24. Juli 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die kenn‘ ich doch? So oder ähnlich wird es vielleicht vielen gegangen sein, die jetzt die Gelegenheit zu einem Lauf rund um die Sengbachtalsperre genutzt haben. Und wer seine Ohren auf der ebenso herausfordernden wie landschaftlich schönen Strecke trotz aller Strapazen auf die Umgebung einrichten konnte, wird mitbekommen haben, dass sich da zwei über Sport unterhalten – der eine etwas mehr angestrengt, der andere etwas (viel) weniger. Der eine ist Schiri und 52 Jahre jung, der andere Spieler. Und mit 28 könnte er der Sohn des Älteren sein. Knut Kolk allerdings, dessen Leidenschaft das Pfeifen ist, hat verwandtschaftlich wenig mit Markus Sonnenberg zu tun. Was beide eint: Ihre Leidenschaft ist der Handball – durch den sie kürzlich eine ungewöhnliche Verabredung trafen: Kolk hatte Sonnenberg für eine Laufeinheit „eingekauft“.
Der Spieler Sonnenberg ist zugleich Sportlicher Leiter des Drittliga-Aufsteigers TuS 82 Opladen und in dieser Funktion immer auf der Suche nach Ideen. In der coronabedingten Pause waren nicht nur die Opladener darauf gekommen, über ein Crowdfunding etwas Geld einzusammeln und so besser durch die schwierige Zeit zu segeln. Eins der Angebote des Vereins im Portfolio: Wer Lust hatte, konnte für 40 Euro einen Lauf buchen. Mit Markus Sonnenberg. Das wiederum war bei Knut Kolk angekommen – der den Opladener seit Langem kennt und ihn einst wohl sogar als Schiedsrichter ausgebildet hat. Beide erinnern sich jedoch nur verschwommen: „Kann sein, ich glaube ja.“ In den vergangenen Jahren sind sie sich allerdings immer wieder über den Weg gelaufen – zum Beispiel direkt am ersten Spieltag der Saison 2019/2020, als der TuS 82 bei der HSG Siebengebirge mit einem 30:22 startete. Ganz klar: Wäre Opladen heute unverändert in der Regionalliga zu Hause, hätte die Lauf-Aktion ohne Kolk stattgefunden: „Dann hätte ich es sicher nicht gemacht.“ So ist das beim gebürtigen Wermelskirchener: Er schätzt die Nähe zu den Spielern – ohne sich in die Gefahr zu begeben, dass ihm daraus vielleicht eine Bevorzugung in der einen oder anderen strittigen Situation unterstellt werden könnte.
Hinter Kolk, der von 2012 bis 2017 Schiedsrichterwart des Bergischen Handball-Kreises war, liegen mehr als zwei Jahrzehnte als Mann an der Pfeife und ein Ende ist nicht abzusehen. An der Seite des noch erfahreneren Wolfgang Fechtner (65) wird er 2020/2021 ebenfalls Spiele in der Regionalliga leiten – mit derselben Begeisterung wie immer. „So schnell wie früher bin ich nicht mehr“, sagt Kolk, der über den befreundeten Kollegen Fechtner nur staunen kann: „Der läuft den ganzen jungen Hüpfern weg.“ Ein dickes Plus an Erfahrung und intensives Training sind die Basis dafür, dass sich Kolk/Fechtner in der Regionalliga sehr gut aufgehoben fühlen. Ihr Standpunkt: Je höher du pfeifst, desto einfacher wird es für Schiris eigentlich – weil die Spieler dann eher genau wissen, was sie tun.
Ihren Stil an der Pfeife bezeichnen die Herren als kommunikativ. „Wir sind bisher in jeder Halle vorne reingekommen und vorne wieder rausgegangen“, erzählt Kolk, „mit mir kannst du reden.“ Diese ausgeprägte Bereitschaft zum Gedankenaustausch bekamen gerade die Opladener zu spüren, als sie am 15. Februar mit dem 25:29 beim TV Aldekerk eine ihrer drei Saison-Niederlagen hinnehmen mussten. Kolk/Fechtner schritten sehr rechtzeitig gegen zu heftiges Trikotziehen ein – das ja nach den Regeln ohnehin selbst in der einfachen Form untersagt ist. Nach ein paar kurzen Anfangs-Diskussionen hatten die Spieler beider Seiten die Linie der Unparteiischen verstanden. „Es ist immer auch der Ton, auf den es ankommt“, findet Knut Kolk, der – wie Fechtner – nachher jederzeit für ein Gespräch zu haben ist und dann durchaus eigene Fehler einräumt: „Wir sind Menschen und wir machen Fehler. Dass du keinen machst, gibt es nicht.“
Selbstredend kein Fehler war die gemeinsame Laufeinheit für Markus Sonnenberg, der das vorgeschlagene Tempo locker mitmachen konnte: „So schlimm war es nicht.“ Er hatte sich auf die Anfrage von Kolk hin bereiterklärt, alle Distanzen bis hin zu einem Halbmarathon zu absolvieren. Und so ging es zweimal rund um die Sengbach-Talsperre. Die Laufuhren zeigten später im Mittel ungefähr eine Strecke von 22 Kilometern und sie blieben bei rund 2:20 Stunden stehen – was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 9,6 Kilometern pro Stunde entspricht. Knut Kolk, der sich erst am Tag zuvor einen 25-Kilometer-Lauf gegönnt hatte, sieht durchaus Steigerungspotenzial: „Ich schleppe mit meinen zwei Metern ein paar Kilo zu viel mit mir herum. Das ist furchtbar.“ Die Fortschritte könnte er ja im nächsten Jahr bei einem neuen „Rennen“ mit Markus Sonnenberg überprüfen.