13. November 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bisher ist der VfL Gummersbach doch ganz gut durch die Saison gekommen und die coronabedingte Absage der für den 31. Oktober vorgesehenen Partie beim Wilhelmshavener HV war die erste Zwangs-Unterbrechung – genau vor der direkt danach folgenden Länderspielpause. Gummersbacher Nationalspieler wie der Österreicher Alexander Hermann waren nicht unterwegs, sodass Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit dem kompletten Kader arbeiten konnte. Das volle Personal und den höchsten möglichen Einsatz wird der VfL auch brauchen, denn der siebte Spieltag bringt eine anspruchsvolle Aufgabe. Der Zweite Gummersbach (8:2 Punkte) trifft auf den Vierten HSV Hamburg Handball, der bisher erst drei Einsätze absolvieren konnte – und mit 6:0 Zählern unter der Regie von Trainer Torsten „Toto“ Jansen die einzige Mannschaft ist, die noch eine weiße Weste hat. Klar: Das will Sigurdssons Team unbedingt ändern. Es wäre immerhin ein sportlicher Trost angesichts leerer Ränge. Auch dieses Spitzenspiel, das sicher einen besseren Rahmen verdient hätte, muss ohne Zuschauer stattfinden.
Beim Anpfiff in der Schwalbe-Arena werden die Gastgeber bereits wissen, ob sogar die Rückkehr auf den ersten Platz möglich ist. Der Aufsteiger Dessau-Roßlauer HV (10:2 Punkte), der sich hartnäckig an der Spitze behauptet, hat dann die Aufgabe beim bisher sieglosen TV Emsdetten (0:10/Freitagabend) schon hinter sich. Was für die Qualitäten des HSV spricht: Obwohl der ganz große Rhythmus nicht da sein kann, gab es unter anderem beim EHV Aue (35:32) und beim TV Großwallstadt (28:27) wertvolle Auswärts-Siege. Hamburg ist zudem mit den 95 eigenen Treffern der einzige Zweitligist, der bisher mit durchschnittlich 31,6 Toren über der 30-Treffer-Marke liegt. Selbst der VfL kommt hier nicht ganz mit: 149 Tore insgesamt, 29,8 pro Einsatz. Für Gummersbachs Rechtsaußen Lukas Blohme, der zuletzt mit neun Treffern ziemlich entscheidend am 27:24 in Emsdetten beteiligt war, kann es trotzdem nur einen Gewinner geben: „Wir wollen Hamburg die ersten Punkte abknöpfen. Unser Ziel ist es, unbedingt zu Hause ungeschlagen zu bleiben.“
Die Suche nach dem Rhythmus beschäftigt auch den TSV Bayer Dormagen, dessen bisherige Saison einen Wechsel aus Vorbereitung und Absagen abbildet. Nach dem 21:24 vom Auftakt am 2. Oktober gegen Dessau gelang am 10. Oktober mit dem 26:25 bei der SG BBM Bietigheim eine beachtliche Reaktion. Über ein geplantes freies Wochenende (19er-Gruppe) folgten die Absetzungen der Spiele in Hamburg (als die Mannschaft praktisch schon auf dem Weg in den Norden war) und gegen den TuS Ferndorf. Nach einer dreiwöchigen Unterbrechung wusste Dormagen am 31. Oktober beim 25:25 gegen den TuS N-Lübbecke erneut zu überzeugen, ehe der in die Länderspiel-Pause gelegte zweite Versuch gegen Ferndorf ebenfalls abgesagt wurde. Nun steht die Aufgabe beim TV Hüttenberg auf dem Programm, der alle sechs vorgesehenen Partien absolvieren konnte.
Dass die aktuelle Bilanz mit 3:9 Punkten überschaubar ist, wird Trainer Dusko Bilanovic mit höchster Vorsicht genießen. Außerdem zeigt der Trend des Gegners offensichtlich nach oben: Auf 0:4 Punkte folgten zwei knappe Niederlagen gegen Bietigheim (20:22) und in Gummersbach (29:30), ehe sich die ersten positiven Resultate einstellten – 33:33 gegen den HC Elbflorenz Dresden, 24:20 beim ThSV Eisenach. Im „Gegnercheck“ auf der vereinseigenen Seite weisen die Hessen darauf hin, dass sich beim TSV Bayer sehr viel um die Rückraum-Achse mit Ante Grbavac (16 Tore), Ian Hüter (13) und André Meuser (11) dreht. Aus den offiziellen HBL-Statistiken geht auf der anderen Seite aber auch hervor, dass Hüttenberg bei der doppelten Anzahl an Spielen vergleichbare Wert aufweist. Die fünf besten Werfer Christian Rompf (24 Tore/Linksaußen), Vit Reichl (Kreis/24), Hendrik Schreiber (Mitte/22), Johannes Klein (20/Rückraum links) und Ian Weber (17/Mitte) haben zusammen knapp etwas mehr als 100 Tore erzielt. Sie führen damit einen Kader an, der von der mannschaftlichen Geschlossenheit lebt – wie der TSV Bayer.
Trainer Bilanovic weiß natürlich, dass die Statistik der jüngeren Vergangenheit in der Theorie für seine Mannschaft spricht. In der Saison 2018/2019 gab es das 30:29 in Hüttenberg und ein 21:20 in Dormagen, ehe die Hinrunde 2019/2020 das 27:26 beim TVH brachte. Das sagt dem Bayer-Coach vor allem eins: „Es wird eine Partie auf Augenhöhe, wir werden eine starke Leistung brauchen.“ Trotz allgemein schwieriger Terminlage bleibt ihm und seiner Mannschaft immerhin die Genugtuung, dass die Trainingsarbeit seit Wochen auf höchstem Niveau läuft: „Wir sind gut organisiert, wir arbeiten fleißig und sehr konzentriert.“ Einziges, jedoch beträchtliches Handicap: Top-Werfer Ante Grbavac wird wegen einer Bänderverletzung (umgeknickt) nicht zur Verfügung stehen. „Das müssen wir jetzt auf mehrere Schultern verteilen“, sagt Bilanovic, der volles Vertrauen in seine Mannschaft hat und einen gelassenen Eindruck macht: „Ich hätte nichts dagegen, wenn unsere Serie gegen Hüttenberg hält.“