2. Bundesliga
Sven Bartmann und Dormagen: Ende nach acht Jahren
Weil der Verein beschloss, sich auf der Torhüter-Position zu verändern, muss der 33-Jährige gehen. Trotzdem will er als Profi weitermachen.

Ballbehandlung: Torhüter Sven Bartmann will bis zum Ende seiner Zeit in Dormagen alles dafür tun, dass die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic das beste mögliche Ergebnis erzielt. (Foto: Thomas Schmidt)

Irgendwie scheint bei den Torhütern in der 2. Bundesliga das mittlere Stühlerücken begonnen zu haben. Kürzlich hatte Matthias Puhle erklärt, dass er nach dieser Saison seine Profi-Karriere beendet und den VfL Gummersbach verlässt – aus freien Stücken. Weitermachen will der 35-Jährige zwei Etagen tiefer beim Regionalligisten OSC Rheinhausen. Jetzt wird wieder ein Posten zwischen den Pfosten frei. Damit hat es sich aber an Gemeinsamkeiten: Sven Bartmann verlässt den TSV Bayer Dormagen im Sommer weder aus freien Stücken – noch will sich der 33-Jährige aus dem Profi-Handball verabschieden. Die Entscheidung, die ihm der Verein durch Geschäftsführer Björn Barthel mitteilte, war trotzdem eindeutig: „Wir wollen uns auf der Torwart-Position verändern.“ So beschloss Dormagen, den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit dem gerade im achten Jahr für den TSV Bayer tätigen Schlussmann nicht zu verlängern.

Bartmann war/ist davon nicht wirklich begeistert: „Natürlich ist da eine gewisse Enttäuschung. Aber ich muss die Entscheidung akzeptieren. Und meine Meinung dazu habe ich gesagt.“ Details bleiben für ihn hinter verschlossenen Türen – weil er trotz unterschiedlicher Standpunkte kein Typ ist, der so etwas in der Öffentlichkeit auszutragen pflegte. Und im Übrigen hatte der erfahrene Torhüter im Inneren geahnt, was auf ihn zukommen könnte – weil der Verein mit dem Gespräch über die Zukunft aus seiner Sicht sehr lange gewartet habe. Branchenüblich fallen zumindest viele personelle Würfel tatsächlich deutlich früher als im „Fall“ Bartmann.

Sven Bartmann zählte in den vergangenen siebeneinhalb Jahren zum Bayer-Stammpersonal und er stand auch am 2. Oktober 2020 in der Anfangs-Formation, als die Dormagener mit einer 23:24-Niederlage gegen den Dessau-Roßlauer HV in die Serie 2020/2021 starteten. Eine Woche darauf hatten Bayer und Bartmann mehr Glück, als es am 10. Oktober bei der SG BBM Bietigheim einen 26:25-Sieg gab. Das 25:25 am 31. Oktober gegen den TuS N-Lübbecke und das 34:30 beim TV Hüttenberg am 14. November erlebte Sven Bartmann ebenfalls aktiv mit – ehe er im Training einen Bänderriss erlitt und für mehrere Wochen nur Zuschauer sein konnte. Wichtig für Dormagen: Der vor der Saison vom Drittligisten HSG Bieberau-Modau gekommene Martin Juzbasic (32) zeigte nun als alleinige Nummer eins in der Regel starke bis sehr starke Leistungen. An den folgenden 12:6 Punkten bis Ende Dezember und dem aktuellen Rang fünf in der Tabelle (17:9) hatte Juzbasic definitiv keinen kleinen Anteil.

Nachdenklich: Sven Bartmann überlegt gerade sehr intensiv, wo er seine Karriere fortsetzen kann/soll. (Foto: Thomas Schmidt)

Obwohl Bartmann mittlerweile wieder fit und bereit für weitere Einsätze ist, hätte Juzbasic im ersten Spiel 2021 vermutlich erneut begonnen – wozu es dann allerdings nicht kam. Wegen der schwierigen winterlichen Straßenverhältnisse verzichteten die Dormagener am Sonntag auf die Fahrt zu den DJK Rimpar Wölfen: Die Partie wurde in Abstimmung mit der für die 2. Bundesliga zuständigen HBL und den Wölfen verlegt (Termin offen). Damit legt Dormagen nun am kommenden Freitag gegen den ThSV Eisenach los und wieder spricht alles dafür, dass Martin Juzbasic beginnt.

Sven Bartmann hat damit kein Problem und die Frage danach, wie er mit dem Rest der Saison umgehen werde, versteht der Torhüter sowieso gar nicht: „Diese Frage ist für mich überflüssig. Wenn ich etwas mache, dann hundertprozentig. Ich will das vernünftig zu Ende bringen.“ Seine eingebaute Eigen-Motivation und der sportliche Ehrgeiz lassen ohnehin nur zu, in jeder Partie das Maximum zu investieren – unabhängig von störenden Einflüssen, unabhängig von in der Zukunft liegenden Dingen. Ganz nebenbei traut er den Dormagenern durchaus zu, die aktuelle Position bis zum Ende der Serie zu verteidigen: „Wir haben die Chance, uns da oben festzubeißen. Da wollen wir hin und da gehören wir hin.“ Die Zuversicht begründet Bartmann mit dem aktuellen Zustand der Mannschaft: „Wir haben einen unheimlich hohen Zusammenhalt, wir lassen nicht viel von außen zu und wir haben eine gute Mischung aus Jung und Alt.“ Und klar ist, dass er ab dem Sommer viele der bisherigen Mitspieler vermissen wird, weil sie eben nicht nur Handballer sind, sondern zum nicht geringen Teil auch Freunde geworden. „Die Menschen werden mir fehlen.“ Den Gedanken an diesen Teil des Abschieds von Dormagen schiebt Bartmann deshalb vorläufig mehr oder weniger entschlossen von sich.

Mit der Zeit danach beschäftigt er sich selbstredend trotzdem, weil er unbedingt weiterspielen will – vorzugsweise in der 2. Liga. „Ich mag den Profi-Handball noch nicht missen“, betont der Industrie-Mechaniker, der mit 33 im besten Torhüter-Alter ist. Wohin es ihn zieht? Der gebürtige Krefelder (Uerdingen) wäre aufgrund seines Wohnorts ein nahezu natürlicher Kandidat für die HSG Krefeld Niederrhein, die als Drittligist die Rückkehr in die 2. Liga anstrebt – und manche bei den Eagles wollen schon wissen, dass Bartmann kommen könnte. Der kann das allerdings nicht bestätigen: „Es ist weiter alles offen.“ Sicher dürfte immerhin sein, dass er einen passenden Platz finden wird. Das Stühlerücken muss ja noch nicht vorbei sein.