07. Dezember 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Den November hatte der Aufstiegs-Kandidat ja schon abgehakt und das eingeschränkte Programm mit 4:0 Punkten ganz gut überstanden – 26:25 gegen den HSV Hamburg, 34:26 gegen den Dessau-Roßlauer HV. Dann startete das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson am vergangenen Freitag im dritten Heimspiel hintereinander mit dem 33:24 gegen den ThSV Eisenach in den Dezember, der ein paar Überstunden mit sich bringen wird. Jetzt stehen zunächst drei Partien mit mehr oder weniger weiten Fahrten auf dem Programm, das am Dienstagabend rund 330 Kilometer entfernt mit dem Nachholspiel beim Wilhelmshavener HV beginnt. Für die nächste Aufgabe am kommenden Sonntag gehts etwa 520 Kilometer zum HC Elbflorenz Dresden, ehe zum Abschluss der Deutschlandreise etwa 290 Kilometer fürs Duell bei der DJK Rimpar Wölfe (Würzburg) zurückzulegen sind. Der Rest des Jahres bringt zwar weniger Reise-Aufwand, aber ebenso herausfordernde sportliche Hürden – am 20. Dezember gegen die SG BBM Bietigheim, am 27. Dezember gegen den TuS N-Lübbecke und am 30. Dezember nach einem Kurz-Trip jene beim TSV Bayer Dormagen. Was für die Zeit über Weihnachten hinaus auf Sigurdssons Wunschzettel steht: Der VfL Gummersbach möge weiter an der Tabellenspitze bleiben. Tatsächlich hat er es selbst in der Hand, die bisher gute Bilanz weiter zu veredeln – was dem VfL-Coach vielleicht sogar etwas zu weit geht. Er hält eher eine Menge davon, jede unmittelbar bevorstehende Aufgabe ernst zu nehmen. Grundeinstellung: „Schlechte Mannschaften gibt es in der 2. Bundesliga sowieso nicht. Du musst du immer hundert Prozent geben.“
Hundert Prozent erleichtert waren alle Gummersbacher ein paar Tage nach dem Erfolg über Eisenach, denn Rückraumspieler Alexander Hermann konnte zumindest eine Teil-Entwarnung geben – nachdem er kurz vor Schluss verletzt das Feld verlassen hatte. Nicht nur Sigurdsson war zunächst besorgt: „Das macht mir Bauchschmerzen.“ Weil jedoch eine genaue Untersuchung des lädierten Knies keine schwerwiegende Verletzung ergab, arbeitet Hermann zusammen mit der medizinischen Abteilung intensiv daran, so schnell wie möglich aufs Feld zurückzukehren. Läuft alles optimal, wird er 28-Jährige bereits in Wilhelmshaven wieder zur Verfügung stehen. Wie wichtig er für den VfL ist, zeigten gerade die acht Tore gegen Eisenach noch einmal – unter anderem die Treffer zum 22:14 (40.), 24:16 (43.), 25:18 (46.), 26:20 (48.) in einer irgendwie zerfahren wirkenden Phase nach der Pause. Hermann (28) ist mit seinen insgesamt 42 Saisontoren teamintern die Nummer eins vor Raul Santos (39), der allerdings 16 Mal per Siebenmeter erfolgreich war, und Lukas Blohme (38).
Daraus ergibt sich für die Aufgabe Wilhelmshaven (Elfter/8:8 Punkte) aus Sicht des Gummersbacher Trainers vor allen Dingen eins: Nichts. Sigurdsson mag auch nicht lange darüber philosophieren, wie sich die Turbulenzen rund um den Verein an der Nordsee und personelle Veränderungen auswirken könnten. Hintergrund: Der WHV stand nach dem Insolvenz-Antrag der Trägergesellschaft vor dem Aus, konnte das vorzeitige Ende inzwischen aber abwenden und die Zweitliga-Lizenz trotz des Wechsels auf einen neuen Träger erhalten. Dass dafür am Ende der Saison vier Punkte abgezogen werden und mittlerweile drei Spieler den Verein verlassen haben, blendet Sigurdsson lieber komplett aus: „Die werden auch gegen uns mindestens sieben Leute auf der Platte haben. Das alles spielt für mich überhaupt keine Rolle.“ Dass sein WHV-Kollege Christian Köhrmann trotz sämtlicher Hindernisse immer eine perfekt motivierte Mannschaft an den Start bringt, hat sich außerdem bis nach Gummersbach herumgesprochen. „Wir bereiten uns gut vor und hoffen, die nächsten zwei Punkte einzufahren“, erklärt etwa Rechtsaußen Tobias Schröter, „ich glaube aber, dass uns da ein sehr, sehr schweres Spiel bevorsteht.“ Für die eigenen Ansprüche und die „Mission Aufstieg“ zählt trotzdem nur ein Sieg. Alles andere wäre ein echte Überraschung.