2. Bundesliga
Zwischenzeugnis: Der Kurs stimmt für Dormagen und Gummersbach
Aufstieg und einstelliger Tabellenplatz sind realistische Ziele - obwohl noch nicht alles nach Wunsch läuft.

Applaus, Applaus! Gummersbachs Trainer Gudjon Valur Sigurdsson scheint mit dem Stand der Dinge beim VfL einigermaßen zufrieden zu sein. (Foto: Thomas Schmidt)

Mancher mag froh sein, dass er den November hinter sich hat. Dass die Sonnenscheindauer diesmal deutlich über den für diese oft trübe Jahreszeit normalen Werten lag, half den Zweitligisten VfL Gummersbach und TSV Bayer Dormagen schließlich auch nicht weiter: Sie mussten jeweils zwei wichtige Heimspiele ohne Zuschauer und ohne entsprechende Einnahmen, aber mit dem inzwischen üblichen organisatorischen Mehr-Aufwand über die Bühne bringen. Dem steht auf der anderen Seite ein ans Optimale grenzendes sportliches Resultat gegenüber. Der VfL, der im zurückliegenden Monat nur zwei Mal im Einsatz war, fuhr 4:0 Punkte ein, und die drei Mal geforderten Dormagener, die ebenfalls ungeschlagen blieben, sammelten 5:1 Zähler. Nach einem knappen Fünftel der ungewöhnlichen Saison 2020/2021 sieht es ganz danach aus, dass beide Zweitligisten aus dem Harzhelden-Gebiet ihre vor dem Start ausgegebenen Ziele erreichen können. Hier ist die Lagebeschreibung: 

VfL Gummersbach Die wichtigste Nachricht bekamen sie im Oberbergischen jetzt nicht von der Handball-Bundesliga oder dem Deutschen Handball-Bund, sondern vom örtlichen Gesundheitsamt. Inhalt: Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson kann die Meisterschaft bald fortsetzen, denn die Quarantäne für alle Spieler und die Mannschafts-Verantwortlichen ist nach einem weiteren negativen Test aufgehoben – nur noch nicht jene Auszeit für den Spieler, bei dem ein Corona-Test kürzlich positiv ausgefallen war. Der Befund hatte sich in der vergangenen Woche ergeben, sodass die für den 25. November bei der DJK Rimpar Wölfe und für den 28. November beim Nachbarn TuS Ferndorf vorgesehenen Aufgaben verschoben werden mussten (neue Termine offen). Punkt eins: Aufgrund der Entscheidung des Gesundheitsamtes konnte der VfL inzwischen in den normalen Trainingsbetrieb zurückkehren. Punkt zwei: Die für den kommenden Freitagabend vorgesehene Partie gegen den ThSV Eisenach findet wie geplant statt.

Dass die Gummersbacher in ihrer unfreiwilligen Pause die Spitzenposition abgeben mussten, werden sie verkraften. Mit 12:2 Punkten liegen sie nur deshalb hinter dem Dessau-Roßlauer HV, weil der Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt bereits drei Spiele mehr ausgetragen hat und deshalb bei 13:7 Zählern steht. In der Schwalbe-Arena zeigte der VfL erst am 21. November beim 34:26 über Dessau, dass die Kräfteverhältnisse im Grunde ein bisschen anders aussehen. Auf den Plätzen drei und vier folgen dann der HSV Hamburg und der VfL Lübeck-Schwartau (beide 10:4), gegen die Sigurdssons Team bereits gewinnen konnte (27:25/26:25). Gefahr droht aber auch vom Sechsten TuS N-Lübbecke (9:3) und weiter hinten sogar noch vom EHV Aue – der aktuell lediglich den 13. Platz belegt, weil erst vier Spiele hinter dem schon zwei Mal von einer Corona-Pause betroffenen Klub aus Sachsen liegen. Aktuell fällt selbst EHV-Trainer Stephan Swat aus. 

Hand drauf: Patrick Hüter (links) und Ian Hüter werden sich brüderlich darüber einig sein, dass die Saison für ihre Dormagener bisher nicht schlecht läuft. (Foto: Thomas Schmidt)

Gummersbach hat bereits knappe Duelle über viel Kampf für sich entschieden (Bad Schwartau, TV Hüttenberg, Hamburg) und gleichzeitig schon spielerisch überzeugend gewonnen (TuS Fürstenfeldbruck, Dessau). Trotzdem fehlt weiter eine Leistung, bei der wirklich alle Puzzlesteine an den richtigen Platz fallen – was angesichts der außergewöhnlichen Umstände am wenigsten Chefcoach Sigurdsson verwundern dürfte. Außerdem bleiben dem VfL alleine bis Ende des Jahres sechs Gelegenheiten, neue Prozentpunkte hinzuzufügen – gegen Eisenach, beim Wilhelmshavener HV (8. Dezember), beim HC Elbflorenz Dresden (13. Dezember), gegen die SG BBM Bietigheim (18. Dezember), gegen den TuS N-Lübbecke (27. Dezember) und beim TSV Bayer Dormagen (30. Dezember). Der VfL hat die Klasse, sein Restprogramm für 2020 gut zu bewältigen und bei seiner „Mission Aufstieg“ tatsächlich alles selbst in der Hand. 

TSV Bayer Dormagen Mit dem 21:24 am 2. Oktober gegen Dessau begann im Team von Trainer Dusko Bilanovic das große Rätselraten: Was war das denn, wie konnte das nach der überzeugenden Vorbereitung passieren? Bilanovic fand in der unglaublich hohen Zahl an vergebenen Chancen bald eine relativ simple Erklärung und sein Team mit dem 26:25 in Bietigheim sowie dem 25:25 gegen N-Lübbecke sofort die richtigen Antworten. Anschließend mussten die Duelle mit Hamburg, Ferndorf und zuletzt Aue coronabedingt verschoben werden, während die drei mit Hüttenberg (34:30), Konstanz (31:25) und Großwallstadt (23:23) beachtliche 5:1 Punkte aufs Konto überwiesen. Alles zusammen bringen dem TSV Bayer den achten Platz und 8:4 Punkte – eine sehr vernünftige Basis auf dem Weg für die vermutlich weiterhin sehr anspruchsvolle Saison. 

Was die Dormagener mit den Gummersbachern eint: Auch im Sportcenter fallen bisher längst nicht alle Puzzleteile an den richtigen Platz. Und jüngst war es nach einem Zwischenhoch wieder der Angriff, der sich als Problemzone erwies. „23 Tore in einem Heimspiel sind viel zu wenig“, urteilte Bilanovic, der fast zwei Dutzend Fehlwürfe und mehr als ein Dutzend technische Fehler auf dem Statistik-Bogen fand. Im Durchschnitt steht Dormagen mit 160 Treffern bei 26,6 pro Begegnung – wobei der Wert zu Hause (25) schlechter ausfällt als der auswärts (30). Fazit insgesamt: Der TSV Bayer hat die Klasse, sein Restprogramm für 2020 gut zu bewältigen und im Kampf um den angepeilten einstelligen Tabellenplatz tatsächlich alles selbst in der Hand. Dass sie sich dafür allein am Samstag beim erst ein Mal siegreichen Schlusslicht TuS Fürstenfeldbruck (33:30 gegen Elbflorenz Dresden) nichts kaufen können, wissen sie in Dormagen bestimmt.