09. Oktober 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Zeit des Wartens ist vorbei und es gibt sogar noch mal etwas Neues für Gudjon Valur Sigurdsson – der doch in seiner unglaublich erfolgreichen Karriere auch abseits zahlreicher Titel eigentlich alles erlebt hat. Und gerade deshalb ist der zweite Spieltag in der 2. Bundesliga ein besonderer für den 41 Jahre alten Isländer. Nach dem ebenso hart erarbeiteten wie wichtigen 27:25-Auftaktsieg beim VfL Lübeck-Schwartau betritt „Goggi“ zum ersten Mal in seinem neuen Leben die heimische Schwalbe-Arena als Cheftrainer einer Mannschaft. Und keine Frage: Ganz Gummersbach erwartet am Samstag gegen den TuS Fürstenfeldbruck zwei weitere Punkte. Der VfL ist ja tatsächlich nicht angetreten, um sich mit Mittelmaß zu begnügen. Er will wenigstens eine zentrale Rolle im Kampf um die Meisterschaft einnehmen – und im besten Fall in der zweiten Serie nach dem Abstieg in die höchste deutsche Klasse zurückkehren. Das geht nur dann, wenn die Mannschaft ihrer Rolle gegen die Außenseiter der 2. Liga gerecht wird. Und klar: Die Gastgeber haben im Duell mit dem Aufsteiger und Drittliga-Meister der vergangenen Saison als Favorit zu gelten.
Sigurdsson stellte nach dem Sieg in Lübeck fest, dass die Zeit für den besonders schönen Handball erst kommen wird: „Wir wissen noch nicht genau, wo wir stehen. Keiner weiß das. Die Saison wird richtig schwer.“ Zu seinen fest eingebauten Eigenschaften gehört es, jedem Gegner den nötigen Respekt entgegenzubringen und sich nicht unbedingt von einem Ergebnis täuschen zu lassen. Ginge es danach, wäre die kommende Aufgabe eine lockere Übung, weil der TuS zum Auftakt eine hohe 26:36-Niederlage gegen den ThSV Eisenach hinnehmen musste – an der im Übrigen ein Gummersbacher nicht unwesentlich beteiligt war. Cheftrainer in Eisenach ist seit ein paar Monaten der Gummersbacher Markus Krauthoff-Murfuni. Seinen Dienstsitz hat er in Thüringen, doch Familie und Heimat sind im Oberbergischen.
Ambitionen in Richtung Meisterschaft hat der TSV Bayer Dormagen zwar nicht, aber nach dem mit einem enttäuschenden 21:24 gegen den Zweitliga-Rückkehrer Dessau-Roßlauer HV missglückten Saisonstart konnte und wollte Trainer Dusko Bilanovic nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das Fehlen von Patrick Hüter, Joshua Reuland und Julian Köster ließ der TSV-Coach sowieso nicht als Erklärung gelten – weil Chancen für ein günstigeres Resultat in Hülle und Fülle da waren. Die 25 Fehlwürfe und zehn technischen Fehler addierten sich jedoch am Ende zu 35 Angriffen, die keinen Treffer einbrachten. „Das war nicht die Mannschaft, die ich kenne“, stellte Bilanovic selbst mit etwas Abstand staunend fest, „das war im Angriff unser schlechtestes Spiel, seit ich in Dormagen Trainer bin.“ Hinten überzeugte dafür der vom Drittligisten TSV Bieberau-Modau gekommene Torhüter Martin Juzbasic, der einige starke Paraden zeigte – was am Ende allerdings ein eher schwacher Trost war.
Bilanovic geht zuversichtlich davon aus, dass sich die Dormagener steigern und den verpatzten Auftakt schnell hinter sich lassen: „Wir werden das schaffen und wir haben gut trainiert.“ Ob das reicht, um am Samstag etwas Zählbares von der Partie bei der SG BBM Bietigheim mitzubringen? Die Gastgeber aus Baden-Württemberg, die von vielen ziemlich weit oben erwartet werden und sich selbst ebenfalls unter den besten vier Mannschaften sehen, waren am vergangenen Wochenende noch nicht im Einsatz und werden jetzt vermutlich alles für eine gelungene Heimpremiere tun. Dass es überhaupt irgendwo und irgendwann in dieser Saison etwas geschenkt gibt, ist ohnehin unwahrscheinlich. „Geschenke bekommst du nur von deiner Oma“, sagt der Bayer-Coach. Sollte Bietigheim welche zur Verfügung stellen, würde er sie trotzdem nehmen. Es wäre aber etwas Neues für den 49-Jährigen, der seit mehr als drei Jahrzehnten im Handball zu Hause ist.