Regionalliga Nordrhein
Jonovski und das Löwenrudel: „Kein Platz für Egos“
Der mazedonische Trainer will mit der weiter verstärkten SG Ratingen endlich den Aufstieg in die 3. Liga schaffen.

Gesprächskreis: In der vergangenen Saison hatte Ratingens Trainer Ace Jonovski (Mitte) in einer Auszeit fast immer eine Menge aufzuarbeiten. (Foto: Michael Jäger)

Es ist wie in jedem Jahr die vielleicht spannendste Frage aller Fragen in der Regionalliga Nordrhein: Wer wird Meister? Alle dürften sich einig sein: Ein heißer Kandidat – wenn nicht sogar der große Favorit – ist erneut die SG Ratingen. Nach drei Jahren in der 3. Liga stieg die SG 2017 ab und zählte eine Etage tiefer regelmäßig zum Kreis der Meisterschafts-Kandidaten – nicht ohne Grund: Immer wieder konnte Geschäftsführer Bastian Schlierkamp außerordentlich starke Spieler aus höheren Klassen an die Gothaer Straße holen. Sogar Champions-League-Sieger Petar Angelov (Torhüter/Vardar Skopje) trug schon das Tikot der SG, bei der auch prominente Trainer wie Richard Ratka oder Pacsal Mahé unter Vertrag standen. Und aktuell ist das Personal ebenfalls alles andere als unbekannt: Als Trainer hat Ace Jonovski das Sagen, auf dem Feld sorgt beispielsweise Ex-Profi Alexander Oelze für Tore. Dass die Ratinger nach dem coronabedingten Abbruch der Saison 2019/2020 mit 19:19 Punkten und dem achten Platz nur im breiten Mittelfeld landeten, war kaum zu verstehen. Nicht mal die Löwen selbst konnten das bescheidene Ergebnis nachvollziehen.

Inzwischen hat der Verein zum wiederholten Mal einiges investiert, um im nächsten Anlauf endlich das große Ziel Aufstieg verwirklichen zu können. Ace Jonovski bekommt neue Spieler, die wissen, wie Handball geht: Vom Bundesligisten TVB Stuttgart stößt Robert Markotic für den Rückraum zum Team, vom Zweitligisten ThSV Eisenach kommt Torhüter Denis Karic. Aus Krefeld ergänzen Damian Janus (bereits zu Drittliga-Zeiten da) und Simon Ciupinski den Kader, den zusätzlich die beiden Außen-Talente Patryk Rutzki (zuletzt Rhein Vikings) und Nedim Hadzic (HSG Wetzlar II) ergänzen. Der ohnehin längst gut besetzte Ratinger Kader sieht nun insgesamt fast unbezwingbar aus.

Der mit dem sicheren Auge: Ex-Profi Alexander Oelze war in der vergangenen Saison für die Ratinger mit 149 Toren in 19 Spielen der erfolgreichste Torschütze in der Regionalliga. (Foto: Thomas Schmidt)

Gerade darin sieht Schlierkamp eine Gefahr: „Wir wissen, dass unsere Gegner immer extramotiviert sind, es unseren prominenten Spielern so richtig zu zeigen. Und in dieser Liga hat auch jede Mannschaft das Zeug dazu. Wir werden immer an dem gemessen, was in der Vergangenheit geleistet wurde. Wir müssen allerdings in der Gegenwart zeigen, was wir wirklich können.“ Das große Ziel nennen die Ratinger eher indirekt: Es gehe darum, die exzellenten Rahmenbedingungen in Ergebnisse ummünzen. „Wir sind bis in die Haarspitzen motiviert“, betont der SG-Geschäftsführer. Was das heißt, ergibt sich irgendwie von selbst.

Dass Handball zum Teil im Kopf passiert, weiß Trainer Ace Jonovski. Er hat dazu eine paar persönliche Anekdoten beizusteuern, denn als Spieler bezwang der 39 Jahre alte Mazedonier mit Metalurg Skopje einst große Mannschaften wie den FC Barcelona oder Paris Saint-Germain. „Wer mehr Lust hat und mehr kämpft, der gewinnt Spiele“, erklärt Jonovski. Für einen guten Rat kann sich Jonovski zudem auf alte Weggefährten wie den kroatischen Startrainer Lino Cervar verlassen und für die eigene Arbeit nimmt er sich den Spanier Rául González als Vorbild. Den Spielern einen neuen sportlichen Impuls zu geben, ist die eine Sache – doch für Jonovski ist das Traineramt eine viel größere Aufgabe: „Wir müssen ein Familiengefühl ins Team bringen. Wir müssen füreinander kämpfen und Spaß am Sport haben. Dann werden wir sehr erfolgreich sein. Für große Egos bleibt da kein Platz.“ Der SG-Coach sieht seine Haupt-Aufgabe darin, die Löwen zu einem echten Rudel zu formen. Die Frage aller Fragen scheint fast beantwortet: Die SG sollte es schaffen. Wie es wirklich läuft? Sicher ist auf jeden Fall, dass die Ratinger einen großen Hunger auf Erfolg haben.