3. Liga Mitte
LSC-Trainer zieht den Hut: Spieler bezahlen Tests selber
Wegen einiger Erkältungen wollte die Mannschaft auf Nummer sicher gehen. TuS 82 Opladen steht vor Saisonpremiere, HSG Krefeld braucht einen Sieg.

Zum Träumen: Trainer Andreas Klisch (Mitte) bescheinigt der Mannschaft des Longericher SC einen außergewöhnlichen Charakter. (Foto: Thomas Schmidt)

Andreas Klisch ist zurzeit als Trainer nicht nur ziemlich, sondern besonders stolz auf seine Mannschaft. Es ist keine zwei Wochen her, als der Longericher SC am 2. Oktober mit dem Derby gegen den TuS 82 Opladen in die neue Serie in der 3. Liga starten wollte – und wie der Nachbar durch die streikende Lichttechnik der Halle ausgebremst wurde. Das führte logischerweise angesichts der intensiven Vorbereitung, die plötzlich nichts mehr wert zu sein schien, zu einem hohen Frustfaktor. Anschließend bewiesen die Kölner jedoch, dass sie sich den Spaß an ihrer Leidenschaft nicht so schnell nehmen lassen. Die verspätete Saison-Premiere bei der HSG Rodgau Nieder-Roden brachte am 10. Oktober einen zumindest in dieser Klarheit nie erwarteten 28:21-Erfolg. Den frischen Schub daraus nahm der LSC auch mit in die jetzt zu Ende gehende Woche – ehe sich das nächste und derzeit allgegenwärtige Problem meldete. „Bis Dienstagmorgen war noch alles in Ordnung. Dann flatterten die ersten Erkältungen rein“, berichtet Klisch, der die geplante Einheit am Dienstagabend in Absprache mit dem Team absetzte. Bemerkenswert sei daraufhin die Reaktion der Spieler ausgefallen: „Die Mannschaft hat beschlossen, dass wir einen Test machen – den sie auch selber bezahlt. Großes Kompliment an die Mannschaft, dass sie die Kosten selber tragen und auf Nummer sicher gehen.“ Weil alle bis jetzt vorliegenden Corona-Tests negativ sind/waren, bereitet sich Longerich nun auf die nächste Aufgabe vor – die beim Heimspiel gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II (Zweite des Bundesligisten HSG Wetzlar) schwierig genug wird.

„Wetzlar ist eine sehr starke Mannschaft mit vielen guten und jungen sowie erfahrenen Leuten“, findet Klisch, „das ist eine echte Hausnummer.“ Definitiv fehlen werden die verletzten Dustin Thöne, Dennis Mestrum und Matthias Peters, andere sind angeschlagen. Trotzdem hätten die Gastgeber wenig dagegen, wenn sie dem gelungenen Auftakt ihren ersten Heimsieg hinzufügen könnten. Dann stünde das Konto bei 4:0 Zählern – was wohl die Bezeichnung Traumstart verdient hätte. „Wir rechnen uns natürlich etwas aus“, betont der LSC-Coach, „das ist ohne Zuschauer wieder fast ein 50:50-Duell.“ Einen Abend mit mangelhafter Technik braucht er jedenfalls nicht zu befürchten, weil die Partie nicht in der brandneuen Halle der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Longerich stattfindet, sondern in der davor genutzten Halle des Thomas-Mann-Gymnasiums in Weiler.

In Sachen Frustbewältigung und Neu-Aufbau der Spannung hat der LSC so etwas wie einen Bachelor-Abschluss erworben. Sogar noch eine Stufe auf Master-Ebene ist der Aufsteiger TuS 82 Opladen angekommen, der sich zuletzt gleich zwei Mal im falschen Film sah. Nach dem im wahrsten Sinne des Wortes finsteren Abend in Longerich war das Team von Trainer Fabrice Voigt erst recht heiß auf das Derby am 9. Oktober gegen den Leichlinger TV. Und dann? Wegen eines Corona-Falls mussten alle Spieler, Trainer und Betreuer des LTV ein paar Tage nach ihrem 29:28 bei der HSG Bieberau-Modau für zwei Wochen in Quarantäne, sodass erneut alle Opladener Vorbereitungen und Mühen vergeblich waren. Nun geht der TuS 82 immerhin davon aus, dass es im dritten Anlauf endlich mit dem ersten Drittligaspiel in der Vereinsgeschichte klappt. Die Aufgabe am frühen Sonntagabend im Oberbergischen gehört dabei direkt in die Kategorie wichtig, weil der Gastgeber VfL Gummersbach II nicht zu den Top-Teams der 3. Liga zu rechnen ist – sondern eher zu denjenigen, an denen sich Opladen vermutlich im Kampf um den Klassenerhalt orientieren muss/kann. Der VfL, mit einer 26:34-Niederlage gegen die HG Saarlouis gestartet, steht auf der anderen Seite noch stärker unter Druck als der TuS 82, auf den bis Weihnachten ein happiges Programm wartet. Zum vollen Terminkalender gehören die nach dem normalen Terminplan vorgesehenen elf weiteren Auftritte sowie zusätzlich die Nachholspiele gegen Leichlingen (27. Oktober) und in Longerich (16. Dezember).

Schmerzhaft: Carlos Marquis (mit Ball) und die ambitionierte HSG Krefeld erlitten in Kaiserlautern einen Rückschlag, den sie nun durch einen Heimsieg korrigieren wollen. (Foto: Herbert Mölleken)

Die Bergischen Panther waren zwar einmal im Einsatz, mussten aber zum Auftakt eine 25:27-Heimniederlage gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden hinnehmen und am vergangenen Wochenende ebenfalls eine coronabedingte Zwangspause einlegen. Daraus folgt: Das Team von Trainer Marcel Mutz sucht nach einer Richtung für die Saison 2020/2021. Die Aufgabe beim TV Kirchzell wird nun eine doppelt große Herausforderung – logistisch wie sportlich. Zunächst haben die Panther eine fast 300 Kilometer weite Anreise in den Odenwald zu absolvieren und dort erwartet sie ein Härtetest, weil die Gastgeber nach zwei Niederlagen wenig zu verschenken haben. Dasselbe gilt für die Panther, für die Mutz eine klare Leitlinie vorgibt: „Wir brauchen eine Top-Leistung und wir wollen den ersten Sieg.“

Ihren zweiten Erfolg braucht die HSG Krefeld, die als einer der Kandidaten für die Plätze ganz vorne mit den bisher erzielten 2:2 Punkten kaum etwas anfangen kann. Das 25:23 vom Auftakt gegen die TSG Haßloch war mühsam und das folgende 28:34 beim TuS Dansenberg in Kaiserslautern wegen einer viel zu hohen Fehlerquote in seiner Deutlichkeit schmerzhaft. Angesichts der hohen Ambitionen der Eagles kommt nun gegen den TV Hochdorf lediglich ein Sieg in Frage – der sich vermutlich nur über eine deutliche Leistungssteigerung verwirklichen lässt. Die Gäste, die sich selbst den Namen „Pfalzbiber“ gegeben haben, kamen nach dem 25:29 bei der TSG Hanau am Abend der vernagelten Tore zu einem 21:15 gegen den HSC Bad Neustadt. Deshalb liegen sie auf Rang acht über das bessere Torverhältnis sogar vor der HSG (plus zwei/minus vier). Und Platz neun wiederum ist ein Bild, mit dem sie in der Glockenspitzhalle wirklich überhaupt nichts anfangen können.