Regionalliga Nordrhein
Tobias ist der Wolff aus Rheinbach
Der Rückraumspieler sieht seinen Verein als Heimat und seinen Bruder Andreas als Vorbild.

Hoch und höher: Tobias Wolff (Nummer 33) kann gut und gerne auch über eine gegnerische Abwehrreihe sehen – und werfen. (Foto: Thomas Schmidt)

Beim TV Rheinbach mussten sich gegnerische Trainer in den vergangenen Jahren immer auf eine sehr eingespielte Mannschaft vorbereiten. Es ist quasi ein Markenzeichen der Rheinbacher, mit eigenen Talenten zu arbeiten. Einer von ihnen: Tobias Wolff. Seit fast einem Vierteljahrhundert ist der Rückraumspieler dem Handball treu – obwohl er selbst erst 27 ist. Der Wolff, wie ihn seine Teamkollegen nennen, fühlt sich in Rheinbach einfach zu Hause. Kein Wunder: Er hat dort über diesen langen Zeitraum viele Freunde gefunden. Einer davon ist sein heutiger Trainer Jan Hammann. „Tobias ist immer gut gelaunt und ein entspannter Typ“, erzählt Hammann, der Wolff seit der Jugend kennt und auch zusammen mit ihm aktiv war.

Im Jahr 2013 holte Rheinbach die Mittelrheinmeisterschaft – mit Wolff und Hammann. Die Qualifikation um den Aufstieg in die 3. Liga gegen den Neusser HV ging über die Regel der Auswärtstore hauchdünn an den Kontrahenten. Nach dem 21:23 in eigener Halle reichte das 22:20 in einem tollen Krimi bei den Neussern trotzdem nicht mehr. Wolff selbst, der damals als A-Jugendlicher gerade erst in die Mannschaft gekommen war, steuerte in seiner ersten richtigen Herrensaison in der damaligen Oberliga bereits 57 Tore bei. „Ihn hat schon immer ein sehr starker Zug im Arm ausgezeichnet. Das Laufen war dann weniger sein Ding, obwohl er im letzten Jahr sehr fleißig war und stark daran gearbeitet hat. Letztes Jahr hat uns Tobias zudem eine große Qualität in der Abwehr gegeben“, sagt Hammann. Ob mehr als die Regionalliga drin gewesen wäre, kann er nicht abschätzen: „Das lässt sich heute nur mutmaßen.“

Zuhörer: Rheinbachs Trainer Jan Hammann (rechts) kann davon ausgehen, dass seine Worte bei Tobias Wolff (Zweiter von links) und dem Rest des Teams ankommen. (Foto: Thomas Schmidt)

Wolff fühlt sich in Rheinbach wohl und trainierte im vergangenen Jahr zusammen mit dem Teamkollegen Timm Schwolow sogar die A-Jugend des Vereins. Dort scheint er ein Vorbild für den Nachwuchs in Rheinbach zu sein, während sein eigenes der ganzen Handballwelt ein Begriff ist. Beim Namen Wolff wird es beim einen oder anderen schon geklingelt haben: Die Rede ist von Nationaltorhüter Andreas Wolff. „Er ist einfach mein großer Bruder, mein Vorbild. Dass er einer der besten Torhüter der Welt ist, vergesse ich dabei schon mal“, erklärt Tobias. Er hat noch immer einen guten Kontakt zum prominenten Bruder und für einen Scherz ist der Rheinbacher Wolff jederzeit zu haben: „Mein Lieblingsverein ist natürlich Vive Kielce. Schon als kleiner Junge habe ich in Kielce-Bettwäsche geschlafen!“ Humor gehört wohl zu Wolff – so wie er selbst zum TV Rheinbach. Und wer es nicht weiß: Andreas Wolff, von 2016 bis 2019 beim THW Kiel unter Vertrag, spielt zurzeit für den polnischen Top-Klub Kielce.

Ein großes Erlebnis steht für Tobias Wolff ebenfalls mit seinem Bruder in Verbindung:  2016 durfte Tobias beim EM-Finale in Polen dabei sein und das 24:17 des Außenseiters Deutschland gegen Spanien sehen: „Ein unglaubliches Event mit dem besten Ende.“ Gerne erinnert sich der 27-Jährige zudem an eine knapp einmonatige Tour durch Thailand: „Bei jeder Inlandsreise hat man sich gefragt, ob man sein Ziel auch erreicht, das war wirklich aufregend.“ Geht es um andere Erlebnisse außerhalb des Handballs, schwingt sich Tobias einfach mal aufs Mountainbike.

Aufregung wird es bei Tobias Wolff in der kommenden Zeit wohl auch privat geben. Der Grund: Lediglich Corona verhinderte in diesem Jahr seine Hochzeit. Aufgehoben ist allerdings nicht aufgeschoben und deshalb wird der Rheinbacher Wolff 2021 seine Verlobte heiraten, die er schon seit über zehn Jahren an seiner Seite hat. Der Bald-Ehemann freut sich: „Es werden die ersten Schritte in Richtung eigene Familie.“ Die Handball-Familie wird ihn auf dem weiteren Lebensweg wohl gleichfalls noch eine ganze Weile begleiten. Obwohl Tobias Wolff gerade an einer Knieverletzung laboriert, ist er  für die kommende Saison in Rheinbach und besonders für die Mission Klassenerhalt fest eingeplant.