Bundesliga-Qualifikation A-Jugend
Vorbei? Was wird aus dem Traum des TuS Königsdorf?
Der TuS-Nachwuchs muss nach dem 19:21 gegen den Bergischen HC in eine Warteschleife. Das Spiel gegen Gräfrath wurde verschoben - in Corona-Zeiten eine "reine Vorsichtsmaßnahme", wie der Verband betont.

Wenig Platz: Christoph Mertes (hinten/beim Wurf) und Tim Becker (Nummer 8) erzielten aber zusammen immerhin acht Treffer für Königsdorf. Später durften dann trotzdem die Solinger Jacob Schmitz (25) und Philipp Schäfer (11) jubeln. (Foto: Thomas Schmidt)

Selbst Verlierer können zu den Gewinnern gehören. Rein sportlich wird das die Handball-A-Jugend des TuS Königsdorf vermutlich erst mit ein bisschen Verzögerung trösten, weil der große Traum vom Aufstieg in die Bundesliga vielleicht nicht in Erfüllung geht. In ihrer Qualifikationsgruppe leistete das Team von Trainer Ole Romberg dem in der höchsten deutschen Klasse etablierten Bergischen HC zum Auftakt am Samstagnachmittag zwar bis in die Schlussphase hinein beherzt Widerstand, verlor aber mit 19:21 (9:10). Ob es trotzdem noch die Chance auf ein Weiterkommen gibt? Die Antwort wird mit etwas Verzögerung erfolgen, weil der Verband die beiden für Sonntag angesetzten Spiele zwischen Königsdorf und dem HSV Gräfrath auf der einen Seite sowie dem BHC und dem HC Düsseldorf auf der anderen Seite kurzfristig verschoben hat. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, nichts anderes“, betont Spielleiter Florian Fenzel, „die Spiele werden auf jeden Fall rechtzeitig vor dem Meldeschluss nachgeholt.“ Der Grund, der ihm so übermittelt worden war: Zwei Spieler (BHC, Düsseldorf) sollen Kontakt zu einem Corona-Verdachtsfall gehabt haben, mit dem sie gemeinsam eine Schulklasse besuchen.

Was für den Verein trotz allem hängenbleibt: Er wurde für seinen Mut belohnt, in einer schwierigen Zeit zwei sportlich wichtige Veranstaltungen zu organisieren. Wer in die Halle wollte, musste sich registrieren lassen und durfte erst dann auf die Tribüne. Dort gab es eine zuvorkommend kontrollierte/begleitete Einbahnstraßen-Regelung, um trotz des verpflichtenden Mund-Nasen-Schutzes möglichen Gegenverkehr zu vermeiden. Niemand wirkte genervt – was wohl nicht zuletzt mit dem außergewöhnlichen Engagement der Spieler-Eltern und der allgemein spürbaren Lust auf Handball zu tun hatte. Der Aufwand war hoch und gleichzeitig ein Beweis: Es geht also doch.

Hier ist die Wand: An Königsdorfs Keeper Elvan Kromberg scheiterten Justus Ammelung (25) und der BHC immer wieder. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS Königsdorf – Bergischer HC 19:21 (9:10). Das Duell hätte von Beginn an eine klare Sache für die deutlich favorisierten Gäste sein müssen – aber es kam immer wieder anders. Der TuS steckte den bescheidenen Start mit dem 1:4-Rückstand (5.) weg und steigert sich zu einem Kampf auf Augenhöhe – 4:4 (10.). Die folgenden fünf Minuten wurden zur besten Phase der Gastgeber, die den BCH auf dem falschen Fuß zu erwischen schienen. Nach dem 7:6 (15.) durch den starken Kreisläufer Marius Többen gab es eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Solingens Philipp Schäfer und die Gäste nahmen ihren Keeper Silas Elsässer runter, um die Unterzahl durch einen anderen Feldspieler auszugleichen. Die Maßnahme ging nach hinten los, weil der TuS hinten hellwach aufpasste – und der überragende Schlussmann  Elvan Kromberg nach dem Ballgewinn sah, dass das Tor auf der anderen Seite verwaist war. Sein Wurf über das ganze Feld brachte die 8:6-Führung und versetzte die Fans in der Gerhard-Berger-Halle in Hochstimmung. Um 15.16 Uhr war die große Überraschung plötzlich in Reichweite.

Ausgerechnet jetzt begab sich der TuS mit wenig erfolgversprechenden Wurfversuchen, halbherzigen Aktionen und Ballverlusten vermehrt auf den falschen Kurs – in einer Partie, in der beide Seiten ihr spielerisches Potenzial nicht ausschöpften. „Wir haben zu viele Fehler gemacht“, sagte Trainer Ole Romberg später treffend, „und wir haben vorne nicht genug Lösungen gefunden.“ Bis zur Pause gelang mit dem 9:10 (26.) von Christoph Mertes tatsächlich nur ein weiterer Treffer, ehe sich die Berg- und Talfahrt in der zweiten Halbzeit fortsetzte. Gäbe es einen Extrapunkt für die Moral, hätte ihn sich der TuS verdient, weil er nie aufgab – nach dem 11:15 (36.) nicht, nach dem 15:18 (41.) nicht, nach dem 16:19 (49.) nicht, nach dem 17:20 (50.) nicht. Mertes (55.) und Becker (56.) verkürzten sogar auf 19:20 und der TuS bekam tatsächlich drei Angriffe für den Ausgleich. Dass er sie nicht nutzte, war fast typisch für dieses Quali-Duell, in der Julian Thomas mit dem 21:19 rund 50 Sekunden vor der Schluss-Sirene die Entscheidung zugunsten des BHC besorgte.

Was machen wir? Königsdorfs Trainerteam mit Franziskus Bleck, Ole Romberg und Nico Pick (von links) schien auf Anhieb auch nicht zu wissen, was es vom Spiel halten sollte. (Foto: Thomas Schmidt)

Dessen Trainer Jens Sieberger war vor allem erleichtert: „Wir hatten kaum Möglichkeiten, uns auf den Gegner vorzubereiten. Und man hat gemerkt, dass es für Königsdorf ein besonderes Ereignis war. Insofern war uns klar, dass wir hier nicht so einfach mit zehn Toren Unterschied gewinnen.“ Sein TuS-Kollege Ole Romberg wirkte im ersten Augenblick etwas trauriger – weil vielleicht tatsächlich etwas mehr drin gewesen wäre, wenn seine Mannschaft am oberen Leistungsvermögen gespielt hätte. Gleichzeitig erwies er sich als ehrlicher Verlierer: „Der BHC hat das hinterher cleverer gespielt und deshalb verdient gewonnen. Aber wir nehmen aus solchen Spielen etwas mit für uns .“ An Teamgeist und Einstellung der Königsdorfer gab es ohnehin nichts auszusetzen. Deshalb gehörte der TuS in der Addition mit der Leistung des gesamten Umfelds auch als Verlierer zu den Gewinnern.

TuS Königsdorf: N. Romberg, Kromberg (1) – Hodapp, Zirkel, Becker (3), Winkelius, Többen (5), Mangelmann, Marth, Klebinger (5/2), Mertes (5), Braumann, Böckerholt, Sjoelund.

Bergischer HC: Jungheim, Elsässer – Kirsch (3), Junker, Sauerland (1), Rahmacher (1), Thomas (8/2), Schäfer, Kühnle, Behling, Schmitz (1), Ammelung (3), Kämper (4).

Bundesliga-Qualifikation A-Jugend

Ergebnisse: TuS Königsdorf – Bergischer HC 19:21, HSV Gräfrath – HC Düsseldorf 22:30.

Tabelle: 1. HC Düsseldorf 30:22 Tore/2:0 Punkte, 2. Bergischer HC 2:0/21:19, 3. TuS Königsdorf 0:2/19:21, 4. HSV Gräfrath 0:2/22:30.

Letzter Spieltag: HC Düsseldorf – TuS Königsdorf (29. August, 17.45 Uhr), HSV Gräfrath – Bergischer HC (30. August, 15 Uhr); Termine offen: TuS Königsdorf – HSV Gräfrath, Bergischer HC – HC Düsseldorf.