15. Dezember 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
HSV Hamburg – TSV Bayer Dormagen 32:26 (16:14). Die Niederlage an sich war ja sicher keine Katastrophe, weil sie beim aktuellen Tabellenzweiten passierte. Trotzdem musste Dormagen am Mittwochabend die mehr als 400 Kilometer lange Rückfahrt mit einem seltsamen Gefühl im Gepäck hinter sich bringen. Die Vorbereitung inklusive rechtzeitiger Anreise (mit Übernachtung) zum Nachholspiel war intensiv, an Ort und Stelle vermutlich mehr drin – und die Enttäuschung deshalb nicht gering. Trotzdem zeigte sich Bayer-Trainer Dusko Bilanovic später als fairer Verlierer, als er sofort den Weg in Richtung Kampfgericht begann und sich von den Herren dort verabschiedete. Anschließend suchte Bilanovic rasch noch den Weg zur Hamburger Bank, um Chefcoach Torsten Jansen sowie Co-Trainer Blazenko Lackovic zu beglückwünschen. Und klar: Diese beiden konnten mit dem Ergebnis einiges mehr anfangen, weil der HSV mit jetzt 18:4 Zählern seinen zweiten Tabellenplatz hinter dem Spitzenreiter VfL Gummersbach festigte (18:2). Dormagen, am vergangenen Freitag noch glanzvoller 27:19-Sieger gegen den ASV Hamm-Westfalen, steht bei 10:8 Zählern weiter auf dem siebten Rang.
Die Gäste schienen zunächst ihre überragende Abwehrleistung gegen Hamm wiederholen zu können – in einer Anfangsphase, die beide Seiten mit zahlreichen Fehlern garnierten. Aus dem 1:3 (11.) machten Jakub Sterba (11.) und Joshua Reuland (12.) per Siebenmeter das 3:3, ehe die Partie auch offensiv allmählich Fahrt aufnahm – 7:7 (20.), 9:9 (23.), 11:12 (27.), 13:14 (29.), 14:16 (30.). Dormagen lag zwar vor der Pause nie vorne, blieb jedoch immer dran. Einer der Gründe: Das Spiel über den Kreis funktionierte und Kapitän Patrick Hüter war in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit vier Mal erfolgreich.
Den besseren Start in die zweiten Halbzeit erwischte der TSV Bayer, der nach dem Pausenrückstand zurückkam und sogar die Wende schaffte. Größerer Haken: Das 19:18 (42.), Belohnung für eine engagierte Vorstellung, sollte bis zur Schluss-Sirene tatsächlich die einzige Führung bleiben. Als die Dormagener gut zehn Minuten später auf die Anzeigetafel schauten, dürften sie ihren Augen kaum getraut haben: Da sahen sie ein 22:28 (53.), weil sie in einen 10:3-Lauf der Hausherren geraten waren. Die Anzahl der Fehler und Fehlwürfe war plötzlich ebenso groß wie das zunehmend steigende Selbstvertrauen des HSV, dem offensiv streckenweise fast alles gelang. Dass Dormagen eine krachende Pleite verhindern konnte, war am Ende fast das Beste in einem insgesamt bitteren letzten Drittel. Dessen Ergebnis von 7:14 sagte alles.
Logisch: Trainer Bilanovic wirkte hinterher echt enttäuscht – weil seine Mannschaft die Chance ausgelassen hatte, gegen ein Spitzenteam der 2. Bundesliga ein dickes Ausrufezeichen zu setzen. „Wir machen uns selbst das Leben schwer“, sagte der Coach, „wir haben uns selbst geschlagen. Hamburg hat es dann in der letzten Viertelstunde auch gut gemacht.“ Dass er mit der einen oder anderen Entscheidung der Unparteiischen nicht besonders einverstanden war und wegen Reklamierens die Gelbe Karte sah, blieb eine Randnotiz. Dormagen gab die Punkte nach einem defensiv starken Auftakt in beide Halbzeiten eher unnötig ab: „Wir haben dumme Fehler gemacht.“ Deshalb tat vor allem weh, wie die Dormagener leer ausgingen. Die Heimfahrt war anschließend allerdings lang genug, um über alles in Ruhe nachzudenken.
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Baranasic – Reuland (4/3), Seesing, Senden, Meuser (5), Juric (3), Richter (4/3), I. Hüter (4), Reimer, P. Hüter (4), Johannmeyer, Sterba (2), Grbavac, Rehfus, Steinhaus.