2. Bundesliga
Zu verlockend: Ab jetzt mit Gummersbach und Dormagen
VfL beginnt Saison in Lübeck, TSV Bayer mit Heimspiel gegen Dessau-Roßlauer HV.

Hier kommt der VfL! Janko Božović und seine Gummersbacher backen keine kleinen Brötchen – wissen aber, dass die Konkurrenz stark und die Saison lang ist. (Foto: Thomas Schmidt)

Die einen sind im Oberbergischen zu Hause. Und der Name sorgt bei vielen Handball-Fans immer noch und gerade wieder für ein besonderes Leuchten in den Augen: VfL Gummersbach. Erhard Wunderlich, Joachim Deckarm, Heiner Brand, Andreas Thiel, Stefan Kretzschmar, Daniel Narcisse – sie alle und viel mehr bekannte Größen haben einst das Trikot des VfL getragen, der über Jahrzehnte die Nummer eins in Deutschland war. Deutscher Meister war der VfL zum letzten Mal im Jahr 1991 und seinen bislang letzten Titel überhaupt holte er 2011 im damaligen Europapokal der Pokalsieger. Es folgten eine lange finanzielle Durststrecke und ein schließlich verzweifelter Kampf gegen die Talfahrt, die sich nicht mehr aufhalten ließ. Am Ende der Saison 2018/2019 stieg DER Traditionsverein des deutschen Handballs aus der höchsten deutschen Klasse ab und beendete die Saison darauf als Vierter in der 2. Bundesliga. Ob und wie der VfL es schafft, zumindest ein Stück zurück nach oben zu klettern? Wir wollen den Weg ab sofort verfolgen, indem wir unser Harzhelden-Gebiet auf die 2. Bundesliga erweitern. Niemand kann sich dem Besonderen entziehen, was der VfL ausstrahlt. Auch wir nicht.

Der TSV Bayer Dormagen hat nicht diese ganz große Geschichte im Rücken, aber er war ebenfalls immer eine Heimat für bekannte Handball-Größen. Die Liste reicht vom heutigen Fernseh-Moderator Alexander Bommes und dem heutigen dänischen Weltmeister-Trainer Nikolaj Jacobsen über den französischen Weltmeister Kentin Mahé und Olaf Mast (jetzt Sportlicher Leiter beim OSC Rheinhausen) bis hin zu Michiel Lochtenbergh, dem Ex-Nationalspieler der Niederlande (inzwischen Trainer des HC Gelpe/Strombach) und Andreas Thiel. Die Palette der früheren Trainer umfasst illustre Namen wie Petre Ivanescu und Kai Wandschneider – der von 2001 bis 2011 über 300 Mal auf der Dormagener Bank saß.

Darüber hinaus hat Dormagen eine besondere Verbindung zu unserem Portal. Wir pflegen seit Längerem eine regelmäßigen Gedanken-Austausch – und wir sind dem Team um Geschäftsführer Björn Barthel dankbar dafür, dass sie mit uns ein Allstar Game zwischen den Bayer-Profis und einer Harzhelden-Auswahl auf die Beine stellen wollen – immer noch, nachdem Corona den ursprünglich für den vergangenen Sommer geplanten Termin durchkreuzt hat. Ein neuer Termin könnte eventuell in die wegen der WM für die Zweitligisten spielfreie Zeit passen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran und wünschen uns, dass es klappt. Auf jeden Fall werden wir die Dormagener mit Trainer Dusko Bilanovic auf ihrem Weg durch die neue Saison in der 2. Liga begleiten und intensiv beobachten, ob der zehnte Platz von 2019/2020 vielleicht ausbaufähig ist. In einem Punkt werden sich Bayer und der VfL sowieso auf Augenhöhe bewegen: Die Halle im Sportcenter Höhenberg und die Schwalbe-Arena in Gummersbach gehören zu den schönsten Handball-Tempeln in Nordrhein-Westfalen.

Rein sportlich dürften die Gummersbacher die Nase vorne haben. Den größten Coup landete der VfL schon vor einigen Monaten, als er Gudjon Valur Sigurdsson von einem Engagement im Oberbergischen überzeugen konnten – wo ihn alle ebenfalls „Goggi“ nennen. Der nun ehemaliger Weltklasse-Linksaußen, der zuletzt für das Star-Ensemble in Paris tätig war, bringt alleine durch seine Persönlichkeit etwas vom Flair der Vergangenheit zurück. Und definitiv hätte niemand etwas dagegen, wenn das Unternehmen Aufstieg in dieser Saison funktioniert, die an alle besondere Anforderungen stellen wird. Für die Trainer allgemein wird es unter anderem darum gehen, die Belastung für ihre Spieler in der langen Saison mit 36 Spieltagen passend zu steuern. Die für die Finanzen verantwortlichen Führungskräfte müssen gleichzeitig sehen, wie sie den Etat steuern können – wenn die aktuell zulässige Auslastung der Halle auf 20 Prozent der Kapazität begrenzt bleibt. 

Der VfL startet am Freitag um 19.30 Uhr beim VfL Lübeck-Bad Schwartau, dem Zwölften der vergangenen Saison. Und natürlich haben die Gummersbacher vor, es besser zu machen in der vergangenen Saison, als sie nach der Partie des zweiten Spieltages bei der Rückreise aus Schleswig-Holstein eine 20:22-Niederlage im Gepäck hatten. Schwierig genug wird die Aufgabe, obwohl alle beim VfL heiß auf den Start sind und „Goggi“ eine Portion Extra-Motivation mitgebracht hat. Gleichzeitig ist Sigurdsson nicht nach Gummersbach gekommen, um sich mit Mittelmaß zu begnügen. Andererseits passt es nicht zum Isländer, sich besonders weit aus dem Fenster zu lehnen: „Es ist nicht mein Ding, große Töne zu spucken.“ An das Team und den neuen Kapitän Timm Schneider (32/vom Bundesligisten MT Melsungen gekommen) hat er allerdings den klaren Anspruch, immer alles für den Erfolg zu investieren.

Das sieht der Kollege Dusko Bilanovic bei den Dormagenern nicht viel anders. Nach 24:24 Punkten und Platz zehn aus der Serie 2019/2020 sind die Verantwortlichen eher vorsichtig mit einer halbwegs konkreten Saison-Prognose. Vielleicht ein Vorteil: Bayer kann am Freitag um 19.30 Uhr mit einem Heimspiel beginnen und damit direkt das Hygienekonzept unter Meisterschafts-Bedingungen testen. Ausverkauft wäre die Halle bei der Premiere gegen den Aufsteiger Dessau-Roßlauer HV, wenn 958 Fans kommen – jene Grenze, für die Dormagen eine behördliche Genehmigung bekam.