2. Bundesliga
Bilanovic warnt Dormagen: „Erst ein Drittel der Saison vorbei“
Der Trainer des TSV Bayer sieht sein Team auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Schon die Aufgabe bei den Rimpar Wölfen wird anspruchsvoll.

Zieeeeh! Kapitän Patrick Hüter (rechts), Alexander Senden (Nummer 6) und Joshua Reuland (3) wollen mit den Dormagenern am liebsten wieder mitreißenden Handball bieten – wie auf der Zielgeraden des Jahres 2020. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Blick ist verführerisch. Schließlich steht der TSV Bayer Dormagen am Anfang des Jahres 2021 mit 17:9 Punkten auf dem vierten Tabellenplatz. Nur der HSV Hamburg (26:4), der VfL Gummersbach (23:3) und der TuS N-Lübbecke (20:8) haben ein besser gefülltes Konto. Also hat das Team von Trainer Dusko Bilanovic im Kampf um den angestrebten einstelligen Tabellenplatz in dieser durch viele Unwägbarkeiten geprägten Saison gute Karten und für die nächsten viereinhalb Monate alles selbst in der Hand. Für Bilanovic ist es aber eine trügerische Ruhe: „Diese Liga ist so unheimlich ausgeglichen. Und wir haben doch erst ein Drittel der Saison hinter uns.“ Genau sind es 13 von 38 vorgesehenen Spielen – und tatsächlich gibt es an keinem Wochenende eine Garantie auf Punkte. Schon bei der Fortsetzung der Meisterschaft nach der WM-Pause werden sich die Dormagener für ihre zum Teil sehr starken Dezember-Auftritte (27:19 gegen ASV Hamm/Westfalen, 24:22 gegen VfL Lübeck-Schwartau, 24:24 gegen VfL Gummersbach) nichts mehr kaufen können. Die Aufgabe bei der DJK Rimpar Wölfe dürfte am Sonntag sogar ein richtiger Härtetest werden für den TSV – weil die Hausherren offensichtlich nie aufgeben. 

In bisher acht direkten Duellen behielten die Wölfe sechs Mal die Oberhand – zuletzt am 15. Februar 2020 im Bayer-Sportcenter. „Da haben wir noch eine offene Rechnung“, betont Bilanoniv, dem das damalige 20:21 bis heute schwer im Magen liegt: „Das war nicht normal.“ Trotz eines 4:0-Starts hatten die Hausherren am Ende nichts in der Hand, weil sich der Angriff gegen zupackenden Gäste insgesamt 21 notierte Fehlwürfe erlaubte – viel zu viele. Dass Dormagen erneut mit entschlossenen Wölfen zu rechnen hat, zeigen deren jüngste Ergebnisse in zwei Nachholspielen: Beim TuS Fürstenfeldbruck gewann die Mannschaft von Trainer Ceven Clatt (früher unter anderem Bergische Panther und Neusser HV) knapp mit 30:29 und beim TuS Ferndorf holte sie in kleiner personeller Besetzung drei Sekunden vor der Schluss-Sirene ein 24:24. Na klar: Bilanovic traut seinen Dormagenern grundsätzlich zu, jetzt auch die hohe Hürde im Landkreis Würzburg zu nehmen – wenn sie denn ihr volles Potenzial abrufen. Dem setzt er mahnend gegenüber, was mit ein paar Prozentpunkten weniger passieren kann. Am 5. Dezember 2020 unterlag der TSV beim damaligen Letzten und unverändert akut gefährdeten Aufsteiger Fürstenfeldbruck mit 28:30. Die folgenden sechs Partien mit 9:3 Punkten bewiesen allerdings überwiegend, dass jene Pleite ein Ausrutscher gewesen sein sollte.

Personell sind die Dormagener zurzeit nicht ganz sorgenfrei. Die positive Nachricht: Patrick und Ian Hüter, deren Traum vom WM-Start mit der Nationalmannschaft der USA im Januar coronabedingt geplatzt war, haben ihre Erkrankungen vollständig auskuriert. Weil die Ärzte grünes Licht gaben, sind der Kreisläufer und der Spielmacher gegen Rimpar an Bord – was Bilanovic aufatmen lässt. Denn es gibt auch eine negative Nachricht: Ante Grbavac (Leiste) würde gerne, doch er darf nicht und fällt im linken Rückraum erneut aus. Darüber, ob Julian Köster (Meniskus) wieder einsatzfähig gewesen wäre, braucht sich Bilanovic im Übrigen gar nicht mehr den Kopf zu zerbrechen: Köster (20) ist mit sofortiger Wirkung zum VfL Gummersbach gewechselt – was Dormagen mit dem Blick in die Zukunft hart trifft. Auf der anderen Seite war Köster an den bisher erreichten 17:9 Punkten wegen seiner Verletzung überhaupt nicht beteiligt.

Eine Vorhersage für den weiteren Saisonverlauf hätte Bayers Coach selbst dann nicht abgegeben, wenn er Grbavac und Köster einsetzen könnte: „Ich wage keine großartige Prognose. Wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir wollen einfach vernünftigen Handball spielen. Alle haben Lust auf die weitere Saison.“ Vielleicht sind die Wölfe sogar der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt. Ein Erfolg wäre auf jeden Fall zusätzlicher Schub für das, was in Kürze auf die Dormagener wartet: Am 26. Februar kommt zunächst die SG BBM Bietigheim, ehe es am 2. März auf einer Art Deutschlandreise zum Dessau-Roßlauer HV nach Sachsen-Anhalt und 4. März zum EHV Aue nach Sachsen geht. Sechs Tage und drei Spiele in der 2. Bundesliga sind auch nicht verführerisch, sondern eine echte Hetzjagd.