2. Bundesliga
Nachholspiel: Dormagens hohe Hürde in Hamburg
Der TSV Bayer ist aber selbstbewusst und will den überzeugenden 27:19-Sieg gegen Hamm bestätigen.

Nimm mich mit: Patrick Hüter (rechts) kann vorne als Kreisläufer offensichtlich viel einstecken – und gleichzeitig hinten ebenfalls konsequent zupacken. Entschlossenheit werden die Dormagener (wie hier gegen Hamm) auch in Hamburg wieder brauchen. (Foto: Thomas Schmidt)

Rein theoretisch könnten sie sich beim TSV Bayer Dormagen immer noch ärgern beim Rückblick auf den 5. Dezember und das 28:30 beim TuS Fürstenfeldbruck – als die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic zwei Punkte ziemlich unnötig in Bayern ließ. Wäre auf der weiten Heimreise ein Sieg im Gepäck gewesen, stünde das Konto jetzt nicht bei 10:6 Zählern, sondern bei 12:4. Und Dormagen wäre dann tatsächlich fast auf Augenhöhe mit den Großen der Klasse, die der VfL Gummersbach (18:2) vor dem HSV Hamburg anführt (16:4). Vielleicht ist es aber eher so, dass die Pleite in Bayern erst die Triebfeder für die folgende Gala wurde, als der TSV Bayer den ASV Hamm-Westfalen vor allen Dingen nach der Pause beherrschte und später deutlich mit 27:19 bezwang. Es war in Sachen Defensiv-Arbeit und Leidenschaft die klar beste Saisonpartie, sodass die Wiedergutmachung auf beeindruckende Art und Weise gelang. Daraus leitet jetzt trotzdem niemand höhere Ansprüche ab. Bereits am Dienstagabend um 18 Uhr werden zudem wieder hundert Prozent Leistung erforderlich sein, um erneut Zählbares zu holen. Beim Zweiten HSV Hamburg steht ein Nachholspiel auf dem Programm, das es in sich hat. Bilanovic und sein Team freuen sich trotzdem sehr drauf: „Wir fahren da mit breiter Brust hin.“

Mit dem Auftritt in der Elbmetropole beginnt ein Jahres-Endspurt, in dem die Dormagener nicht mal über Weihnachten völlig abschalten können. Nach Hamburg geht es bereits am Freitag zum Viertletzten TV Emsdetten, der im Kampf um den Klassenerhalt auch wenig bis nichts zu verschenken hat, ehe am 23. Dezember das Heimspiel gegen den Fünften VfL Lübeck-Schwartau folgt. Am zweiten Weihnachtstag (26. Dezember) schließt sich die Partie an der Nordsee beim Wilhelmshavener HV an, der trotz interner Turbulenzen vor ein paar Wochen und des Weggangs einiger Spieler unbedingt den Abstieg vermeiden will. Den Höhepunkt haben sich die Terminplaner für den 30. Dezember aufbewahrt – dann kommt der Spitzenreiter und Aufstiegsfavorit VfL Gummersbach ins Sportcenter An der Römerziegelei. Weil die Gäste aus dem Oberbergischen bloß rund 80 Kilometer entfernt zu Hause sind, geht das Duell für Zweitliga-Verhältnisse bereits als Derby durch. 

Die ganze Konzentration gilt zunächst allerdings dem HSV, auf den sich die Dormagener im Training intensiv vorbereitet haben. Nach der Einheit vom Montagvormittag machte sich die Bayer-Delegation dann am Nachmittag auf den Weg in den Norden, um jedem Reisestress aus dem Weg zu gehen und am Tag darauf mit voller Kraft die nächste hohe Hürde zu attackieren. „Wir müssen 60 Minuten konzentriert sein“, weiß Bilanovic, „wir dürfen uns keine Auszeit erlauben.“ Vor den Hausherren und deren Potenzial hat er hohen Respekt – nicht nur, weil die Hamburger selbst in Gummersbach (25:26) hätten gewinnen können. „Sie kämpfen immer bis zum Schluss und haben eine über Jahre eingespielte Mannschaft.“ Das Hamburger Trainerduo mit den Ex-Profis Torsten Jansen und Blazenko Lackovic bringt dazu jede Menge Fachwissen und Erfahrung ein. In beiden steckt vermutlich eine Hamburg-Gen: Jansen und Lackovic haben die Glanzzeiten des HSV miterlebt, der auf dem Höhepunkt seiner Handball-Geschichte im Jahr 2013 die Champions League gewinnen konnte.

Erfolgreichster Werfer des Tabellenzweiten ist der 20 Jahre junge Spielmacher Leif Tissier, der nach zehn Einsätzen bei 52 (Feld-)Toren steht. Klar: Die Hamburger mit fast 29 Treffern pro Partie werden der Deckung des TSV Bayer allgemein viel Arbeit abverlangen. Ebenfalls klar: Dormagen ist bereit, die nötigen Qualitäten abzurufen – wie beim Erfolg über Hamm, als den Gästen in der zweiten Halbzeit nur acht und damit insgesamt lediglich 19 Tore gelangen. Nicht unwesentlich daran beteiligt war Keeper Martin Juzbasic, der erst aufgrund der Verletzung von Sven Bartmann zur alleinigen Nummer eins wurde und diese Rolle großartig ausfüllt. Die offizielle HBL-Statistik führt ihn bei 78 Paraden aus gut fünf Stunden Spielzeit auf Rang acht aller Zweitliga-Torhüter – doch aussagekräftiger ist der Blick auf die Quote gehaltener Bälle. Hier liegt er mit 37,14 Prozent direkt hinter dem Gummersbacher Matthias Puhle (39,66), der aktuell die ziemlich unumstrittene Nummer eins der Liga ist. Juzbasic‘ Ziel ist klar: Im Paket mit einer leidenschaftlich kämpfenden Abwehr will er die Hamburger vor möglichst viele Fragen stellen.