2. Bundesliga
Glanzloses Gummersbach krampft sich zum Erfolg
Der VfL bleibt aber nach dem 28:25 gegen Aue der erste Jäger des Tabellenführers HSV Hamburg.

Elli, wo bist du? Janko Bozovic (hinten in der Mitte) war mit sieben Toren diesmal der beste Gummersbacher Werfer. Der lange glücklose Ellidi Vidarsson steuerte immerhin fünf Tore zum Sieg über Aue bei. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – EHV Aue 28:25 (12:12). Schön war es nicht oder höchstens ganz selten. Das aber wird den Gummersbachern für den weiteren Kampf um die Rückkehr in die höchste deutsche Klasse wohl einigermaßen gleichgültig sein, denn das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson brachte den verkrampft bis ziemlich fahrig wirkenden Auftritt am Freitagabend zum Eintritt ins Handball-Jahr 2021 mit viel Mühe zu einem Happy End. Logisch: Der VfL bleibt damit bei 25:3 Punkten auf der Jagd nach dem Tabellenführer HSV Hamburg Handball (28:4), der im Übrigen eine verblüffende Parallele zur über weite Strecken spannenden Partie im Oberbergischen zeigte: Der Spitzenreiter, der ein Spiel mehr absolviert hat, setzte sich gegen den HC Elbflorenz Dresden nach einem 13:13 aus der ersten Halbzeit in einem packenden Krimi hauchdünn durch – 27:26. Sowohl Gummersbacher als auch Hamburger wissen, dass sie sich bis zum gemeinsamen Gipfeltreffen am 3. März erheblich steigern müssen.

Mit dem 3:0 (54.) und 6:2 (10.) schienen die Hausherren in der Schwalbe-Arena auf eine ruhige Angelegenheit zuzusteuern, doch die Gäste aus Sachsen erwiesen sich zunehmend als Spielverderber. Besonders auf Adrian Kammlodt, der im linken Rückraum nach Belieben walten und treffen durfte, fand die Gummersbacher Abwehr lange gar keinen Zugriff – und nach Kammlodts 9:9 (21.) entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe. Bezeichnend für die magere Darbietung vor allem des VfL: Bis zum nächsten Treffer vergingen zähe 325 Sekunden, also über fünf Minuten – und das 10:9 (26.) erzielte Raul Santos per Siebenmeter.

Was am Anfang des zweiten Abschnitts wieder für den Aufstiegs-Aspiranten sprach: Er legte im engen Duell immer wieder die Führung vor – 13:12 (32.), 14:13 (33.), 15:14 (34.), 16:15 (37.), 17:16 (39.), 18:17 (40.), 19:18 (44.), 20:19 (46.). Was in der entscheidenden Phase den Ausschlag gab: Aus dem 20:20 (47.) machte Gummersbach im Anschluss an eine Auszeit zunächst durch drei Treffer hintereinander das 23:20 (51.) und nach dem 24:23 (55.) nutzte es den Mangel an Cleverness beim EHV konsequent aus. Aue hatte gerade in Überzahl (Zeitstrafe gegen Tin Kontrec) den Anschluss erzielte, ehe Arnar Birkir Halfdanarson beim Stande von 25:23 (55.) an VfL-Keeper Diogo Valerio scheiterte – und Aues Nico Schneider kurz darauf wegen eines überflüssigen Fouls an Gummersbachs Timm Schneider eine Zeitstrafe kassierte (57.). Der Rest war Formsache für die Gastgeber, die durch Janko Bozovic und Schneider mit dem 26:23 (57.) und 27:23 (58.) auf den Weg zum Sieg einbogen. 

Klar: Trainer Sigurdsson wirkte hinterher wenig begeistert, aber sehr erleichtert – und einigermaßen selbstkritisch: „Es war heute ein sehr schweres Spiel. Wir haben uns im Angriff richtig schwergetan. Meine Mannschaft hat heute meinen Fehler gutmachen müssen. Ich hatte mich dagegen entschieden, Testspiele zu machen und wollte mit meiner Mannschaft allein trainieren. Heute hat man gemerkt, dass das ein Fehler war. Die Abstimmung, die im November und Dezember noch gut war, hat heute nicht gepasst. Ich bin sehr zufrieden mit der Einstellung meiner Mannschaft und mit den zwei Punkten, obwohl wir einiges hätten besser machen können. Es war nicht einfach gegen die gute Abwehr von Aue, deswegen freue ich mich einfach über den Sieg.“ Für seinen isländischen Kollege Runar Sigtryggson ging der Gummersbacher Sieg auch in Ordnung: „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber gegen so einen starken Gegner wie den VfL reicht ein starker Rückraumspieler nicht aus. Wir haben nicht von allen Positionen aus Gefahr ausgestrahlt. Die bessere Mannschaft hat gewonnen. Es war nicht alles schlecht, aber wir müssen jetzt nach vorne schauen.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter, Fanger, Vidarsson (5), Blohme (6), Kontrec, Häseler, Hermann (3), Schneider (3), Meinhardt, Santos (4/1), Kiesler, Haller, Stüber, Bozovic (7).