Regionalliga Nordrhein/Oberliga Mittelrhein
Breuer/Schaaf: Was Schiris von Pferden lernen können
Jérôme Breuer und Dennis Schaaf pfeifen leidenschaftlich gerne. Ihr Mentor Frank-Michael Teschauer traut ihnen eine Menge zu.

Wie war das eben? Jérôme Breuer (links) und Dennis Schaaf (Mitte) sind oft bereit, sich mit den Spielern auszutauschen. Hier hat ganz offensichtlich Roman Stabauer (rechts) vom Mittelrhein-Oberligisten Fortuna Köln eine Frage. (Foto: Thomas Schmidt)

In der Regionalliga und in der Oberliga kennt mittlerweile jeder das Schiedsrichtergespann Breuer/Schaaf. Jérôme Breuer ist quasi schon sein halbes Leben an der Pfeife, denn der heute 32-jährige wurde nach seiner kurzen aktiven Karriere im Handball schnell zum Regel-Ass. Auch Dennis Schaaf, der seit 2011 pfeift, hat mit 27 bereits einige Erfahrung. Lässt es die Zeit zu, dann nimmt Schaaf den Ball gerne auch selbst in die Hand und kämpft mit seinem SV Eilendorf in der Kreisliga Aachen/Düren um Punkte. Seit 2013 leiten Breuer/Schaaf ihre Spiele zusammen und seit der Saison 2017/2018 gehören sie zum festen Bestandteil des Regionalligakaders bei den Schiedsrichtern im Handball-Verband Mittelrhein – und alles mit optimaler Unterstützung: Frank-Michael Teschauer und der vor einigen Monaten verstorbene Uwe Prang boten sich seit 2017 mit ihrem Wissens-Schatz aus Überzeugung als Mentoren an. „Jérôme und Dennis sind ein regelsicheres Gespann, sie bringen Feingefühl und Spielverständnis mit. Manchmal brauchen sie noch mehr Konstanz in den Entscheidungen“, sagt Teschauer über den aktuellen Stand der beiden Aachener.

Diese gute Basis soll sich nun weiter verbessern. Teschauer, der selbst jahrelang mit Uwe Prang das wohl beliebteste Gespann des Mittelrheins war, kennt Methoden, die Schiedsrichter nach vorne bringen – und er weiß, worauf es ankommt: „Als Schiedsrichter muss man dafür sorgen, dass sich Spieler und Trainer fair behandelt fühlen. Das ist nicht einfach, da Spieler, Trainer und sogar Zuschauer ein feines Gespür für gleiche Entscheidungen auf beiden Seiten haben. Da hilft eine gute Ausstrahlung auf dem Spielfeld.“ Jene Ausstrahlung soll ein ungewöhnliches Training mit Pferden verfeinern.

Klares Zeichen: Jérôme Breuer macht – wie sein Spannmann Dennis Schaaf – natürlich bei Bedarf sehr deutlich, dass er auf dem Feld für die Einhaltung der Regeln zuständig ist. (Foto: Thomas Schmidt)

„Jérôme und Dennis werden auf Augenhöhe mit den Pferden interagieren und versuchen, die Pferde durch bloße nonverbale Signale zu erreichen“, erläutert Teschauer. Eine Videoanalyse soll den Schiedsrichtern darüber hinaus helfen, die Fluchttiere Pferde näher kennenzulernen. Nun sind Handballer zwar alles andere als Fluchttiere, doch mit einer guten Körpersprache dürften Breuer/Schaaf bei Spielern, Trainern und Zuschauern tatsächlich viel erreichen können. Selbst hektische Momente lassen sich dann mit mehr Behutsamkeit angehen.

Trotzdem wird eine derartige Fortbildung die beiden Aachener nicht ganz vor Fehlern schützen. Dessen ist sich Breuer bewusst: „Es immer allen recht zu machen, ist schwer. Die Zuschauer können einen großen Druck auf uns ausüben, dem wir standhalten müssen.“ Wer ehrlich ist, wird es zugeben: Viele Handballer ertappen sich dabei, hin und wieder über Unparteiische geflucht oder sie nicht unbedingt fair behandelt zu haben. Dieses Thema wissen viele Schiedsrichter allerdings zu managen. „Der Austausch nach dem Spiel ist super wichtig. Gerade in höheren Klassen können Spieler und Trainer das Spiel immer besser einschätzen und es schwingt stets eine gewisse Wahrheit in jeder Kritik mit. Die Selbstreflexion ist für uns also essenziell“, betätigt Breuer.

Damit trifft er exakt die Meinung Teschauers: „Jedes Handballspiel ist bei null zu beginnen. Man stelle sich vor, man räumt eine grobe Meinungsverschiedenheit nicht aus der Welt – und kurze Zeit später liest man als Spieler, dass genau jenes Schiedsrichtergespann wieder für das nächste Spiel seiner Mannschaft angesetzt ist. Wie geht man dann in so ein Spiel herein? Es wäre eine Vorbelastung der Sympathien, die kontraproduktiv für die Schiedsrichterleistung ins Gewicht fallen würde.“ Ganz klar: Breuer/Schaaf wissen, was sie tun und was wichtig ist. Und ihr Förderer Frank-Michael Teschauer weiß es ohnehin.

In der kommenden Saison 2020/2021 geht es nun mindestens darum, die Regionalliga zu halten. Und die 3. Liga wäre für Breuer/Schaaf in Teschauers Augen der nächste Meilenstein. Ganz sicher wird es spannend sein, zu beobachten, wohin die Reise geht. Teschauer glaubt fest an seine Schützlinge: „Obwohl es noch einige Schritte zum Spitzenhandball braucht, bringen die beiden eine gute Basis und das richtige Engagement mit. Der Weg ist der richtige!“