2. Bundesliga
Gaaanz lange Flaute: Als Dormagen den Faden verlor
Das enttäuschende 28:30 beim TuS Fürstenfeldbruck hatte sich der TSV Bayer selbst zuzuschreiben. Nach dem 8:5 gab es eine Viertelstunde kein Tor mehr.

Da legst du dich hin: Die neun Treffer von Linksaußen Joshua Reuland konnten die schmerzhafte Dormagener Pleite in Bayern auch nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS Fürstenfeldbruck – TSV Bayer Dormagen 30:28 (15:13). Der Aufwand war hoch, aber der Ertrag fiel äußerst bescheiden aus. Dormagen, zuvor fünf Mal hintereinander unbesiegt, hatte sich bestens auf die Partie beim auf dem letzten Platz im Keller der Tabelle steckenden Aufsteiger TuS Fürstenfeldbruck vorbereitet – im Training sowieso und durch eine zweigeteilte Anreise mit einer Übernachtung in Baden-Württemberg. Deshalb schien die Welt am Samstagabend um 19.30 Uhr ziemlich in Ordnung zu sein, zumal die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic auch noch einen ganz guten Start erwischte und einen gut ausgeschlafenen Eindruck machte. Um kurz nach 21.03 Uhr herrschte aber vor allen Dingen eine Menge Frust – und die Aussicht auf die 600 Kilometer lange Heimfahrt ins Rheinland wirkte plötzlich wie ganz schwerer Ballast. Als die Dormagener etwas später ihre Sachen in den Bus räumten, hatten sie schließlich eine enttäuschende 28:30 (13:15)-Pleite im Gepäck. Die war erstens komplett unnötig und gegen einen kampfstarken Kontrahenten eher selbstverschuldet. Zweitens ging so eine Serie von bis dahin fünf Spielen hintereinander ohne Niederlage zu Ende. Und drittens büßte der TSV Bayer, der jetzt bei 8:6 Zählern angekommen ist, den bisherigen achten Tabellenplatz ein, gehört nun als Neunter gerade noch zur oberen Hälfte – und hat ein paar Konkurrenten im Nacken.

Mit dem 2:0 (4.), 5:2 (7.), 6:3 (9.), 7:4 (10.) und 8:5 (11.) schien Dormagen die richtige Antwort auf die sehr offensive Abwehr der Brucker Panther gefunden zu haben – zumal der Einsatz des siebten Feldspielers überwiegend funktionierte. Dass der Treffer von Joshua Reuland zum 8:5 nach genau zehn Minuten und 42 Sekunden der Anfang vom Ende sein sollte, ahnte hier sicher niemand. Der zumindest halbamtliche Spielbericht bewies allerdings glasklar, was sich unten auf dem Feld zutrug: Dormagen fand wegen einer schwer erträglichen Mischung aus fehlenden Ideen und vielen Ballverlusten/vergebenen Chancen nicht mehr statt. Gründlich sogar. Die „Brucker Panther“ glichen zunächst zum 8:8 aus (16.) und zogen wie beflügelt bis auf 13:8 davon (25.). Als Ante Grbavac mit dem nächsten Bayer-Tor auf 9:13 verkürzte (25.), sahen die Gäste bereits geschlagen aus. Die einem Handball-Horrorfilm ähnelnde Durststrecke dauerte in der Addition 14 Minuten und 16 Sekunden. In Worten: 856 Sekunden, fast eine Viertelstunde.

Dass sich Bayer nicht aufgab, sondern gegen das Unheil ankämpfte, war unter dem Strich die wertvollste Erkenntnis. Spielerisch wirklich besser wurde es angesichts der aberwitzigen Quote an Fehlern in der zweiten Halbzeit trotzdem nicht mehr. Dennoch rückte im Schuss-Spurt plötzlich wieder ein Unentschieden in den Bereich des Möglichen, weil Dormagen über eine offene Manndeckung gegen sichtlich irritierte Hausherren aus dem 26:29 (58.) das 28:29 (59.) machen konnte. Eine der sich angesichts des höchsten Risikos zwangsläufig entstehenden Lücken in der Arbeit nach hinten nutzte Max Horner letztlich zum 30:28 (60.) für den TuS und nach dem Reuland-Wurf an die Latte kurz darauf stand Dormagen endgültig als Verlierer fest. Dass Joshua Reuland mit neun Toren der erfolgreichste Werfer der Gäste war und der junge Lucas Rehfus bei seinem kurzen Einsatz immerhin zweimal traf, dürfte beide  anschließend kein bisschen getröstet haben.

Klar: Trainer Bilanovic und die Mannschaft waren nachher sehr enttäuscht. „Wir haben viele dumme Fehler gemacht“, urteilte Dormagens Coach, dem die ewige Durststrecke aus der ersten Hälfte schwerst im Magen lag, „und viele Spieler haben heute neben sich gestanden. Wir wussten alles genau, was bei Fürstenfeldbruck kommt, aber wir haben unsere normale Form nicht erreicht. Sonst hätte das Ergebnis sicher anders ausgesehen. So hat Fürstenfeldbruck verdient gewonnen.“ In harsche Einzelkritik mochte der Coach nicht gehen: „Davon bekommen wir die Punkte auch nicht wieder. Aber natürlich werden wir das Spiel zu Hause vernünftig analysieren und aufarbeiten. Und dann geht es weiter.“ Konkret heißt das: Am kommenden Freitag steht das Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen auf dem Programm. Es ist das Duell zwischen dem aktuellen Neunten Dormagen und dem Team, das gerade mit 10:6 Zählern den fünften Rang einnimmt. Bayer bekommt dann die große und schnelle Chance auf Wiedergutmachung.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Broy – Reuland (9/2), Senden, Meuser (3), Juric (3), Richter (2), I. Hüter (2), Reimer, P. Hüter (1), Johannmeyer, Sterba (2), Grbavac (4), Blum, Rehfus (2).