11. Februar 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Dieser Weg wird definitiv kein leichter werden und auch kein einfacher. Und beim TSV Bayer Dormagen werden alle wohl heilfroh sein, wenn sie irgendwann in der Nacht vom 4. auf den 5. März wieder im Rheinland eintreffen. Dann gibt es endlich die Gelegenheit, auszuschlafen und wenigstens ein bisschen durchzuatmen. Bis dahin wartet auf das Team von Trainer Dusko Bilanovic eher ein ziemlich verrückter Terminplan mit nur zwei Heimspielen und vier Fahrten vorwiegend in den Osten Deutschland. Los geht die Hetzjagd am Freitagabend um 19.30 Uhr im Sportcenter mit der Aufgabe gegen den ThSV Eisenach, ehe zwei Reisen folgen – am 17. Februar zum HC Elbflorenz Dresden (530 Kilometer) und am 23. Februar zur DJK Rimpar Wölfe im Landkreis Würzburg (Nachholspiel/335 Kilometer). Nach dem Heimspiel am 26. Februar gegen die SG BBM Bietigheim steht zum vorläufigen Abschluss eine doppelte Dienstreise mit zwei Aufgaben innerhalb von 47,5 Stunden auf dem Programm: Am 2. März tritt der TSV um 19.30 Uhr beim Dessau-Roßlauer HV an (500 Kilometer) und am 4. März um 19 Uhr beim EHV Aue – der 530 Kilometer entfernt ist. Weil es weniger als keinen Sinn ergäbe, von Dessau aus noch einmal nach Hause zu reisen und einen Tag später wieder abzufahren, bleiben die Dormagener in Sachsen. Zwischenstation ist Leipzig – wo sogar Training auf dem Programm steht und kein touristisch geprägter Ausflug mit der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten.
Während Bayer zwar mit Verspätung (Partie bei den Rimpar Wölfen am vergangenen Wochenende witterungsbedingt ausgefallen), aber relativ gelassen ins Handball-Jahr starten kann, stecken die Gäste aus Thüringen grundsätzlich im Abstiegskampf – worauf der zehnte Platz nicht unbedingt hindeutet. Das holt jedoch der Blick aufs Punktekonto nach: Der ThSV mit dem Gummersbacher Markus Murfuni als Trainer verfügt über 13:19 Zähler aus 16 Partien – was nicht viel mehr ist als beim TV Großwallstadt und beim TV Hüttenberg (15/11:19) auf den Plätzen 14 und 15. Ebenfalls 19 Minuspunkte (9:19) hat die HSG Konstanz – die aktuell den ersten der drei Abstiegsplätze belegt. Bilanovic mag Eisenach ohnehin nicht nach dem Tabellenplatz beurteilen: „Das ist eine gute Mannschaft.“ Natürlich hofft er trotzdem, dass sein Team von Rang fünf aus an die überzeugenden Leistungen vom Endspurt 2020 anknüpfen und die bisher erreichten 17:9 Punkte aufstocken kann. Wer den Vierten VfL Lübeck-Schwartau besiegt (24:22) und dem Zweiten VfL Gummersbach ein Unentschieden abringt (24:24), wird sich selbstredend einen Sieg vornehmen. Bei einer Prognose für den weiteren Verlauf der Saison ist Bilanovic vorsichtiger und er formuliert hier nur ein auf jede Aufgabe passendes Ziel: „Wir wollen vernünftigen Handball spielen.“
Dass bisweilen selbst eine weniger vernünftige Leistung zum Erfolg reichen kann, zeigte vor Kurzem der Aufstiegs-Kandidat VfL Gummersbach mit seinem krampfigen 28:25 über den EHV Aue. Obwohl dort nur selten die Puzzleteile an ihren vorgesehenen Platz fielen, setzte sich die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson durch und verteidigte so mit jetzt 25:3 Punkten den zweiten Platz hinter dem Spitzenreiter HSV Hamburg (28:4), der zwei Spiele mehr absolviert hat. Vorteil für den VfL: Er entschied in der Hinrunde sowohl das Duell mit Hamburg (26:25) als auch die Begegnungen gegen den Dritten TuS N-Lübbecke (27:24/20:8 Punkte) und beim Vierten VfL Lübeck-Schwartau (27:25/18:10) für sich. Unter anderem deshalb muss Gummersbach am Freitagabend rund 400 Kilometer vom Oberbergischen entfernt bei der HSG Konstanz als Favorit gelten – und gleichzeitig extrem vorsichtig sein: Konstanz sammelte sämtliche neun Punkte in eigener Halle. Kopf der Mannschaft ist Kapitän Tom Wolf (84 Tore), der zusammen mit Kreisläufer Markus Dangers (74) schon fast 160 Saisontore erzielt hat und ab der nächsten Saison für den TuS N-Lübbecke auflaufen wird.
Mit dem Blick auf die kommenden Wochen der „Mission Aufstieg“ wird klar, dass sich Sigurdsson Team keinen Ausrutscher erlauben sollte. Nach Konstanz folgen die Auftritte gegen den TV Großwallstadt (17. Februar), gegen Lübeck-Schwartau (21. Februar) und beim TuS Fürstenfeldbruck (26. Februar), bevor es zum großen Gipfel nach Hamburg geht (3. März). Gummersbachs erfahrener Rückraumspieler Janko Bozovic, zuletzt gegen Aue mit sieben Toren der beste Werfer der Hausherren, sieht dieses Rezept für zwei Punkte: „Wir müssen eine gute Deckung stellen und uns im Angriff clever und mit Geduld füreinander die Chancen erspielen. Es gilt, von Anfang an da zu sein, 110 Prozent zu geben und konzentriert zu bleiben.“ Auch dieser Weg wird aber vermutlich kein leichter sein und kein einfacher – weil die gefährdete HSG sicher eigene Pläne verfolgt.