02. Oktober 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TSV Bayer Dormagen – Dessau-Roßlauer HV 21:24 (8:14). Als hätte die coronabedingte Pflichtspiel-Pause nicht lange genug gedauert, brauchte der TSV noch einmal gut zehn Minuten länger, um wieder in der Meisterschafts-Welt anzukommen. Erst in der 12. Spielminute erzielte Pascal Noll von Linksaußen den ersten Saisontreffer – zum 1:5 aus Bayer-Sicht. Zuvor und auch in der Folge hatten die Gastgeber massive Probleme mit der stabilen 6:0-Deckung der Gäste. Die Dormagener Abschlüsse waren teilweise schlecht vorbereitet und zu ungenau, Trainer Dusko Bilanovic nahm bereits früh seine erste Auszeit (8.). Immerhin: Mit dem 2:7 durch Ian Hüter (13.) fing der TSV so langsam an, am Spielgeschehen teilzunehmen. Bis zum 8:12 (23.) zeigten beide Teams eine Partie auf Augenhöhe. Weil Dormagen sich aber erneut eine Durststrecke leistete, gab es bis zur Pause keine weiteren Treffer. Stattdessen kassierte Ante Grbavac noch vor dem Seitenwechsel seine zweite Zeitstrafe (26.) – eine zusätzliche Hypothek.
Was immer sich die Gastgeber in der Pause vorgenommen hatten, sollte zum Start in die zweite Hälfte wieder nicht klappen. Erst nach über sieben Minuten erzielte Benjamin Richter per Siebenmeter den ersten TSV-Treffer nach dem Wiederanpfiff (9:16/38.). Zu diesem Zeitpunkt hätte die Partie längst zugunsten des Aufsteigers entschieden sein können, wenn nicht Dormagens Keeper Martin Juzbasic sein Team mit einigen starken Paraden im Spiel gehalten hätte. So war ein Punktgewinn irgendwie immer noch im Bereich des Vorstellbaren und der Rückstand bewegte sich konstant um die sechs Tore. Als Grbavac (52./54.) sowie Andre Meuser (53.) aus dem 15:21 das 18:21 gemacht hatten, keimte tatsächlich so etwas wie Hoffnung im Sportcenter auf. Dessau-Roßlau schlug aber eiskalt zurück (56./18:23) und brachte den absolut verdienten Sieg am Ende gefahrlos nach Hause. „Wir haben von Anfang an nicht richtig ins Spiel gefunden“, fand Bayer-Akteur Richter. Sein Coach Bilanovic sah das entscheidende Manko ganz klar im Angriff: „Mit 25 Fehlwürfen und zehn technischen Fehlern kann man so ein Spiel nicht gewinnen. Unsere Torhüter haben uns noch ein wenig gerettet, sonst wäre die Niederlage noch höher ausgefallen.“ Fazit: Bis zur Aufgabe am kommenden Samstag bei der SG BBM Bietigheim wartet auf die Dormagener eine Menge Arbeit.
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Bartmann – Senden (1), Meuser (2), Juric (3), Richter (3/2), Iliopoulos, Hüter (1), Reimer, Görgen, Noll (2/1), Sterba (1), Grbavac (6), Mast (1), Blum, Seesing (1).
VfL Lübeck-Schwartau – VfL Gummersbach 25:27 (13:14). Vermutlich ist es noch zu früh in der Saison, um solche Aussagen zu machen. Aber wer so ein Spiel gewinnt, kommt definitiv für höhere Ziele in Frage. Die Gummersbacher lagen in Lübeck über weite Strecken der Partie vorne, konnten die beherzt kämpfenden Gastgeber aber nie abschütteln. Spätestens mit dem Treffer der Hausherren zum 23:23-Ausgleich (53.) war die Bühne bereitet für den ersten Krimi der neuen Spielzeit. Die 570 Zuschauer in der Hansehalle witterten mehr als nur die Chance auf Zählbares gegen den Traditionsklub aus dem Westen. Aber die Gäste ließen sich überhaupt nicht aus dem Konzept bringen. Bezeichnend, wie die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson den nächsten Angriff mit unglaublicher Geduld zu Ende spielte. Erst mit dem allerletzten Pass kam Timm Schneider zum Abschluss – und holte den Siebenmeter heraus, den Janko Bozovic zum 24:23 verwandelte (55.). Mit der gleichen Abgeklärtheit erzielten später Ellidi Snaer Vidarsson (57.) und Alexander Hermann (59.) das 25:24 sowie 26:25. Die letzte Chance der Hausherren zum Ausgleich verhinderten im Team der Block von Tin Kontrec sowie VfL-Keeper Matthias Puhle (60.). Sigurdsson nahm 13 Sekunden vor Schluss seine letzte Auszeit, nach der es Lübeck es mit einer offenen Deckung probierte. Den zusätzlich Platz nutzten die Gäste durch Lukas Blohme mit dem 27:25-Schlusspunkt.
Das Happy End durfte die Gummersbacher zunächst darüber hinwegtrösten, dass in den ersten 60 Minuten längst nicht alles rund gelaufen war. Nach dem 1:3 (4.) drehte der VfL die Partie zwar zum 5:3 (10.) und lag in der Folge fast immer vorne. Aber es schlichen sich auch Schwächephasen ein – wie nach dem 12:8 (18.). Die Gäste vergaben hier zu viele Möglichkeiten, zum Beispiel Raul Santos seinen Siebenmeter (22.) oder seinen freien Tempogegenstoß (29./Latte). Insgesamt erzielte der VfL in den zwölf Minuten vor der Pause nur noch einen einzigen Treffer. Hätte Sigurdssons Team hier seinen Vorsprung ausgebaut, wäre der Krimi am Ende vielleicht ausgefallen. So war es ein spannender Abend für den neutralen Handballfan mit der Erkenntnis: Wer solche Spiele gewinnt, kommt für höhere Ziele in Frage.
VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter, Vidarsson (3), Blohme (2), Kontrec (1), Haseler, Schuster, Hermann (5), Schneider (1), Herzig (5), Meinhardt, Santos (4/2), Kiesler, Stüber, Bozovic (6/1).