2. Bundesliga
Dormagen erntet Lohn für starke Einstellung
TSV Bayer kämpft sich in der zweiten Halbzeit über eine sehenswerte Teamleistung zum wertvollen Sieg beim TV Emsdetten.

So geht das! Benjamin Richter (links) und Joshua Reuland trugen als wichtige Bestandteile eines starken Kollektivs insgesamt neun Tore zum Dormagener Sieg bei. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Emsdetten – TSV Bayer Dormagen 22:28 (11:12). Nur drei Tage nach der schmerzhaften 26:32-Pleite beim Zweiten HSV Hamburg sieht die Welt für die Mannschaft von TSV-Trainer Dusko Bilanovic wieder deutlich freundlicher aus. Und der Erfolg ging nach einer knappen ersten Halbzeit unter dem Strich auch in Ordnung, weil Dormagen nach der Pause über ganz weite Strecken die in Sachen Leidenschaft, Spielwitz und Abwehr-Arbeit bessere Mannschaft war – und das ohne den als fast unverzichtbar geltenden Ian Hüter, der wegen einer Gesichtsverletzung nicht mehr aufs Feld zurückkommen konnte. Dafür sprangen andere in die Bresche, sodass die Gäste später über eine starke Mannschaftsleistung selbst in den zunehmend weniger werdenden kritischen Phasen immer die Ruhe behielten. Durch die beiden wichtigen Punkte polierte der TSV sein Konto auf 12:8 Zähler auf und kletterte zumindest vorübergehend auf den fünften Tabellenplatz. Der darf als sehr anständige Basis für die restlichen drei Aufgaben in diesem Jahr gelten, die gegen den VfL Lübeck-Schwartau (23. Dezember), beim Wilhelmshavener HV (26. Dezember) und gegen den VfL Gummersbach (30. Dezember) noch einmal alle Reserven fordern werden.

Dormagen erwischte mit dem 2:0 (3.) und 4:1 (8.) den schwungvolleren Start, zumal die Deckung vor dem erneut sehr überzeugenden Keeper Martin Juzbasic oft Beton anrührte. Dass vorne bisweilen Sand im Getriebe war, brachte die gefährdeten Hausherren in die Partie zurück – 7:7 (16.), 8:8 (19.), 9:9 (23.), 10:10 (24.). In Rückstand geriet Bilanovic‘ Mannschaft allerdings nie, weil unter anderem Joshua Reuland (24./20:9), Benjamin Richter (25./11:10) und André Meuser (29./12:11) jeweils die richtigen Antworten kannten – die nach der Pause zunächst beide Seiten nicht mehr fanden. Jakub Sterba erhöhte erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf 13:11 (35.) und der TVE brauchte bis zu seinem ersten Tor nach der Pause fast acht Minuten – 12:13 (38.). Zwischendurch hatten es die Dormagener ihrem Schlussmann zu verdanken, dass es nicht doch gefährlicher wurde: Juzbasic parierte beim Stande von 12:11 erst einen Strafwurf von Dirk Holzner (32.) und kurz darauf einen von Tomas Urban (35.). Es war die einzige Phase, in der die Gäste richtig mit dem Feuer spielten.

Genau sechseinhalb Minuten waren danach ausreichend, um für die Entscheidung zu sorgen. Am 5:1-Lauf vom 14:13 (39.) zum 19:14 (46.) war praktisch die gesamte Mannschaft beteiligt – mit jetzt besonders wichtigen Beiträgen von Benjamin Richter und erst recht Alexander Senden, die zusammen mit Linkshänder André Meuser den Rückraum wirkungsvoll besetzten. Konsequenz: In der Summe fielen der Ausfall von Ian Hüter und der Verzicht auf den formschwachen Ante Grbavac nicht negativ ins Gewicht. Richtig gefährlich wurde es auf der Zielgeraden nicht mehr und Emsdetten kam lediglich beim 21:24 (55.) ein bisschen dichter heran. Den Beweis dafür, wie wach Dormagen selbst am Ende der Partie und damit einer kraftraubenden Woche war, lieferte Antonio Juric – der wuchtige Kreisläufer, der den Ball nach einem schlampigen Pass der Gastgeber abfing und die Kraft seiner mehr als 100 Kilo fast über sich selbst staunend in einen Tempogegenstoß umsetzte – 25:21 (58.). Ebenfalls bemerkenswert: Das folgende 26:21 (59.) ging auf das Konto des A-Jugendlichen Aron Seesing, der zudem defensiv ebenfalls perfekt ins Bayer-Puzzle passte.

Kein Wunder: Die Stimmung in der Bayer-Delegation war auf der Heimreise ausgelassen – bis vielleicht auf jene bei Ian Hüter, den Geschäftsführer Björn Barthel unverzüglich ins Düsseldorfer Krankenhaus brachte – um dort die aufgeplatzte Lippe des Rückraumspielers nähen zu lassen. „Wir sind mit unserer Leistung sehr zufrieden“, berichtete Bilanovic, „wir hatten eine gute Abwehr und einen guten Torwart. Und wir waren sehr konzentriert.“ Schlagender Beweis dafür, dass Bayer diesmal eine Gute-Laune-Gesellschaft abgab, war die Geschichte um Kreisläufer Juric. „Er hat das erst selbst nicht geglaubt mit dem Gegenstoß. Und ich dachte, die Schiedsrichter wollten schon Zeitspiel pfeifen.“ Klar: So langsam war Juric erstens nicht. Und zweitens passte der Scherz perfekt zu diesem Abend, an dem die Welt wieder viel freundlicher aussah.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Baranisic – Reuland (6), Seesing (1), Senden (5), Meuser (4), Juric (1), Richter (3/2), Rehfus, I. Hüter (3), Reimer, Noll, P. Hüter (3), Johannmeyer, Sterba (2), Grbavac.