3. Liga Mitte
Amtlich: DHB setzt Derby in Opladen ab
Gegner Leichlinger TV hat im Kader einen bestätigten Coronafall. Aufsteiger TuS 82 wartet weiter auf seine Premiere.

Wir dürfen schon wieder nicht: Fynn Johannmeyer, Trainer Fabrice Voigt, Hendrik Rachow, Co-Trainer Srdjan Nikolic und der spielende Sportliche Leiter Markus Sonnenberg (von links) können kaum fassen, was mit den Opladenern gerade geschieht. (Foto: Thomas Schmidt)

Das klingt unglaublich, ist aber wahr. Bei den einen geht der Frust über den Saisonstart weiter, der sich einfach nicht einstellen will. Und bei den anderen scheint sich die Euphorie nach dem überraschenden 29:28 bei der HSG Bieberau-Modau durch den in letzter Sekunde direkt verwandelten Freiwurf von Malte Nolting ins Nichts aufzulösen. Hauptdarsteller eins im Drama: Der Aufsteiger TuS 82 Opladen, der am vergangenen Freitag beim Longericher SC sein großes Abenteuer 3. Liga beginnen wollte und dann wie die Gastgeber durch die streikende Lichttechnik ausgebremst wurde. Hauptdarsteller zwei: Der Leichlinger TV, der in Groß-Bieberau dieses dicke Ausrufezeichen gesetzt hatte. Beide sollten sich am Freitagabend in der Bielerthalle zum Derby der Derbys treffen. Und jetzt? Das von allen mit Spannung erwartete Duell fällt ins Wasser. Grund: Bei den Leichlingern gibt es einen bestätigten Corona-Fall, weitere Spieler haben Symptome. Die Regularien des DHB sehen für eine Absage vor, dass im Grunde sechs Fälle durch das Gesundheitsamt angeordneter Quarantäne vorliegen müssen. Am frühen Mittwochabend war dann amtlich, was sich aufgrund des durch den LTV sofort eingeleiteten Routine-Ablauf zwangsläufig ergeben musste – als bei Elmar Müller, dem Sportlichen Leiter der Leichlinger, das Telefon klingelte. Der Anrufer war Drittliga-Spielleiter Andreas Tiemann, der eine klare Botschaft hatte: Die Partie findet nicht statt, jedenfalls nicht an diesem Freitag.

Müller war es, der die Handlungs-Kette am Vormittag in Gang gesetzt hatte – unmittelbar nach dem Eintreffen der Nachricht vom positiven Test eines Spielers. Damit stand für den Sportlichen Leiter fest: Weil der betreffende Spieler noch am Wochenende direkten Kontakt zum gesamten Kader hatte, mussten alle anderen als Kontaktpersonen der Klasse 1 gelten. Einige Leichlinger nahmen dann von sich aus in Angriff, dass sie sofort getestet werden – und die komplette Mannschaft nebst Trainern und Betreuern wird folgen. Weil die Leichlinger auf die gesammelten Anordnungen der verschiedenen beteiligten Gesundheitsämter nicht warten wollten, begaben sie sich direkt selbst in Quarantäne. 

Der TuS 82 Opladen hat vollstes Verständnis dafür, dass sich der Nachbar zuerst um die Gesundheit der Spieler kümmert – und er wünscht den Leichlingern alles Gute. Gleichzeitig kann der Aufsteiger gerade kaum fassen, was ihm widerfährt. „Das ist für uns der Super-Gau“, sagt Trainer Fabrice Voigt, „im Moment bin ich vor allem sprachlos.“ Zum zweiten Mal war die ganze Arbeit hinfällig und das intensive Vorbereiten auf einen der ganz großen Tage in der Vereinsgeschichte vergeblich. Voigts Sorge darüber hinaus: „Ich weiß überhaupt nicht, wann wir den ganzen Kram nachholen sollen.“ Im tatsächlich eng getakteten Terminplan für die 3. Liga mit einem Doppel-Spieltag unter anderem am 6. und 8. November wurde gerade erst die in Longerich ausgefallene Partie auf den 16. Dezember gesetzt. Das beschert dem TuS 82 dann eine Woche mit Aufgaben an einem Samstag gegen die HG Saarlouis (12. Dezember), am Mittwoch darauf in Longerich und am Sonntag danach bei der HSG Bieberau-Modau (20. Dezember).

Sollte es zu der in der Regel auf 14 Tage angesetzten Quarantäne kommen, würden die Leichlinger auch am 16. Oktober auf ihre Heimpremiere gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden vorerst verzichten müssen. Für die Opladener sieht der Spielplan am 18. Oktober die sonntägliche Tour ins Oberbergische vor – zu einer Partie beim VfL Gummersbach II, die im Kampf um den Klassenerhalt nicht unwichtig sein könnte. Kein Derby in Longerich, kein Derby gegen Leichlingen: Auf Trainer Voigt und sein Team wartet die schwierige Aufgabe, erneut die Motivation hochzufahren – und das Erlebte am besten abzuhaken.

Voigt vergisst trotzdem den Gegner nicht: „Gruß nach Leichlingen. Ich hoffe, dass alle gesund sind.“ Die Leichlinger ihrerseits wollen sich so schnell wie möglich auf die veränderte Situation einstellen: „Es war klar, dass es jeden mal treffen kann“, sagt Elmar Müller, „aber keiner hat damit gerechnet, dass es nach dem ersten Spiel passiert. Wir müssen sehen, dass wir das in der Quarantäne gut über die Bühne bekommen.“ Von Bieberau-Modau ist im Moment nicht mehr die Rede und von einem Nachholtermin noch nicht.