Oberliga Mittelrhein
Gipfeltreffen: Leere Ränge, volle Spannung
HSG Refrath/Hand erwartet TuS Derschlag zum Duell der beiden einzigen verlustpunktfreien Mannschaften.

Klammergriff: Michael Wittig (mit Ball) ist manchmal kaum zu verteidigen und eine zentrale Stütze der HSG Refrath/Hand, die aber auch im Spitzenspiel gegen Derschlag auf ihren verletzten Kreisläufer verzichten muss. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist und bleibt auch unter diesen besonderen Umständen ein Gipfeltreffen. Schließlich treffen am Dienstagabend um 19.30 Uhr in der Halle Steinbreche in der HSG Refrath/Hand und dem TuS Derschlag die einzigen Mannschaften aufeinander, die in der Oberliga Mittelrhein mit jeweils 6:0 Punkten noch ohne Punktverlust sind. Einer von beiden wird – unabhängig vom Ergebnis – auf jeden Fall den aktuellen Überraschungs-Ersten TuS 82 Opladen II (7:1) ablösen. Auf dem Feld werden sowohl die Refrather als auch die Derschlager für einen Erfolg in vielen Situationen sehr flexibel reagieren müssen – und die Gastgeber haben schon vor dem Anwurf bewiesen, dass sie sehr entschlossen handeln können. Weil das Ordnungsamt erst im Laufe des Montags entscheidet, ob überhaupt Zuschauer zugelassen sind, zogen die Verantwortlichen von sich aus die Reißleine, um rechtzeitig einen Hauch von Planungssicherheit zu haben. Das aufwändig erarbeitete Konzept mit einer beschränkten Zahl fest zugewiesener Sitzplätze bleibt in der Schublade und die Partie findet vor leeren Rängen statt – was die Gastgeber selbst sehr schmerzt. Christopher Braun, als Sportlicher Leiter und Trainer in der Verantwortung, sieht diese Entscheidung trotzdem als die einzig richtige an: „Lieber so als gar nicht.“ An der Leidenschaft für den Handball ändern die coronabedingten Einschränkungen ohnehin wenig.

Wenig begeistert ist Braun im Übrigen, wenn seine Mannschaft als der absolute Favorit auf die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga bezeichnet wird. Auf Augenhöhe sieht er vor allen Dingen den Pulheimer SC, der seiner Ansicht nach zu sehr unter dem Radar zu segeln versucht. „Das ist schon eine sehr starke Mannschaft, die in Kelvin Tacke einen sehr erfahrenen Trainer hat“, findet Braun, der die Hornets auf Refrather Niveau sieht. Eine eher unbekannte Größe sind die Derschlager, deren neuer Trainer Andy Palm mit einem in weiten Teilen komplett umgebauten Kader an den Start geht. Aus der Vorjahres-Formation sind nur Norman Krause, Fynn Wandschneider und Matias Cabrales übrig. Um der Mischung aus diesem Trio und den talentierten Zugängen mehr Halt zu geben, kamen kurz vor dem Saisonstart erfahrenere Kräfte hinzu: Damir Hodo (Rechtsaußen/HSC Bad Neustadt), Jan Sega (Tor/Hurry-Up/Niederlande), Paulo Grodzek (Rückraum/Tarnow/Polen).

Die HSG hat sich unter anderem durch das Studium von Video-Aufnahmen intensiv vorbereitet und Braun bestätigen die bisherigen Ergebnisse des TuS in seinem Urteil über den kommenden Gegner: „Wer Dormagen schlägt, muss gut sein.“ Er meint das jüngste 34:32 des TuS über den TSV Bayer Dormagen II, der ebenfalls zu den Kandidaten fürs obere Drittel gehört und in Derschlag trotz einer 14:9-Führung (21.) vor der Pause später leer ausging. Refrath machte bislang in drei Duellen mit Kontrahenten aus der unteren Hälfte kurzen Prozess – 32:18 beim ASV SR Aachen, 37:17 gegen Turnerkreis Nippes, 26:19 beim BTB Aachen II. Jetzt freut sich die Mannschaft auf den ersten echten Härtetest und der Coach vertraut seinem Kader: „Wir haben auch eine sehr gute Mannschaft.“ Dabei müssen die Hausherren allerdings ein personelles Handicap verkraften: Michael Wittig, mit seiner Erfahrung und Klasse als Kreisläufer und Deckungsspieler wichtig, fällt noch für ein paar Wochen aus (Hand gebrochen).