2. Bundesliga
Keine Zuschauer: Spitzenspiel vor Geisterkulisse
Der VfL Gummersbach tritt als Erster beim Vierten Hamm-Westfalen an. Beide Teams müssen ohne Fan-Unterstützung auskommen.

Jugendstil in Gummersbach: Mathis Häseler (18 Jahre alt) und Tom Kiesler (19) erzielten beim Sieg gegen Fürstenfeldbruck ihre ersten Zweitliga-Treffer. Trainer „Goggi“ Sigurdsson hält eine Menge von den beiden VfL-Talenten. (Foto: Thomas Schmidt)

Wer digital den ASV Hamm-Westfalen besucht, stößt auf der Startseite für die Zweitliga-Handballer zuerst auf Spiel-Ausschnitte aus der vergangenen Saison. Im Mittelpunkt der paar Sekunden steht Torhüter Felix Storbeck, der die Fans in der ziemlich vollen „Westpress-Arena“ noch mehr mitreißen und ins Boot holen will. Dabei zählten die Hallenbetreiber 2019/2020 im Durchschnitt pro Partie rund 1800 Zuschauer – ein für Zweitliga-Verhältnisse herausragender Wert. Das macht die aktuelle Situation für die Mannschaft von ASV-Trainer Michael Lerscht doppelt und dreifach bitter: Bereits das Auftaktspiel gegen den TV Emsdetten fand coronabedingt (zu hohe Infektionszahlen) ohne Publikum statt. Und dasselbe Schicksal ereilt den Verein, den nicht wenige als einen der sehr heißen Kandidaten für die Top-Platzierungen sehen, für dieses Wochenende erneut. Dass die Tribünen am Samstagabend wieder leer bleiben müssen, kann keinem recht sein – auch dem VfL Gummersbach nicht, der als Tabellenführer kommt. Der Vierte erwartet den Ersten, beiden haben 4:0 Punkte. Also bestreiten sie ein Spitzenspiel. Es wird ein Geisterspiel, dessen Gewinner trotzdem ganz vorne dabei bleibt. Die Chancen? Vermutlich sehr verteilt. 

Als die vergangene Saison nach dem 24. Spieltag am 7./8. März erst unterbrochen und später abgebrochen wurde, lagen nur ein paar Zentimeter zwischen den Hausherren aus Westfalen und den Gästen aus dem Oberbergischen: Bei jeweils 31:17 Punkten wurde der VfL über das Torverhältnis (plus 64) vor dem ASV (plus 54) auf den vierten Platz der Abschluss-Tabelle gewertet. Der erste Aufsteiger Aufsteiger HSC 2000 Coburg (37:11) lag etwas weiter weg – nicht aber der zweite Aufsteiger TuSEM Essen (34:14). Das einzige direkte Duell aus der vergangenen Serie ging am 30. Dezember 2019 an Hamm – weil der VfL beim 21:25 nach dem 10:10 zur Pause am Anfang der zweiten Halbzeit vor mehr als 9000 Zuschauern in der Dortmunder Westfalenhalle den Faden verlor und den drohenden Schaden dann in der letzten Viertelstunde nicht mehr abwenden konnte.

Während Hamm mit knappen Erfolgen über den TV Emsdetten (25:24) und beim Wilhelmshavener HV (27:24) begann, legte der VfL gegenüber dem hart erkämpften 27:25 beim VfL Lübeck-Schwartau zu und ließ dem TuS Fürstenfeldbruck keine Chance – 40:25. Höhere Ansprüche leitet Trainer Gudjon Valur Sigurdsson aber weder aus dem hohen Resultat noch aus dem Sprung an die Tabellenspitze ab, weil die 2. Bundesliga erst am Anfang eines Marathons steht. Kein Wunder außerdem: Der ASV hat seine eigenen Ideen und eher den Plan, die beiden Zähler für sich zu behalten. Trainer Lerscht kündigt entschlossenen Widerstand an: „Wir werden die Westpress-Arena garantiert nicht ohne Kampf hergeben.“ Die Jagd beginnt und die anderen warten nur auf die Chance, Sigurdssons Gummersbacher an der Spitze abzulösen.