Oberliga Mittelrhein
Neuer Kurs in Dormagen: David Röhrig löst Freddy Rudloff ab
Der bisherige Coach der TSV-Zweiten unterstützt die Umstrukturierung - und findet extrem schade, dass er vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.

Verwundert: Freddy Rudloff ist jetzt immerhin ab Sommer 2021 für andere Trainer-Aufgaben frei. (Foto: Thomas Schmidt)

Frederic Rudloff, den selbst nur weitläufige Bekannte in der Regel „Freddy“ nennen, findet gut, was der TSV Bayer Dormagen vorhat. Eigentlich. „Sportlich ist das perfekt“, sagt Rudloff, der das Bayer-Gen seit rund zehn Jahren in sich trägt. Vor knapp drei Wochen trugen Geschäftsführer Björn Barthel und Handball-Abteilungsleiter Hans-Joachim Krapp dem Trainer der in der Oberliga angesiedelten zweiten Mannschaft vor, dass sie sich für die Zukunft eine bessere Verzahnung von A-Jugend und Senioren wünschen. Einer der Hintergründe: Die Talente aus dem Bundesliga-Nachwuchs, die nicht direkt den sicheren Sprung ins Zweitliga-Team schaffen, sollen von einer engeren Zusammenarbeit profitieren und schnell Senioren-Erfahrung sammeln. Mit diesem Konzept kann sich Rudloff hundertprozentig identifizieren – zumal es sehr den Vorstellungen ähnelt, die er selbst hat. Seine zweite Mannschaft sah/sieht er stets als einen Ausbildungsbetrieb für den Profibereich. Die Angelegenheit kommt allerdings mit einem größeren Haken daher: Freddy Rudloff und mit ihm sein Co-Trainer Jan Lück werden ab dem Sommer nicht mehr an Bord sein. Ihr Nachfolger ist David Röhrig, der sich aktuell bereits um die Bundesliga-A-Jugend kümmert.

Rudloff hält Röhrig auch für den richtigen Mann am richten Platz. Womit er aus seiner Sicht weniger gut leben kann: „Der Weg, den Dormagen gewählt hat, ist für mich enttäuschend. Wir waren überhaupt nicht eingebunden und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Anders ausgedrückt: Es gab vorher keinen Austausch darüber, was vielleicht sinnvoll sei, um den Bayer-Handball und dort besonders die Nahtstelle zwischen Jugend und Senioren besser für die Zukunft aufzustellen. „Dabei hätte ich meine Stelle angesichts der geplanten Umstrukturierung doch von mir aus freigemacht“, sagt Freddy Rudloff, der im Hauptberuf Lehrer ist – und deshalb die angedachten fünf Trainingseinheiten sowie Athletik-Stunden gar nicht hätte bewältigen können. „Aber wir hatten da gar keine Entscheidungsgewalt, wir wurden alle total überrascht“, meint der 33-Jährige, der ein Mitwirken in anderer Funktion rund um die Zweite aber für möglich gehalten hätte. 

Klar: Der Verein, bei dem er 2014 aktiv am Aufstieg in die 2. Bundesliga beteiligt war,  bedeutet ihm trotz des bevorstehenden Abschieds viel. „Ich hatte da richtig gute zehn Jahre“, betont Rudloff, „und ich habe mich immer sehr wohlgefühlt. Deshalb gehe ich mit einem lachenden Auge. Nur die letzten Schritte hinten heraus sorgen für einen schwarzen Fleck.“ Alles zusammen ändert im Übrigen wenig daran, dass die aktuelle Mannschaft und ihr Trainerteam die Saison 2020/2021 unbedingt mit dem besten möglichen Ergebnis abschließen wollen: „Ich bin Sportsmann durch und durch.“ Wann genau die derzeit unterbrochene Serie fortgesetzt werden kann, vermag noch niemand genau zu sagen. Nach dem Re-Start, der vermutlich nicht vor März 2021 erfolgen kann, peilt die Bayer-Zweite den maximal möglichen Erfolg an. Gemeinsame Einstellung bei Rudloff und seinen Spielern: Das sind wir uns selbst schuldig.

Wie die Bayer-Zweite ab dem Sommer personell aussieht, ist noch nicht ganz klar. Umso sicherer ist dafür, dass Freddy Rudloff keineswegs an einen Rückzug aus dem Handball oder an einen Abschied im richtig Bösen aus dem Bayer-Sportcenter denkt: „Dazu lebe ich diesen Sport zu sehr.“  In einer anderen Sprachregelung folgt daraus, dass demnächst ein Trainer frei wird, bei dem die Leidenschaft für den Handball eingebaut ist, der mehr einbringt als „nur“ das Abarbeiten von Einheiten, der sich voll mit dem identifiziert, was er so sehr liebt. „Ich bin für alles offen“, erklärt Freddy Rudloff. Und die Wette gilt: Irgendwo und irgendwie gibt es die passende Anschluss-Beschäftigung. Und irgendwann findet Rudloff den Weg zurück ins Bayer-Sportcenter, um sich an Ort und Stelle davon zu überzeugen, wie die Dinge laufen. Gerne würde er dann wieder sagen: „Sportlich ist das perfekt.“

TSV-Geschäftsführer Björn Barthel versteht zwar Rudloffs Enttäuschung darüber, dass ein anderer an seiner Stelle weitermacht – aber nicht die Verwunderung über das Vorgehen des Vereins. „Wir sind Freddy sehr dankbar dafür, was er hier geleistet hat. Aber wir müssen doch nicht vorher alle Kandidaten fragen, die in Frage kommen“, sagt Barthel, „wir haben zuerst mit David Röhrig gesprochen und er hat zugesagt. Damit brauchten wir keinen anderen Plan mehr. Einen Tag später haben wir Freddy informiert.“ Als Vergleich/Erklärung zieht er diesen Fall heran: Wenn ein Spieler mit einem anderen Klub verhandele, sei der möglicherweise abgebende Verein ebenfalls nicht über diese Gespräche informiert. Im Ziel ist er sich im Übrigen mit Rudloff einig. Beide halten es für sinnvoll/wichtig, den Unterbau näher an die erste Mannschaft heranzuführen – um so die Früchte der Nachwuchsarbeit häufiger selbst zu ernten und nicht regelmäßig (jedenfalls zu oft) anderen überlassen zu müssen. Die richtige Gelegenheit, sich über alles noch einmal auszutauschen, sollte sich ergeben.