21. Oktober 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
HSG Refrath/Hand – TuS Derschlag 40:26 (19:8). Es war aus Sicht der Gastgeber ein echtes Machtwort und über weite Strecken das Duell zwischen Intercity-Express und S-Bahn. Die HSG machte im Nachholspiel von der ersten Sekunde an klar, dass sie die beiden Punkte behalten wollte – mit Spielwitz, mannschaftlicher Geschlossenheit und Leidenschaft, die den überforderten Gegner über weite Strecken überrollten. Nach dem 8:2 (9.) für die Gastgeber nahm TuS-Coach Andy Palm bereits seine erste Auszeit, die aber nahezu wirkungslos verpuffte. Nach dem 13:7 (22.) betätigt Refrath noch einmal den Turboknopf und bewegte sich ab dem 17:7 (27.) immer im Bereich des zweistelligen Polsters. Bezeichnend für die allgemeine Derschlager Chancenlosigkeit und ein Beleg für die deutliche größere Konsequenz der HSG: Sowohl bei den Zeitstrafen als auch bei den Siebenmetern gaben die Unparteiischen den Gästen einen klaren Vorteil an die Hand. Während der TuS sieben Strafwürfe bekam – von denen er drei nicht zu nutzen wusste – und nur eine Zeitstrafe verarbeiten musste, standen die Hausherren sechs Mal in Unterzahl auf dem Feld und sie mussten sich mit drei Siebenmetern begnügen. Am Unterschied von eher zwei Klassen änderte das alles wenig, sodass Refrath/Hand jetzt mit 8:0 Punkten die Spitze übernommen hat. Auf Rang zwei folgt der TuS 82 Opladen II (7:1), während Derschlag hinter Nümbrecht (beide 6:2) auf Platz vier abgerutscht ist.
Das Team von HSG-Coach Christopher Braun ließ bis zum 37:18 (55.) den Fuß auf dem Gaspedal – und verschenkte nun durch rapide nachlassende Konzentration einen Erfolg mit 20 Treffern Differenz. Erstens: Deckungsarbeit fand in den letzten Minuten gar nicht mehr statt. Zweitens: Im Mittelpunkt aller Überlegungen schien zu stehen: Wer erzielt wohl unser 40. Tor? Rund 20 Sekunden vor der Schluss-Sirene war es schließlich so weit, als Moritz Merz das Ergebnis auf 40:25 stellte und sein persönliches Konto als bester Werfer des Abends auf acht Treffer stellte. Kein Wunder: Kurz darauf durfte HSG-Trainer Braun zufrieden sein: „Dass es so klar werden würde, hatte ich nicht erwartet. Zum Schluss haben wir etwas Ergebniskosmetik zugelassen, aber insgesamt haben wir über 60 Minuten dominiert und sehr verdient gewonnen. Wir sind froh und wir sind Tabellenführer.“ Das Geheimnis zum Erfolg: „Wir waren sehr gut vorbereitet.“ Ganz sicher ist jetzt auf jeden Fall, dass der weitere Kampf um die Meisterschaft nicht ohne die HSG stattfindet – wenn denn überhaupt ein Weg an ihr vorbeiführt.
HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – A. Krause (1), Busche (2), Faulhaber (4), Faust (2), Funke (4), Niehaus (7/3), Wendler (6), Bildhauer (2), Benninghaus (2), Wischmeyer, Asselborn (2), Merz (8).
TuS Derschlag: Sega, Gossens – Köster, Wandschneider, Veselinov (1), Seifert (4/3), Grozdek (3), Nenne-Kolb (7), Malek (1), Cabrales Vergara (3), N. Krause (4), Mlynzak (2), Hodo (1/1).
CVJM Oberwiehl – SSV Nümbrecht 14:22 (8:8). Den Gastgebern blieb im Oberbergischen Derby nur, sich an den positiven Ansätzen aus der ausgeglichenen ersten Halbzeit festzuhalten. Übers 6:3 (19.) lag der CVJM in der von den Abwehrreihen geprägten Partie kurz vor der Pause beim 8:7 (30.) noch einmal vorne, ehe er sieben Gegentreffer hintereinander hinnehmen musste und mit dem 8:14 (43.) bereits entscheidend geschlagen war. Die Deckung war für Trainer Nils Hühn trotzdem weder in der ersten noch in der zweiten Halbzeit das Problem der Gastgeber: „Vorne im Angriff haben wir weiter sehr viele Fehler gemacht und den SSV dadurch zu leichten Toren eingeladen. Am Ende war es ein bisschen zu deutlich, aber der Sieg für Nümbrecht gerechtfertigt.“ Hätte der Angriff nur zwei Treffer mehr erzielt, hätte Oberwiehl auch nicht die rote Laterne übernehmen und den bisherigen Letzten BTB Aachen II (beide 0:6 Zähler) auf dem letzten Platz ablösen müssen.
CVJM Oberwiehl: Gröbner (3), Schneevogt (2), Berndt, Blum, Rischikov (3/1), Schneider, Madel, Wolff, Gottschalk (1), Marenbach, Binder (2), Krieg (1), Gartung (2), Ruland.
SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Euteneuer, Weißner (4), Donath (1), Lang (2), Kaminski (1), Schanz (1), Sonka, Dissmann, Borisch (2), Frey (6/2), Miebach (5).
Angesichts der überzeugenden Vorstellung gegen Derschlag muss die HSG Refrath/Hand am Sonntag gegen den HC Weiden II als (Elfter/2:4) als turmhoher Favorit gelten. Gleichzeitig werden sie beim Spitzenreiter gewarnt sein – und sich zur Vorsicht noch einmal kurz an den 22. September 2019 erinnern: Damals gab es eine überraschende 30:31-Niederlage gegen die Zweite des Regionalligisten. „Dass uns ein ähnlicher Coup gelingt, ist mehr als utopisch“, findet Weidens Trainer Philipp Havers, „der Refrather Rückraum ist eine Nummer zu groß für uns, zumal wir uns wieder mit Personalproblemen herumplagen müssen. Für uns geht es nur darum, die Differenz der Niederlage im Rahmen zu halten und zu versuchen, so lange wie möglich mitzuhalten.“ Bei der HSG haben sie allerdings nicht vor, sich erneut wie damals überrumpeln zu lassen. Brauns Team will im fünften Spiel den fünften Erfolg und seine makellose Bilanz auf 10:0 Punkte ausbauen.
Die schwer geschlagenen Derschlager, denen die drei Spät-Verpflichtungen Damir Hodo (Rechtsaußen), Jan Sega (Tor) und Paulo Grozdek (Rückraum) keinerlei Halt geben konnten, treten nun beim Pulheimer SC auf den Prüfstand. Den sehen zwar die Refrather als härtesten Konkurrenten im Titelkampf, nicht jedoch die Hornets sich selbst: Deren Trainer Kelvin Tacke beurteilt das alles ein bisschen anders. Trotzdem hätte er wohl wenig dagegen, durch einen Sieg den Kontakt nach oben zu halten – was dem TSV Bayer Dormagen II gegen den Vorletzten BTB Aachen II ähnlich gehen wird. Ganz nebenbei haben Trainer Freddy Rudloff und seine Dormagener vom vergangenen Wochenende etwas gutzumachen – die 32:34-Niederlage in Derschlag, das nur drei Tage darauf in Refrath unter die Räder kam.