Regionalliga Nordrhein
Riesentalent: „Nitschi“ und die großen Fische
Der Linksaußen der SG Ratingen gab mit 17 sein Debüt in der 3. Liga. Im "Löwenrudel" ist er längst eine feste Größe und Leszek Hoft sein Mentor.

Starke Ausbeute: Yannik Nitzschmann bringt offensichtlich nicht nur auf dem Handball-Feld erstaunliche Erfolge zustande. Foto: (YN)

Es ist allseits bekannt: Bei der SG Ratingen finden immer wieder Spieler ihr Zuhause, die im Handball schon viel erlebt haben. Auftritte in einer Klasse oberhalb der Regionalliga Nordrhein sind eher die Regel als die Ausnahme. Auch auf Bundesliga-Erfahrung kann die SG zurückgreifen. Die Saison 2016/2017 war zunächst trotzdem die letzte in Deutschlands dritthöchster Liga – und seitdem ist die SG jedes Jahr eine der Top-Mannschaften der Regionalliga Nordrhein. Und genau in dieser Topmannschaft gibt es unter den nicht wenigen Prominenten einen Ausreißer. In der Saison 2016/2017 hatte die SG größere Verletzungssorgen, sodass im Spiel gegen den VfL Gummersbach II ein damals Unbekannter seine Chance bekam. Der junge Mann nutzte die Gelegenheit: Linksaußen Yannik Nitzschmann – genannt „Nitschi“ – erzielte am 12. November 2016 in seinem ersten Drittligaspiel mit 17 gleich seinen ersten Treffer und er ist vier Jahre später längst ein fester Bestandteil des Ratinger „Löwenrudels“.

Schon in der Jugend, damals als Mittelmann, war Yannik Stammgast in der Auswahl des Verbandes Niederrhein – bis zum großen Rückschlag: „Man sagte mir, ich sei zu klein für den Rückraum und zu wertvoll für die Außenbahn. Das war absolut niederschmetternd.“ Das Talent des heute 21-Jährigen erkannte dann bei der SG Ratingen kein Geringerer als Leszek Hoft, der in seiner Trainer-Laufbahn nicht nur dieses Handballjuwel förderte. „Ich habe Yannik bei einem Probetraining gesehen – ein schneller und trickreicher Spieler, der technisch sehr begabt war. Ein Schlitzohr eben. Also habe ich  ihn gefragt: Was willst du im Handball erreichen?“, berichtet Hoft. Yannik wusste, was er wollte: „Ich möchte so hoch wie möglich spielen.“ Mit vollem Fokus auf dem Handball und immer mit voller Unterstützung seiner Mutter Kirstin trainierte Yannik – und erstattete Hoft wöchentlich Bericht, was ihm viel Einsatz und Disziplin abverlangte. Dass sein Schützling schließlich die Chance in der Dritten Liga erhielt, erfüllte und erfüllt Hoft mit Stolz: „Yannik hat sehr viel gearbeitet. Er hat noch sehr viel Potential und ist jung, aber es darf auf keinen Fall zu schnell gehen. Handball spielt sich sehr viel im Kopf ab, Geduld ist das Stichwort.“

Volle Kraft voraus: Yannik Nitzschmann (mit Ball) ist einer der besten Linksaußen der Regionalliga – mit der Aussicht auf weitere Karriere-Schritte. (Foto: Thomas Ellmann)

Heute ist Yannik noch immer fleißig: „Ich trainiere alles sehr gerne, mit einer Ausnahme. Jogging finde ich auf Dauer langweilig, dann laufe ich lieber 50 Bahnen mit einem Medizinball.“ Den Ehrgeiz bringt er auch in die nächste Saison ein. „Ich werde versuchen, in jedem Spiel wieder alles aus mir herauszuholen. Die eigene Leistung ist wichtig“, findet Yannik, der jedoch nicht nur an sich selbst denkt, sondern gleichzeitig an ganz Ratingen: „Aufsteigen wäre natürlich schon geil!“

Neben dem ganzen Handball gibt es natürlich einige andere Dinge – und das weiß Yannik genau. Zurzeit steht er im Lehramts-Studium (Grundschule) und treibt liebend gerne weiteren Sport. Mit alten Schulfreunden trifft er sich hin und wieder zum Beach-Volleyball – kein Wunder also, dass die Karibik mit ihren traumhaften Stränden eines seiner liebsten Reiseziele ist. Doch ein Trip an einen See gibt Yannik ebenfalls viel: Gerne vertreibt er Stress mit dem Angeln. Das im Übrigen zum Leidwesen von Papa Jörg: Yannik musste einen Anglerschein zusammen mit einer erwachsenen Begleitperson machen – und der eigentlich wenig am Angeln interessierte Vater unterstützte den Sohn. „Es ist ein perfekter Gegensatz in dieser schnellen Welt. Man ist draußen in der Natur und kann einfach mal ausspannen und nicht erreichbar sein“, erklärt Yannik.

Seine Mutter Kirstin, die selbst aktiv zum Beispiel für den TB Wülfrath gespielt hat, ist wohl Yanniks größter Fan. „Oft aber auch meine allergrößte Kritikerin“, fügt der 21-Jährige mit einem Lachen hinzu. Auch Yanniks Großeltern sind Stammgäste in Ratingen, um ihrem Enkel zuzusehen. „Es ist so schön, so etwas zu haben. Insgesamt kann ich nur Danke sagen“, betont Yannik, der nicht nur die Fahrdienste seiner Mutter sehr zu schätzen weiß. Dass er sich nach einem Spiel bei der Begrüßung der Familie auf dem Weg zurück in die Kabine ein Außenband gerissen hat, bringt ihm heute irgendwie auch ein Lachen ins Gesicht.

Doch wo soll es bei einer bisher so ordentlichen Laufbahn noch hingehen? „Talent ist das eine, Wille und Ehrgeiz das andere. Klar habe ich Träume und die bestmögliche Unterstützung von allen Seiten, aber ich denke erst mal an die nächste Saison. Da möchte ich wieder abliefern“, verspricht „Nitschi“. Seine Familie, die SG Ratingen und Mentor Leszek Hoft werden gespannt darauf sein, was dann am Ende herauskommt.