22. Dezember 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sie wissen, was sie im Allgemeinen erwartet: Wenig Pause rund um Weihnachten, dafür jede Menge Arbeit bei drei Spielen innerhalb von neun Tagen. Und sie wissen, wie es im Besonderen losgeht: Schon die Aufgabe am Mittwochabend hat es in sich, denn der Vierte VfL Lübeck-Schwartau kommt. Der auf Rang sechs angesiedelte TSV Bayer Dormagen wird an seine Leistungsgrenze gehen müssen, um die gute Ausgangslage für den Endspurt zu halten – der ja am 26. Dezember beim Elften Wilhelmshavener HV und zum Abschluss am 30. Dezember gegen den Spitzenreiter VfL Gummersbach nicht einfacher wird. TSV-Trainer Dusko Bilanovic denkt aber tatsächlich noch nicht daran, sondern von Spiel zu Spiel – und damit an die Gäste aus Schleswig-Holstein: „Lübeck ist eine richtig gute Mannschaft. Sie haben sich gefunden und eine sehr hohe Qualität. Das wird mit Sicherheit eine schwierige Aufgabe.“ Vor allem das jüngste 34:25 über den EHV Aue war erneut ein deutlicher Nachweis von Stärke.
Dass sie auf Lübecks Rückraumspieler Julius Lindskog Andersson besonders achten müssen, hatte sich bereits vor dessen neun Treffern gegen Aue bis zu den Dormagenern herumgesprochen. Im Kader des VfL steht zudem ein weiterer Schwede, der von Andersen Zuarbeit profitiert: Kreisläufer Carl Löfström war bis zum Sommer beim TSV Bayer aktiv, ehe er ein Angebot aus dem Norden annahm. Die 39 Treffer aus elf Partien bedeuten Rang drei in der internen Rangliste hinter Regisseur Andersson (58) und Niels Versteijnen (49), der im rechten Rückraum für Gefahr sorgt. Allein dieses Trio dürfte dem zuletzt regelmäßig extrem gut aufgelegten Bayer-Torhüter Martin Juzbasic und der Deckung einiges abverlangen. Und selbstverständlich will Dormagens Kapitän Patrick Hüter, einst Teamkollege von Löftsröm, das Kreisläufer-Duell zu seinen Gunsten entscheiden – bei aller Freude über das Wiedersehen mit dem Wahl-Lübecker.
Dass der VfL Lübeck-Schwartau mit 14:8 Zählern vielleicht die Branchenführer VfL Gummersbach (20:2) und HSV Hamburg (20:4) attackieren kann, gilt eher als unwahrscheinlich. Hinter den beiden Top-Teams und erst recht hinter dem Dritten TuS N-Lübbecke (16:6) scheint jedoch fast alles möglich zu sein – selbst für Dormagen (12:8), das durch einen weiteren Heimsieg die Gäste überholen und seinerseits auf den vierten Platz klettern würde. Dass die Lübecker zu Hause (12:2/Niederlage nur gegen Gummersbach) offensichtlich effektiver spielen als auswärts (2:6), hilft Bilanovic‘ Team nur bedingt: Die eigene Heimbilanz ist mit 6:4 Zählern bislang nicht überwältigend – doch unter dem Strich stimmt die Ausbeute.
Ziel ist und bleibt es, sich in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren – also einen einstelligen Platz einzufahren und dadurch die Basis für den nächsten Schritt nach oben zu legen. Die erste zweistellige Position nimmt gerade der ASV Hamm-Westfalen ein (10:10), der am Anfang der Saison viel höher nach oben zu gehören schien. Gegen jene Hammer bot der TSV kurz nach der 28:30-Pleite beim gefährdeten TuS Fürstenfeldbruck vor kaum zwei Wochen mit dem 27:19 seine bisher beste Saisonleistung – ehe er in Hamburg unnötig mit 26:32 den Kürzeren zog und vom TV Emsdetten ein verdientes 28:22 mitbrachte. Daraus folgt: Dormagen hat mit mehr Konstanz das Potenzial dazu, wenigstens hin und wieder die Größeren und selbst die ganz Großen der 2. Bundesliga zu ärgern. Deshalb spricht gegen Lübeck wenigstens viel für einen vorweihnachtlichen Krimi.