2. Bundesliga
Gipfelstürmer: Gummersbach steht wieder oben
Beim 33:24 gegen den ThSV Eisenach macht der VfL schon mit dem 18:8 zur Pause alles klar. Alexander Hermann erleidet eine Knieverletzung.

Rein damit: Linksaußen Raul Santos war mit seinen elf Treffern der erfolgreichste Gummersbacher Werfer beim Sieg gegen Eisenach. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – ThSV Eisenach 33:24 (18:8). Das Ergebnis hört sich normal an. Der eine, der zurück in die Bundesliga will, gewinnt am Ende ziemlich glatt gegen den, dessen oberstes Ziel ein fester Platz in der 2. Bundesliga ist. Also könnten alle irgendwie zufrieden sein, zumal der VfL durch den Sieg mit nun 14:2 Punkten zurück an die Tabellenspitze kletterte und bei seiner „Mission Aufstieg“ voll im Soll unterwegs ist. Hinter Gummersbach folgt der Dessau-Roßlauer HV (13:7), der zwei Spiele mehr auf dem Konto hat, vor dem HSV Hamburg und dem VfL Lübeck-Schwartau (beide 12:4). Wertvoll in diesem Zusammenhang: Gegen diese drei Konkurrenten hat Gummersbach bereits gewonnen. Trotzdem wars ein verrückter Abend – mit zwei Halbzeiten, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Besonders Eisenachs Trainer Markus Krauthoff-Murfuni wird sich gefragt haben, warum die Thüringer den Auftakt völlig teilnahms- und ideenlos an sich vorbeiziehen ließen. Auf der anderen Seite fand VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson naturgemäß besonders an der ersten Halbzeit wenig auszusetzen. „Ich bin glücklich, dass wir so klar gewonnen haben. Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat genau umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten.“ Dass der zweite Abschnitt über weite Strecken eine für Gummersbacher Ansprüche zähe Angelegenheit wurde, konnte er unter dem Strich gelassen übersehen.

Die erste Halbzeit muss Krauthoff-Murfuni wie ein Alptraum vorgekommen sein. Der 44 Jahre alte Gummersbacher, der seit dem Beginn dieser Saison als Cheftrainer beim ThSV arbeitet, wollte den Titelkandidaten mit seiner Mannschaft eigentlich so gut wie möglich ärgern. Das mit dem sich zur Verzweiflung steigenden Ärger passierte auch – aber in der anderen Richtung. Bis zum 3:2 (6.) sah es noch nicht mal so schlecht aus für die Gäste, doch ab jetzt fiel der ThSV wie aus dem Nichts auseinander. Als bei den Hausherren kurz hintereinander Kapitän Timm Schneider (6.) und Tin Kontrec (7.) für zwei Minuten runter mussten, hätte Eisenach ausgleichen können. Stand der Dinge, als alle wieder auf dem Feld waren: Alexander Hermann (8.) und Raul Santos (9.), der perfekte Abnehmer für schnelle Gegenstöße, hatten auf 5:2 für Gummersbach erhöht, das fortan die Gunst der Stunde nutzte und Eisenach einen bisweilen ganz bitteren Abend bereitete. Das 3:5 (9.) von Ante Tokic war vorläufig das letzte Tor des Außenseiters, der aufgrund zahlloser Fehler von einer Verlegenheit in die andere stürzte. Gut acht Minuten darauf führte Gummersbach, das dank eines erneut starken Keepers Matthias Puhle und einer konsequent zupackenden Abwehr ein Gewitter an Geschwindigkeit nach vorne ablieferte, mit zehn Treffern Differenz – 13:3 (17.). Glück im Unglück für den ThSV: Sigurdssons Team erhöhte noch auf 14:3 (21.), begann jedoch fahrig zu werden und ließ sich gleichzeitig steigernde Eisenacher in die Partie zurück. Beides zusammen änderte allerdings wenig daran, dass die Sache beim Stande von 18:8 zur Pause zugunsten der Gummersbacher gelaufen war. „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt“, sagte Krauthoff-Murfuni, „und das war ganz anders besprochen. Wir haben zuerst gespielt wie der Hase vor der Schlange.“ Keine Ausrede aus seiner Sicht: Dem ThSV fehlte sein erkrankter Kapitän Alexander Saul als Kopf des Teams an allen Ecken und Enden.

Dass es die Gäste deutlich besser können, zeigten sie nach dem Wechsel – als sie den weniger konzentrierten und oft durchwechselnden Gummersbachern das Leben phasenweise richtig schwer machten. Besonders ab dem 11:21 (37.) gelang es Eisenach, den Rückstand auf ein erträgliches Maß zu begrenzen – 18:24 (45.), 20:25 (47.), 22:27 (50.). Richtig gefährlich wurde es aber für den VfL nicht mehr, zumal der Zwischenspurt mit den Toren von Ellidi Vidarsson (51.), Janko Bozovic (52.) und Jonas Stüber (54.) zum 30:22 wieder für klarere Verhältnisse sorgte. „Glückwunsch an Gummersbach. Der Sieg geht völlig in Ordnung“, stellte Krauthoff-Murfuni treffend fest, „ich bin trotzdem enttäuscht, denn ich denke, für uns wäre heute mehr drin gewesen.

In der von beiden Seiten weitgehend fair geführten Auseinandersetzung verdiente sich Eisenach immerhin in der einen oder anderen Szene durchaus einen Preis für sportlichen Anstand. Der erste ging an Daniel Dicker, der nach einem verwandelten Tempogegenstoß den Gummersbacher Tobias Schröter vor einer Zeitstrafe bewahrte. Der Unparteiische fragte bei Dicker nach, ob er von Schröter entscheidend berührt worden sei – und der ThSV-Rückraumspieler verneinte, sodass der Gummersbacher bleiben durfte. Der zweite Preis ging an ThSV-Manager René Witte im Anschluss an eine Szene, deren genaue Folgen für den VfL noch nicht feststehen. Genau 18 Sekunden vor der Schluss-Sirene fand sich Rückraumspieler Alexander Hermann beim Stande von 33:24 nach einem Zweikampf plötzlich auf dem Boden wieder. Nach kurzer Behandlung verließ er humpelnd das Feld und kam auf dem Weg nach draußen an der Eisenacher Bank vorbei. Witte hielt ihm als Geste des Bedauerns die Hand hin – und Hermann schlug ein. Die Gummersbacher hoffen nun sehr, dass keine ernsthafte Verletzung vorliegt (Knie) und Hermann bereits in der kommenden Woche (Mittwoch) in der Partie beim Wilhelmshavener HV wieder zur Verfügung steht. Sonst wäre der vermeintlich normale Abend doch sehr teuer geworden.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter, Fanger, Vidarsson (2), Blohme (2), Kontrec, Häseler, Schuster, Hermann (8), Schneider (4), Meinhardt, Santos (11/5), Haller, Stüber (3), Bozovic (3).