Der Zeitpunkt war trotzdem oder gerade deshalb sehr günstig, weil beim Klassen-Konkurrenten SG Ratingen eben einer beschlossen hatte, den Aufwand fürs ständige Pendeln zum Training herunterzufahren. Opladen und Torhüter Nils Thorben Schmidt, der bei fast allen nur „Toto“ heißt, kamen miteinander ins Gespräch. „Favo hat mich gefragt, ob ich Bock auf Opladen habe“, erzählt Schmidt über seinen Austausch mit Trainer Fabrice Voigt, „und in seinen Ausführungen habe ich mich schnell wiedergefunden.“ Weil die Vorstellungen zueinander passten und die Chemie auf Anhieb stimmte, wurden beide Seiten bald handelseinig. Der Keeper fand einen Klub mit dem Anspruch auf Leistung und der Verein einen starken Torhüter – der nun gemeinsam mit Eric Prützel auf dem Posten zwischen den Pfosten dazu beitragen will, dass das Abenteuer 3. Liga für den TuS 82 ein Happy End bringt. Und ganz sicher ist er nur gekommen, um Zeit zu sparen – aber keineswegs am Engagement.

Schmidt, der in Köln studiert und den Master für Sonderpädagogik jetzt in der Tasche hat, will sich gerne auf dem Feld verausgaben. Das war beim gebürtigen Wuppertaler schon so, als er im Nachwuchs des Hamburger SV Handball unterwegs war und später in der Ratinger Bundesliga-A-Jugend. Anschließend stand er bei den Drittligisten HSG Krefeld und Longericher SC im Tor, ehe er sich im Frühjahr 2019 zu einem Wechsel nach Ratingen entschloss. Klar: Dass der personell deutlich stärker als die Konkurrenz ausgestattete Kader der SG relativ bald nichts mehr mit dem Kampf um die Meisterschaft zu tun hatte, war für alle eine Enttäuschung. „Wir sind unserem Ziel hinterhergelaufen“, sagt Toto Schmidt, „aber ich habe da eine super-intakte Mannschaft gesehen und mich sehr wohlgefühlt.“ Trotzdem reifte in ihm der Entschluss, am Ende der Saison unter anderem wegen des im November beginnenden Referendariats erneut eine Veränderung vorzunehmen: „Ich habe allein für die Autofahrten ungefähr zehn Stunden pro Woche ausgerechnet. Diesen Aufwand konnte ich nicht mehr stemmen. Und dazu ist mir der Beruf jetzt zu wichtig.“  

Da steht die Wand: Opladens Sportlicher Leiter Markus Sonnenberg (dunkles Trikot) hatte im März in Ratingen das für ihn ziemlich zweifelhafte Vergnügen, immer wieder an seinem heutigen Teamkollegen Nils Thorben Schmidt zu scheitern. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Wege nach Opladen sind nun deutlich kürzer, die sportliche Ansprüche mindestens ebenso hoch wie bisher – und Schmidt, der bereits eine halbe Ewigkeit im Handball zu Hause zu sein scheint, doch erst 25 Jahre alt. Welche besondere Art von Emotionen der Schlussmann in eine Partie zu bringen versteht, erlebte der TuS 82 in der zurückliegenden Saison 2019/2020 aus nächster Nähe am 7. März mit dem 28:28 im Spitzenspiel. Opladen dominierte vor allem die ersten 15 Minuten und hätte später bei halbwegs konsequenter Chancenverwertung beide Punkte nach Hause bringen müssen. Einer hatte allerdings sehr viel dagegen: Nils Thorben Schmidt, der die Ratinger im Duell mit seinem künftigen „Arbeitgeber“ fast alleine in der Partie hielt und reihenweise Glanzparaden zeigte. Einer der besonders verzweifelten Opladener: Rechtsaußen Markus Sonnenberg, der im „Nebenberuf“ noch Sportlicher Leiter des TuS 82 ist. An seine mindestens im halben Dutzend von Schmidt parierten freien Würfe erinnert er sich heute noch sehr genau. Und daran, dass er an diesem Abend überhaupt keinen Treffer erzielen konnte. Eigentlich war genau das aber für Sonnenberg mit etwas Abstand sowie eine Bestätigung: „Toto ist ein Riesentyp, eine echte Bereicherung und Verstärkung für uns.“

Der derart Gelobte gibt die Komplimente zurück und er sieht die Opladener insgesamt sehr gut vorbereitet auf das Abenteuer 3. Liga: „Sie haben sich frühzeitig und intensiv mit dieser Idee auseinandergesetzt. Das Training war bisher sehr zielführend und es hat trotzdem Spaß gemacht. Und ganz im Ernst – ich habe noch nie so viele Trainer gehabt.“ Gemeint ist, dass sich neben Cheftrainer Voigt auch Srdjan Nikolic (Co-Trainer), Jonas Gördes (Co-Trainer und Athletik), Benedikt Klein (Torhüter) und Marlon Horvath (Athletik) um die handballerischen Belange des Drittliga-Kaders kümmern. Trotz der guten Voraussetzungen gibt es rund um die Bielerthalle allerdings keine Tagträumereien und alle sind sich darüber im Klaren, dass der Kampf gegen den Abstieg von der ersten Sekunde an im Vordergrund stehen wird. „Toto“ Schmidt will dazu durch möglichst viele Paraden und andere Impulse beitragen: „Ich kann auf viele wichtige Erfahrungen zurückgreifen und ich sehe mich schon als Führungsspieler.“

Vom Sport, der über einige Jahre eine Art Lebensmittelpunkt war, wird er trotz beruflich bedingter Verschiebung vermutlich nie loskommen: „Ich freue mich wirklich sehr darauf, wenn es endlich in die Schule geht. Handball ist aber immer mein Nummer-1-Ausgleich.“ Das hören sie naturgemäß gerne beim TuS 82, der wie Schmidt dem Start in die neue Saison entgegenfiebert. In der Summe ergibt sich daraus: Es ist nach dem neueren Deutsch eine Win-Win-Situation. „Toto“ hat Bock auf Opladen und Opladen hat Bock auf „Toto“.