Supercup in Düsseldorf
Die Jagd beginnt: Kiel gegen Flensburg
Duell der beiden Nordrivalen ist der ultimative Testlauf für die Bundesliga.

So jubelt Flensburg: Vor genau einem Jahr war der Supercup eine dramatische Angelegenheit. (Foto: harzhelden.news)

Dieses Duell elektrisiert die Handball-Fans in ganz Deutschland. Jetzt erst recht. Denn das Nord-Derby um den Pixum-Supercup zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt, das ohnehin immer was Besonderes ist, soll nicht nur die übliche offizielle Saison-Eröffnung sein – sondern vor allem unter Corona-Bedingungen der Probelauf des Bundesliga-Handballs für die Anfang Oktober beginnende Saison. Dabei stand bis vor Kurzem auf der Kippe, ob das schon zweimal verschobene Spiel (26. August, 2. September) überhaupt stattfindet. Inzwischen wurde die bis dahin in NRW auf 300 Zuschauer begrenze Fan-Kapazität modifiziert und auf zumindest 1000 angehoben – die sich im riesigen ISS Dome mit einem Fassungsvermögen von rund 13000 Zuschauern definitiv mühelos unterbringen lassen. Die Verantwortlichen der HBL und die Vereine gaben dann in Verhandlungen mit den zuständigen NRW-Behörden trotzdem alles dafür, dass sie die 20-Prozent-Regel anwenden können: Danach dürfen als Obergrenze immerhin rund 2600 Handball-Fans dabei sein. Inzwischen ist die Entscheidung darüber gefallen – zur spürbaren Erleichterung alle Beteiligten mit einem positiven Tenor: „Wir dürfen mehr als 2500 Zuschauer in die Halle lassen.“ Frank Bohmann, der Geschäftsführer der für 1. und 2. Liga zuständigen HBL, hatte es vorher so ausgedrückt: „Handball mit Fans auf den Rängen –  dafür kämpfen wir seit Monaten. Dafür haben wir ein Hygienekonzept erstellt, um allen Beteiligten größtmögliche Sicherheit zu geben. Ich bin überzeugt, dass unsere Fans mit großer Leidenschaft, aber vor allem mit sehr viel Disziplin zurück in unsere Hallen kommen werden. Der Pixum Super Cup ist ein wichtiger Schritt, durch den wir zeigen können, dass der Handball die Chance verdient hat, zurückzukommen.“

Supercup heißt eigentlich, dass sich Meister und Pokalsieger gegenüberstehen. Diesmal wird daraus aber das Treffen zwischen Meister und Vizemeister, weil das Pokal-Finale-Four ins Jahr 2021 ist. Also bekommen es die Kieler mit den Flensburgern zu tun – mal wieder. Am 21. August 2019 gewann im Übrigen die SG. Gegner: Kiel, wer sonst. Und es war eins jener denkwürdigen Spiele zwischen den beiden Rivalen aus Schleswig-Holstein. Nach 60 sehr intensiv geführten Minuten ging es beim Stande von 28:28 ins Siebenmeterwerfen – in dem das Duell zwischen Flensburgs Keeper und Kiel Regisseur Domagoj Duvnjak die Entscheidung brachte: Benjamin Buric wehrte den Versuch von Duvnjak ab und ließ Flensburg jubeln. Das SG-Maskottchen „SiGi“, die Möwe, ist dem THW-Zebra „Hein Daddel“ auf den letzten Drücker davongeflogen. Die damaligen Hauptdarsteller Buric und Duvnjak sind am 26. September erneut mit von der Partie – womöglich wieder in einem heißen Kampf auf Top-Niveau.

THW-Coach Filip Jicha, früher selbst einer der besten Spieler der Welt, hat von Keeper Niklas Landin über den Norweger-Star Sander Sagosen bis zu den deutschen Nationalspielern Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler fast nur Top-Leute an Bord. Im Kader des SG-Kollegen Maik Machulla kann besonders Kapitän Lasse Svan eine beeindruckende Vita vorweisen: Der 37 Jahre junge Däne, seit 2008 in Flensburg zu Hause, ist unter anderem Weltmeister (2019), Europameister (2012), Olympiasieger (2016). Champions-League-Gewinner (2014), Deutscher Meister (2018, 2019) und Dänischer Meister (2004, 2007). Auf die Verletzungen der beiden Kreisläufer Johannes Golla reagierte der Verein im Übrigen kurzfristig durch die Verpflichtung des Slowenen Domen Sikošek Pelko (23) aus der 1. Liga Spaniens (CB Ciudad de Logroño/ausgeliehen zunächst bis zum 31. Dezember). Ob die als Meisterschafts-Favorit geltenden Kieler nicht nur in den Umfragen, sondern auch nach diesen 60 Minuten im ISS-Dome vorne liegen? Sicher ist allein, dass es in diese Prestigeduell keine Geschenke geben wird.

Glücklich werden auf jeden Fall alle sein, die das Spektakel live in der Halle erleben können. Wir waren auch 2019 dabei – eher inoffiziell, weil harzhelden.news damals gerade in der heißen Phase vor dem Startschuss steckte und erst zehn Tage später offiziell erschien. Am 26. September sitzen wir, wenn alles wie erhofft läuft, wieder auf einem Platz im ISS-Dome. Beruflich. Bei Kiel gegen Flensburg. Großartig. Dieses Spiel elektrisiert wirklich ganz Deutschland.