04. September 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Natürlich stehen alle vor einer Saison voller Unwägbarkeiten und niemand kann mit Gewissheit sagen, wie sich die Dinge über die nächsten Monate entwickeln werden. Trotzdem bieten wir vor dem Auftakt der Oberliga Niederrhein am Wochenende eine Wette an: Der Weg zur Meisterschaft und zum Aufstieg in die Regionalliga führt nur über Borussia Mönchengladbach – oder vielmehr kein Weg am Team des neuen Trainers Ronny Rogawska vorbei. Die Borussia wird 2021/2022 in der Regionalliga spielen. Wer sonst? Die Wölfe Nordrhein als beste Mannschaft 2019/2020 sind bereits verdient in die Regionalliga aufgestiegen, der damalige Vizemeister LTV Wuppertal ist ohne seinen erfahrenen Spielertrainer David Kreckler in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. Hinter dem Dritten Mönchengladbach landete damals Unitas Haan – ein Verein, der soeben das Aus abwenden konnte und an nichts anderes als den Verbleib in der Oberliga denkt. Der Fünfte DJK Adler Königshof sieht sich immer noch vorwiegend damit beschäftigt, den Handball in Krefeld zukunftsfest zu machen – und dahinter beginnt mit dem damaligen Sechsten TV Lobberich oder dem Siebten TV Krefeld-Oppum jener Bereich, deren Mitglieder definitiv keine Ambitionen haben, im Mai 2021 den Sprung in die Regionalliga für sich zu beanspruchen. Wer bleibt? Borussia Mönchengladbach. Es kann nur einen geben. Einer, der das in dieser Form gar nicht so gerne hört, ist Trainer Ronny Rogawska.
„Natürlich wollen wir hoch“, sagt der 51 Jahre alte Däne, „aber es können im Laufe einer Saison immer Dinge passieren, die du nicht beeinflussen kannst.“ Aus seiner langen und erfolgreichen Karriere weiß Rogawska sogar, wie es oberhalb der Regionalliga in der 1., 2. und 3. Liga zugeht. Und er kennt das Geschäft damit tatsächlich in- und auswendig. Vor allem dank der Verstärkung durch die erfahrenen Heider Thomas (31/vom Zweitligisten Bayer Dormagen), Dennis Aust (35) und Niklas Weis (29/beide vom einstigen Drittligisten Rhein Vikings) bekam die Borussia jenen Qualitätsschub, der sie zu einem der Favoriten mit einer mindestens 90-Prozent-Chance zum Aufstieg macht. Inzwischen passierte in Mönchengladbach allerdings genau das, was Rogawska mit unerwarteten Zwischenfällen meint: Neuzugang Aust fällt wegen eines Kreuzbandrisses ebenso monatelang aus wie Torhüter Can Niermann wegen einer Verletzung der Achillessehne. Trotz allem steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fürs Auftaktspiel gegen den TV Lobberich (Samstag, 19.30 Uhr) ein Heimsieg in den internen Berechnungen der Gladbacher. In der vergangenen Saison gab es in Lobberich im Herbst 2019 einen knappen 27:26-Erfolg, ehe das Rückspiel nach dem coronabedingten Abbruch der Saison im Frühjahr 2020 nicht mehr stattfinden konnte.
Viele Teams werden in den ersten Wochen nach einer schwierigen Vorbereitung zunächst auf die Suche nach einem passenden Standort gehen müssen. Einen echten Aufbruch ins Ungewisse erlebt zum Beispiel der VfB Homberg, der schon in der vergangenen Saison mit heftigen personellen Problemen zu kämpfen hatte. Den Umbruch hat der VfB trotzdem weitergeführt, sodass inzwischen ein extrem junges Team an den Start geht. „Ein Durchschnittsalter von knapp über 21 ist schon ein Wagnis“, räumt Trainer Sascha Thomas ein, „wir versuchen immer, Schritte nach vorne zu machen.“ Eins der positiven Zeichen: Im Vorstand sind einige neue Leute tätig. Weit weniger erfreulich ist für den Coach, dass die Homberger das Pech einfach nicht loswerden. Dass Robin Werner und Joshua Rippelmeier nach in der vergangenen Saison erlittenen Verletzungen wohl erst in zwei bis drei Monaten bereit für ein Comeback sind, hatte der VfB eingerechnet – nicht jedoch den zusätzlichen Ausfall von Florian Rohde (Fuß), Jörn Grieger und Stephan Ulrichs (beide Schulter). Unsere feste Prognose trotzdem: Die Homberger werden für ihr Ziel leiden, kämpfen und arbeiten. Und deshalb stehen sie am Ende über dem Strich.
Vor dem Start lohnt sich im Übrigen ein kurzer Blick in die Durchführungs-Bestimmungen – hier unter der Voraussetzung, dass die Saison wie geplant mit allen 26 Spieltagen über die Bühne geht. Steigt kein einziger Niederrhein-Klub aus der Regionalliga Nordrhein in die Oberliga ab, gibt es dort nur einen Absteiger in die Verbandsliga. Die Zahl könnte sich im äußersten Fall auf fünf erhöhen, falls von oben sechs Klubs runterkommen. Fünf klingt unwahrscheinlich? Eindeutig jein. Der erste Regionalliga-Absteiger steht zwar nach seinem Rückzug im TV Jahn Köln-Wahn bereits fest, der zum Mittelrhein gehört. Echte Entwarnung sieht allerdings anders aus, weil mindestens drei Absteiger zu ermitteln sind – um die Regionalliga wieder von 16 (ohne Wahn 15) auf die Sollstärke von 14 Vereinen zurückzuführen. Viel hängt davon ab, wen es letztlich in der 3. Liga trifft. Wären es – natürlich rein theoretisch – der Leichlinger TV und der TuS 82 Opladen, würde die Zahl der Oberliga-Absteiger auf fünf steigen (neben Wahn weitere vier). Und von Beginn an ist jedes einzelne Spiel wichtig. Der Startschuss fällt am Freitagabend um 20 Uhr in der Klingenhalle mit dem Duell zwischen dem Bergischen HC II und Unitas Haan. Gegen 21.30 Uhr werden alle ein bisschen mehr wissen. Wir bieten noch eine Wette an: Es wird einen erwischen, der zurzeit noch gar nicht daran denkt.