3. Liga Mitte
Atempause: 3. Liga unterbricht ihre Saison
Bis zum 15. November sollen wichtige Fragen geklärt sein: Sind wir Profi-Sport oder Amateure? Mit welchem Modus geht es weiter?

Sturzgefahr: Lukas Martin Schulz konnte/musste sich nach einem seiner sechs Treffer für den Longericher SC beim 33:31 kürzlich gegen die Bergischen Panther noch artistisch abfangen. Jetzt geht es der gesamten 3. Liga irgendwie ähnlich. (Foto: Thomas Schmidt)

Und sie legt doch eine Pause ein. Am späten Freitag machten Präsidium und Vorstand des Deutschen Handball-Bundes öffentlich, was sie am Donnerstagabend mit den Spielleitenden Stellen  vorbereitet hatten. Kernaussage: „Wir setzen den Spielbetrieb zunächst bis einschließlich 15. November aus.“ Zwei Faktoren gaben dafür den Ausschlag. Zuerst machte der Blick auf die kommende Woche schnell klar, dass der ursprüngliche Plan nicht funktionieren würde. Für den 6. und 8. November waren Doppel-Spieltage angesetzt – und aufgrund der Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit kaum umzusetzen. Für den einen oder anderen Verein wäre die Teilnahme daran nach gerade beendeter Quarantäne sogar unmöglich gewesen. „Das wäre sehr schwierig geworden“, sagt Andreas Tiemann, der für die 3. Liga Mitte unter anderem mit der HSG Krefeld Niederrhein,  dem Longericher SC, den Bergischen Panthern, dem TuS 82 Opladen, dem Leichlinger TV und dem VfL Gummersbach II zuständig ist. Der bereits jetzt angehäufte Hügel an Nachholspielen wäre zu einem nicht mehr abzubauenden Berg geworden. 

Der seit Mittwoch vorliegende Beschluss von Bund und Ländern hat den Blick allerdings noch auf einen anderen Punkt gelenkt – dessen Bedeutung für die Drittligisten vielleicht von viel größerer Bedeutung ist. Nach den jüngsten Corona-Maßnahmen sollen ja ab 2. November „nur“ der Trainings- und Spielbetrieb im Amateursport eingestellt werden. Damit stellt sich sowohl für den DHB als auch die betroffenen Mannschaften die Status-Frage: Wer sind wir? Wo gehören wir hin? Geht es nach dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), liegt die Antwort längst klar auf dem Tisch: Er sieht unter anderem alle Kader-Athleten und Kader-Athletinnen sowie die 1. bis 3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten im Bereich Profisport. Von der Festlegung in diesem Punkt hängt fast alles bis mindestens sehr viel ab.

Tiemann gehört zu den Befürwortern einer möglichst raschen Rückkehr in den Spielbetrieb, weil er sonst den Handball als Ganzes gefährdet sieht. „Hier geht es aber erst einmal nicht nur darum, ob wir am 1. Dezember weitermachen oder nicht“, betont der Staffelleiter, nach dessen Ansicht einige Vereine kaum ausreichend berücksichtigen, was die Statusfrage sonst bedeutet: Wer im Sinne des DOSB als Profi gilt, darf immerhin bei ausgesetztem Meisterschafts-Betrieb sein Training fortsetzen. Das ist tatsächlich ein tragender Faktor: Vorausgesetzt, es kann am 1. Dezember theoretisch mit dem Handball weitergehen, droht die Fortsetzung daran zu scheitern, dass die als Amateure im Sinne der Verordnung geltenden Vereine zu diesem Zeitpunkt mindestens den ganzen November als Trainingspause hinter sich haben. Ein Kaltstart wäre mit einem viel zu hohen Verletzungsrisiko behaftet.

Alles zusammen lässt bloß diese beiden Möglichkeiten zu: Ist die 3. Liga eher eine Profi-Liga, könnte sie weitermachen, als dem Amateurbereich verhaftet wäre es das gewesen für dieses Jahr mit dem Spielbetrieb. Und welche Folgen sich daraus ergeben, ist kaum abzuschätzen. Einen Schub bekäme der Handball dadurch sicherlich nicht. Andreas Tiemann hat dazu eine feste Meinung: „Ich glaube, wir können es uns nicht leisten, bis Januar nicht zu spielen.“ Insgesamt glaubt er allerdings, dass sich die Durststrecke überwinden lässt: „Wenn wir gemeinsam eine vernünftige Entscheidung treffen.“ Und grundsätzlich würde er sich bei vielen Handballern wünschen, dass sie mit mehr Mut und Entschlossenheit für ihre eigenen Interessen einstehen: „Es kann doch nicht sein, dass sich manche darin übertreffen, wer der Erste ist, der den Spielbetrieb einstellt.“

Klar ist bereits jetzt, dass die Saison 2020/2021 in der 3. Liga auf keinen Fall ohne Änderungen fortgesetzt wird. Die Palette der Maßnahmen reicht von einem Corona-Testsystem bis hin zu einer Änderung des Spielsystems, die sowieso unumgänglich zu sein scheint – weil allein die bisher aufgelaufene Zahl an Nachholspielen viel zu groß ist. „Wir haben natürlich einen Plan B oder C“, erklärt Tiemann. Alle denkbaren Modelle/Überlegungen sollen unter anderem bei einem Staffeltag mit den Vereinen spätestens in der 2. November-Woche diskutiert werden. Kritik daran, dass der Verband von vornherein viel zu große Gruppen gebildet habe, sodass das Scheitern programmiert gewesen sei, lässt Tiemann im Übrigen zumindest für „seine“ Gruppe Mitte nicht zu: „Die Vereine haben es mit einer Mehrheit von 90 Prozent so gewollt.“ Vielleicht ergibt sich ja jetzt in der Atempause ebenfalls eine derart breite Mehrheit – für den Handball, für den Fortbestand der 3. Liga.