14. November 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TV Hüttenberg – TSV Bayer Dormagen 30:34 (12:14). Als die Angelegenheit gerade richtig kritisch zu werden drohte, schien das Team von Trainer Dusko Bilanovic entscheidend zur Stelle zu sein. Der verletzte Top-Werfer Ante Grbavac fehlte ohnehin und plötzlich mussten die Gäste zusätzlich auf Ian Hüter verzichten, den bislang zweitbesten Torschützen. Grund: Der Regisseur sah für ein Foul beim Hüttenberger Gegenstoß in der 38. Minute die (harte) Rote Karte. Da hieß es 19:17 für die Gäste – die sich kurz neu sortierten und durch vier Tore hintereinander auf 23:17 (42.) davonzogen. Dann erinnerten sie sich bei Bayer wohl daran, dass Duelle zwischen dem TVH und Dormagen in der Regel spannend zu sein haben. Und so war beim 28:28 (54.) plötzlich wieder jedes Ergebnis drin. Der Dreierpack innerhalb von 130 Sekunden zum 31:28 (56.) machte jedoch den Weg frei für den Sieg des TSV, der unter dem Strich völlig verdient war. Nur beim 0:0 am Anfang und beim 28:28 lagen die Hausherren gleichauf.
Trainer Bilanovic war vor der Fahrt nach Hessen überzeugt davon, dass sein Team zu einer guten Leistung fähig sein würde: „Wir haben sehr fleißig gearbeitet.“ Dass die Corona-Unterbrechungen in dieser Saison den Rhythmus gestört haben könnten, ließ sich zumindest diesmal trotz des einen oder anderen Fehlers/Fehlwurfs/Ballverlustes über weitere Strecken der Partie nicht erkennen. Dormagen war von der ersten Sekunde an hellwach, fand gegen die sehr offensiv agierende 5:1-Deckung der Gastgeber immer wieder gute Lösungen und übernahm sofort die Kontrolle – 4:1 (8.), 6:2 (11.). Offensive Hänger wie die überschaubaren fünf Minuten bis zum 7:5 (16.) blieben ohne besondere Folgen, weil die Abwehr stabil wirkte und in ihren Keepern oft einen starken Rückhalt hatte – erst in Sven Bartmann, später in Martin Juzbasic.
Der TVH kämpfte im zweiten Durchgang mit Leidenschaft, doch Bayer blieb erstaunlich ruhig und ließ keine Anzeichen von Hektik erkennen. Klare Führungsfigur: Benjamin Richter, der die Verantwortung immer mehr auf sich zog und auf der Zielgeraden genau dann zur Stelle war, wenn ihn sein Team besonders brauchte. Bis zum 32:30 (58.) durfte Hüttenberg vielleicht noch ein bisschen hoffen, ehe Alexander Senden (59.) und Joshua Reuland (60.) mit dem 33:30 und 34:30 letzte Zweifel am Erfolg beseitigten. Dass sich die Mannschaft und Bilanovic direkt nach der Schluss-Sirene zum tanzenden Sieger-Kreis versammelten, ließ sich nachvollziehen. Ganz nebenbei verbesserte Dormagen sein Konto schließlich auf 5:3 Punkte und kletterte auf den zehnten Platz. Und 5:1 Zähler aus drei Spielen ohne Niederlage können sich auch sehen lassen. Es gibt schlechtere Moment-Aufnahmen.
Bilanovic nahm die beiden Punkte nachher mit großer Gelassenheit und noch größerer Genugtuung mit in den Bus: „Wir sind glücklich, dass wir dieses schwierige Auswärtsspiel gewonnen haben. Die Jungs singen gerade Karnevalslieder.“ Der Coach bescheinigte der Mannschaft eine konzentrierte Leistung über die meisten der 60 Minuten und er lobte nicht zuletzt den geschlossenen Auftritt in der Abwehr, in die Hüters Rote Karte ebenfalls eine Lücke riss – die Bayer unter der Führung von Benjamin Richter durch eine geschlossene Teamleistung wieder schloss. „Und wir waren im Angriff effektiver“, urteilte der TSV-Coach. Tatsächlich überwand Dormagen nach dem 21:24 gegen den Dessau-Roßlauer HV, dem 26:25 gegen die SG BBM Bietigheim und dem 25:25 gegen den TuS N-Lübecker zum ersten Mal die 30-Tore-Marke. Der eine oder andere unnötige Gegentreffer nach der 50. Minute fiel deshalb nicht mehr besonders schwer ins Gewicht. Auf die Idee, in der Vorbereitung für die Aufgabe am nächsten Mittwoch (19.30 Uhr) gegen die HSG Konstanz im Einsatz nachzulassen, kommt sowieso niemand.
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Bartmann – Reuland (7/1), Senden (4), Meuser (7), Juric, Richter (8/3), Iliopoulos, I. Hüter (3), Reimer, Blum, Noll, P. Hüter (2), Sterba (3), Mast, Rehfus.