2. Bundesliga
So spielen Spitzenreiter: Gummersbach gibt Gas
Der Tabellenführer zerlegt die SG BBM Bietigheim und gewinnt auch in der Höhe verdient mit 31:17.

  1. Achtungszeichen: Alexander Hermann und der VfL Gummersbach wiesen gegen Bietigheim eindrucksvoll nach, warum sie den Wieder-Aufstieg in die Bundesliga anstreben. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – SG BBM Bietigheim 31:17 (15:10). Es war eine Demonstration der Stärke und Gummersbach zeigte im beginnenden Jahres-Endspurt, dass es die Mission Aufstieg tatsächlich längst verinnerlicht hat. Die Gäste aus Baden-Württemberg, die nach einem coronabedingt sehr schwierigen Saisonstart zuletzt durch zwei klare Erfolge den Kurs nach weiter oben gefunden zu haben schienen, hatten unter dem Strich nicht die Spur einer Chance und blieben den Nachweis von Klasse oft schuldig. In den letzten zehn Minuten konnte VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson sogar sein Stammpersonal komplett vom Feld nehmen und denjenigen Praxis verschaffen, die sonst weniger zum Einsatz kommen. Ein erkennbarer Qualitätsverlust trat damit nicht ein, wie der finale Treffer der meist einseitigen Partie zeigte. Julius Fanger spielte den Ball hoch auf den von Rechtsaußen in den Wurfkreis springenden Mathis Häseler – der den Kempa-Trick der beiden 18-Jährigen sehenswert zum 31:17-Endstand verwandelte. Mit jetzt 20:2 Punkten steht der VfL weiter auf Platz eins vor dem HSV Hamburg (20:4). Und das Spitzenspiel am 27. Dezember gegen den Dritten TuS N-Lübbecke (14:6) kann offensichtlich kommen.

Der Mann der ersten Halbzeit war Rückraumspieler Alexander Hermann, der die sich bietenden Freiheiten konsequent ausnutzte und bis zum 8:4 (17.) bereits fünf Treffer auf sein persönliches Konto überweisen konnte. Ebenfalls eine wichtige Basis dafür, dass Gummersbach Herr der Lage war: Die konsequente zupackende Abwehr vor dem erneut bärenstarken Keeper Matthias Puhle erreichte phasenweise Erstliga-Niveau – und die SG wirkte so oft hilflos. Die zerfahrenste Phase des Abends begann, als Bietigheim das Wirken von Hermann durch eine kurze Deckung beschränken wollte – was tatsächlich bis zum 11:8 (26.) und 12:9 (27.) einigen Sand ins Getriebe der Hausherren streute. Wie eiskalt Gummersbach die Angelegenheit allerdings sah, demonstrierten dann Timm Schneider mit seinem 14:9 (28.) ins hier verwaiste Tor der Gäste und Lukas Blohme mit dem Tempogegenstoß zum 15:9 (29.). 

Für die Entscheidung sorgte Sigurdssons Mannschaft innerhalb von nur neun Minuten, als sie aus dem 15:10 nach dem Siebenmeter von Janko Bozovic die 19:11-Führung machte (39.). Bietigheim half selbst der siebte Feldspieler kaum – im Gegenteil. Ab dem 23:13 (45.) durch einen weiteren Bozovic-Strafwurf bewegte sich das Polster ständig im zweistelligen Bereich – und Bietigheims dritte Auszeit (46.) konnte den drohenden Untergang beim Stande von 25:13 ebenfalls nicht mehr verhindern. Als die Schlussphase begann, hatte Sigurdsson längst komplett durchgewechselt: Auf dem Feld standen zwischenzeitlich Fanger, Jonas Stüber, Tom Kiesler, Robin Haller, Malte Meinhardt und Mathis Häseler – die zuvor in dieser Formation noch kein Zweitliga-Spiel gemeinsam bestritten hatten. Ganz nebenbei: Im Tor hatte Diogo Valerio mittlerweile Puhle abgelöst, der sich den Rest des Geschehens in aller Ruhe von draußen ansehen – und gleichzeitig einige Klasse-Paraden von Valerio beklatschen konnte. An diesem Abend passte auch das perfekt, was die wenig charmante Bezeichnung „zweiter Anzug“ trägt.  

Nachvollziehbar: Trainer Sigurdsson hatte am Auftritt der Gummersbacher ziemlich wenig auszusetzen. „Wir sind natürlich hochzufrieden, wie die Jungs heute gearbeitet haben. Wie die Abwehr gespielt hat, wie die Torhüter gehalten haben, war hervorragend und mit das Bestem was wir in dieser Saison gezeigt haben. Ich freue mich für die Jungs“, stellte „Goggi“ fest. Hannes Jon Jonsson, sein isländischer Landsmann und Trainer-Kollege bei Bietigheim, wirkte auf der anderen Seite total bedient: „Ich habe gar nicht so viel zu sagen außer Glückwunsch an Gumersbach. Es war natürlich ein völlig verdienter Sieg. Bei uns hat gar nichts funktioniert. Wir hätten sechs Stunden spielen können und trotzdem keine Chance gehabt.“ Im Umkehrschluss: Mehr Kompliment für die Leistung des Spitzenreiters geht kaum.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle (1) – Schröter, Fanger (1), Vidarsson (3), Blohme (6), Kontrec, Häseler (1), Hermann (6), Schneider (3), Meinhardt (1), Santos, Kiesler (2), Haller, Stüber (1), Bozovic (6/3).