3. Liga Mitte
Zeichen auf Trennung: Das sind die Pläne für die 3. Liga
In einer Videokonferenz besprachen die Beteiligten gestern Abend die möglichen Szenarien für den Rest der Saison.

Zwei Welten: Im Moment deutet vieles darauf hin, dass sich die 3. Liga im März 2021 spaltet – in die Vereine, die spielen wollen und diejenigen, die in dieser Saison nicht mehr antreten werden. (Foto: Thomas Schmidt)

Es dauerte etwas länger als geplant, weil doch einige der rund 150 Teilnehmer am Dienstagabend Gesprächsbedarf hatten. Nach rund eineinhalb Stunden war das digitale Treffen zwischen Vertretern des DHB und der Vereine der 3. Ligen Männer aber vorbei – mit einer klaren Perspektive für den Spielbetrieb in dieser Saison. Das Ziel: Es soll eine sportliche Entscheidung mindestens um den Aufstieg in die 2. Bundesliga geben. „Es gibt aus der 2. Liga Absteiger, daher sollten wir auch Aufsteiger liefern“, erklärte DHB-Vizepräsident Carsten Korte. Der Zeitrahmen ist auch schon gesteckt, denn spätestens Ende Mai sollen alle Partien über die Bühne gegangen sein. Der Juni kommt (derzeit) für Spielansetzungen nicht in Frage, weil da zahlreiche Jugendtermine (unter anderem U21-WM) terminiert sind, die auch Einfluss auf einige Drittligisten haben. Welche beiden Szenarien es für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs geben kann, stellte Andreas Tiemann als Spielleiter der 3. Liga vor.

Variante 1: Sollte nach Maßgabe der politischen Entscheidungen ein Spielbetrieb ab dem 1. März wieder weitgehend möglich sein, soll die bereits angefangene Saison als Einfachrunde zu Ende gespielt werden. Damit das in der knappen Zeit bis Ende Mai zu realisieren wäre, sollen wenn nötig auch Spiele an Feiertagen oder in der Woche ausgetragen werden. Tiemann: „Das würden wir durchkriegen, wenn auch mit viel, viel Schweiß.“ Für wirklich realistisch hält diese Variante allerdings niemand. Hauptproblem: Um Anfang März zum Spielbetrieb zurückzukehren, müsste für eine vernünftige Vorbereitung allerspätestens Anfang Februar auch bundesweit wieder flächendeckender Trainingsbetrieb möglich sein. Derzeit ist das – trotz der Einordnung des Drittliga-Handballs durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als Profisport – in vielen Städten nicht der Fall. Und im Moment deutet vieles darauf hin, dass die aktuellen Kontaktbeschränkungen auch über den 31. Januar hinaus gelten werden. Tiemann und seine Mitstreiter verweisen hier auf die entsprechende Bund-Länder-Konferenz am 25. Januar. Sollten die Kontaktbeschränkungen dort erneut verlängert werden, dürfte Variante 1 schon wieder vom Tisch sein.

Variante 2: Sollte ein Spielbetrieb im März nicht möglich sein, können sämtliche Vereine der 3. Liga sich bis zum 15. März entscheiden, ob sie an einer freiwilligen „Aufstiegsrunde“ teilnehmen wollen. Je nach Anzahl der Meldungen wird das Spielsystem entwickelt, das möglichst eine Runde mit Hin- und Rückspielen beinhalten soll. Alternativ ist aber auch eine Play-Off-Variante denkbar. Der Zeitraum für die Durchführung dieser Spiele läge im April und Mai. Dazu können Vereine, die nicht in die 2. Bundesliga aufsteigen wollen, sowie die 2. Mannschaften von Proficlubs (diese sind nicht aufstiegsberechtigt) sich noch für eine Parallelrunde anmelden, die dann eher in regionalen Staffeln ausgetragen werden soll. Sportlich geht es in beiden Runden auch um die Qualifikation für den DHB-Pokal 2021/2022. Details können die Verantwortlichen naturgemäß erst entwickeln, wenn die Meldezahlen feststehen. Was für viele wichtig sein dürfte: In dieser Variante würde es keine sportlichen Absteiger geben. Der Nichtantritt eines Vereins hätte somit keine unmittelbaren Konsequenzen. „Keiner wird gezwungen, zu spielen“, betonte Tiemann. Weil diese Variante den Interessen aller Beteiligten deutlich am nächsten kommt, kann sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als die realistischere gelten.

Klar: Eine Rückkehr zum Spielbetrieb kann nicht ohne ein weitergehendes Testkonzept erfolgen. Das stellte am Dienstagabend Melanie Prell (DHB-Bereich Spielbetrieb und Spieltechnik) vor. Die Grundaussage: Bis maximal sechs Stunden vor einer Begegnung sollen sich sämtliche aktiv Spielbeteiligte einem Schnelltest unterziehen. Gibt es positive Tests, sind die Betroffenen sofort zu isolieren. Über den Umgang mit dem angesetzten Spiel sollen die Beteiligten im Einzelfall mit der spielleitenden Stelle entscheiden, wobei bei mehr als vier positiven Tests innerhalb eines Teams das Spiel in jedem Fall abgesetzt werden soll. Das regelmäßige Testen der Beteiligten auch vor jeder Trainingseinheit wird vom DHB zusätzlich empfohlen, soll aber keine Pflicht sein. Jeder Verein muss die Testreihen ausführlich dokumentieren. Bei den Vereinen, die auf eine Fortsetzung der Saison Wert legen, kommen Variante 2 und das Testkonzept offensichtlich gut an. „Das Testkonzept wirkt ausgereift und wird mit ein paar kleinen Modifikationen auch ausreichend Sicherheit bieten“, sagt etwa André Schicks, der Geschäftsführer der sportlich ambitionierten HSG Krefeld Niederrhein. Und aus seiner Sicht das Wichtigste: Der Handball kann sich so wieder zeigen und für sein Überleben als öffentlich wahrgenommener Sport kämpfen.

Die Auswirkungen der aktuellen Saison werden wohl noch einige Jahre spürbar sein. Tiemann blickte am Dienstag bereits auf das kommende Spieljahr. Punkt eins: Trotz des Verzichts auf Absteiger aus der 3. Liga soll es den vierten Ligen (Regional- bzw. Oberligen) ermöglicht werden, Aufsteiger zu stellen. Im härtesten Fall würde die 3. Liga der Männer so auf 83 Mannschaften anwachsen. Punkt zwei: Um hier noch einen geordneten Spielbetrieb zu ermöglichen, soll die Saison 2021/2022 mit mehr Staffeln in deutlich verringerter Stärke gespielt werden. Laut Tiemann sind hier auch Gruppen von lediglich zehn Teams denkbar. Punkt drei: Zudem soll die Spielzeit bereits am ersten August-Wochenende beginnen, um den Folgen einer möglichen erneuten Infektionswelle im Herbst 2021 schon vorzubeugen.