Regionalliga Nordrhein
Bonn zerstreut Berblingers Bedenken
TSV gewinnt Nachholspiel in Aachen verdient mit 32:28 und ist jetzt Dritter. Bei Dinslaken gegen Remscheid treffen sich krasse Gegensätze.

Drin oder nicht drin, das ist hier die Frage: Tatsache ist aber, dass Bonns Keeper Michael Rieder (Nummer 84) im Lauf der zweiten Halbzeit seinen Keeper-Kollegen ablöste und einige starke Paraden zeigte. Moritz Meißenburg hatte dafür im ersten Durchgang einige gute Szenen. (Foto: Thomas Schmidt)

BTB Aachen – TSV Bonn rrh. 28:32 (10:14). Vor drei Wochen etwa hatte Frank Berblinger noch arge Bedenken, wie denn seine Mannschaft in die Saison finden könnte. Damals musste sein Team wegen einer 14-Tage-Quarantäne den für den 19. September geplanten Saisonstart verschieben, ehe es in der Woche darauf in der 15er-Gruppe spielfrei war – und erneut erlebte, dass die Konkurrenz auf der Suche nach dem richtigen Rhythmus weiter vorlegte. Heute ist der Coach der TSV unverändert der Meinung, der Beginn der Serie wäre besser wie geplant Ende August durchgezogen und nicht auf Mitte September verschoben worden – aber ergebnistechnisch hat Bonn die Bedenken Berblingers mal eben abgehakt. Nach dem 25:20 über den HC Weiden gab es nun im Nachholspiel beim BTB Aachen einen 32:28-Erfolg. Mit 4:0 Punkten sowie Rang drei in der Tabelle hinter TuSEM Essen II und der HG Remscheid (beide 6:0) ist die sportliche Welt ziemlich in Ordnung.

Berlinger hatte am Auftritt der Gäste wenig auszusetzen: „Wir sind wieder gut ins Spiel und über eine stabile 6:0-Deckung durch die erste und zweite Welle zu einfachen Toren gekommen.“ Nach dem 4:1 (7.) war die Partie beim 7:7 (16.) ausgeglichen, ehe Bonn mit dem 11:7 (25.) die Grundlage für den Erfolg legte. Der BTB ließ aber später selbst vom 14:19 (37.) oder 16:20 (39.) nicht vorzeitig aus der Bahn werfen und konnte sogar bis auf ein Tor verkürzen – 22:23 (46.), 23:24 (48.). Entscheidend waren die beiden Treffer, die Linksaußen Luca Bohrmann in Überzahl zum 29:25 (56.) und 30:26 (57.) für die Gäste erzielte. Ungewöhnlich: Obwohl Bonn gegen Ende einige Zeitstrafen kassierte,  hielt sich die Gefahr auf der Zielgeraden in Grenzen. „Die letzten zwei Minuten waren relativ einfach“, meinte Berblinger, „das war unser zweiter Sieg gegen einen sehr guten Gegner.“

Dessen Regisseur Simon Breuer (gleichzeitig Sportlicher Leiter beim BTB) analysierte die Partie sachlich-ehrlich: „Wir haben über die gesamte Partie gar keinen Zugriff in der Abwehr bekommen, die nötige Spannung fehlte. In der ersten Halbzeit hat auch der Angriff viele Fehler gemacht. Später war der Angriff gut, aber das hinten haben wir nicht in den Griff bekommen. Die Bonner haben absolut verdient gewonnen.“ Während der BTB jetzt am Samstag vor der schwierigen Aufgabe gegen den Tabellenführer Essen II steht und sich dort steigern will/muss, freuen sich die Bonner aufs Derby beim TV Rheinbach. „Wir hoffen, dass es für uns genau so weitergeht. Wir können frohen Mutes sein und wir hoffen, dass wir unsere englische Woche mit 6:0 Punkten abschließen.“ Dass die mit zwei Niederlagen gestarteten Rheinbacher das anders sehen, ist ihm allerdings klar.

BTB Aachen: Dosch, Elsen – Ernst (7), Wydera (3/3), Saive-Pinkall (1), Bleuel (2), Jacobs (1), Oslender (6), Breuer (1), Bökmann (1), Uerlings (1), Horn (5), Käsgen, Zylus.

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Rieder – Krohn (3), Bullerjahn (2), Ghussen, Benninghoff-Lühl (6/3), Fischer (5), Terehov, Maeser (1), Bohrmann (6), Struif (8), Rohloff (1).

Der Blick auf den kommenden Spieltag zeigt besonders in einem Fall: Krasser könnten die Gegensätze kaum sein, obwohl beide aus demselben Tal kommen. Hier steht die HG Remscheid, in der vergangenen Saison als Vorletzter nur über den Abbruch der Serie und den Verzicht auf Absteiger gerettet. Dort steht der MTV Rheinwacht Dinslaken, der damals sogar Letzter war – und wie die Remscheider normalerweise die Klasse hätte verlassen müssen. Hier hat es sich aber erledigt mit den Gemeinsamkeiten. Remscheid ist unter dem neuen Trainer Alexander Zapf die Mannschaft der Stunde, überzeugte mit Leidenschaft und ist nach dem packenden 27:25-Sieg über den TV Korschenboich mit 6:0 Punkten der Überraschungszweite hinter TuSEM Essen II (ebenfalls 6:0). Und der MTV ist mit dem neuen Trainer Boris Lietz schon wieder Letzter und hat ein leeres Konto. Mit dem 25:31 zum Auftakt gegen den OSC Rheinhausen ging es bescheiden los, ehe es gegen Korschenbroich (20:31) und beim TV Aldekerk (29:34) phasenweise ordentliche Ansätze gab – allerdings keine überzeugende Leistung über die gesamten 60 Minuten. Dinslaken wird am Sonntag in der Douvermannhalle sicher alles in seiner Macht stehende investieren, um das Ruder herumzuwerfen und nicht auf längere Zeit im Keller festzuhängen. Die HG wird ihr Selbstbewusstsein und ihre Erfahrungen aus Siegen in zwei schwierigen Auswärtsspielen entgegenstellen. 

Der Tabellenführer TuSEM Essen II, der als besondere Empfehlung den 24:23-Erfolg über die als Top-Favorit auf die Meisterschaft eingestufte SG Ratingen anbieten kann, steht in Aachen vor einer hohen Hürde – die er selbstbewusst angehen wird. Die Ratinger ihrerseits reisen vielleicht mit gemischten Gefühlen zum HC Weiden, gegen den sie in der enttäuschenden vergangenen Saison beide Duelle verloren – 25:26, 34:35. Ziemlich gemischt dürfte die gesamte Gefühlslage beim Aufsteiger HC Gelpe/Strombach sein, der mit 0:6 Punkten klar hinter den eigenen Ansprüchen liegt. Ob die Wende beim TV Aldekerk gelingt? Das Team von TVA-Trainer Nils Wallrath hat die Auftaktpleite beim TV Korschenbroich (26:36) offensichtlich gut verkraftet, denn aufs 29:26 beim OSC Rheinhausen folgte das 34:29 gegen Dinslaken. 

Dritter im Bunde der Teams ohne Punkt auf dem Konto ist – neben jenen Dinslakenern und Gelpe/Strombach – der im Neu-Aufbau steckende Neusser HV. Trainer Gilbert Lansen hatte ja vor dem Saisonbeginn immer wieder und sehr mit Recht darauf hingewiesen, dass er nicht zu zaubern vermag: „Wir brauchen acht bis zehn Spiele, um in der Saison anzukommen. Es kann sein, dass wir die Hinrunde mit null Punkten abschließen.“ Ob der NHV daran am Samstag gegen die HSG Siebengebirge etwas geändert hätte, wird sich kaum beantworten lassen – weil die Partie, die das erste Saison-Heimspiel gewesen wäre, auf den 14. November verschoben wurde. Grund: Die Halle Hammfeld ist aktuell weiter gesperrt (Reparatur Hallenboden). Neuss verliert deshalb den Versuch, seinen ersten Sieg zu holen – und Trainer Lars Degenhardt mit seiner HSG um die Chance, den Schwung vom 27:26-Krimi gegen die SG Langenfeld mitzunehmen.