2. Bundesliga
Teurer Erfolg: Dormagen zahlt hohen Preis
Bayer-Keeper Martin Juzbasic erleidet beim 29:27 gegen Eisenach eine heftige Fingerverletzung. Gummersbach gewinnt glatt in Konstanz.

Da war noch alles in Ordnung. Dormagens Kapitän Patrick Hüter (Nummer 25) sieht, dass sich sein Torhüter dem Wurf des Eisenachers Willy Weyhrauch entgegenstellen kann. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – ThSV Eisenach 29:27 (15:18).  Es drohte ein bitterer Abend für die Dormagener zu werden und ein besonders bitterer blieb es auch für ihren Torhüter Martin Juzbasic. Es passierte am Ende der fünften Minute, als die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic mit 3:2 führte. Plötzlich kam der Bayer-Keeper, der offensichtlich große Schmerzen litt, nach draußen gerannt. Er hielt sich die stark blutende Hand und wurde sofort nach draußen begleitet. Drinnen machten sich gleichzeitig Betreuer und Teamkollegen ziemlich eilig in Tornähe auf die Suche – und sie fanden im Netz in der Nähe des linken Pfostens, was sie dringend brauchten. Juzbasic hatte sich beim Versuch, schnell an den Ball zu kommen, eine heftige Verletzung zugezogen: Ein Teil des Mittelfingers war abgerissen, sodass Jubasic sofort in die Klinik gebracht werden musste. Anschließend kam für ihn Sven Bartmann – ausgerechnet jener Sven Bartmann, der zuletzt wegen eines Bänderrisses lange Wochen keinen Zweitliga-Einsatz gehabt hatte und der in den Planungen der Bayer-Verantwortlichen für die kommende Saison keine Rolle mehr spielt. Dass die Dormagener die Partie trotzdem herumreißen konnten, hatten dann letztlich unter anderem mit Bartmann zu tun, der im Verlaufe der Partie rund ein Dutzend sehenswerter Parden zeigte. Die Mannschaft insgesamt war gerade in den zahlreichen schwierigen Phasen der Gratwanderung zwischen Sieg und Niederlage wieder mit viel Leidenschaft zur Stelle. Belohnung: Das Konto steht nun bei 19:9 Punkten und der fünfte Platz ist eine starke Ausgangsbasis für die nächste vier Monate mit einer Fülle an anspruchsvollen Aufgaben.

Trainer Dusko Bilanovic und alle Dormagener litten nachher natürlich noch immer mit ihrem Keeper Juzbasic – und keiner fand nur den Ansatz einer Erklärung dafür, wie der Unfall passieren konnte. Eine simple Erklärung legte Bilanovic allerdings für die aus Sicht der Hausherren ziemlich gruselige erste Halbzeit hin: „Wir waren alle schockiert. Und mir war klar, dass wir zehn bis 15 Minuten große Probleme haben würden.“ Die Realität sah sogar derber aus: Dormagen schien im Duell mit den Gästen aus Thüringen aufgrund einer unfassbar hohen Zahl an Ballverlusten und ausgelassen Torchancen auf dem besten Weg in einer Heimpleite zu sein – 9:11 (18.), 14:16 (26.), 15:17 (28.). Kurz vor der Pause brachte der TSV dann das Kunststück fertig, innerhalb von 30 Sekunden zweimal den Ball zu verlieren und prompt auf den letzten Drücker der ersten Halbzeit das 15:18 durch Ivan Snajder zu kassieren.

Weil Alexander Saul seine Eisenacher kurz nach dem Wechsel mit 19:15 (31.) nach vorn brachte, begann das Nachlaufen der Gastgeber praktisch von vorne. Doch Dormagen wies nicht zum ersten Mal in dieser Saison erstaunliche Nehmerqualitäten nach und arbeitete sich zentimeterweise heran – 20:20 (39.). Mit dem 21:21 (41.) von Ian Hüter begann die wildestes Phase des Spiels, weil sich beide Seiten mit ihren Fehlern fast überboten, ehe der TSV in den entscheidenden Minuten besser zurück zu Struktur und Übersicht fand.

Beim 24:22 (49.) durch Joshua Reuland durfte Bayer zum ersten Mal ernsthaft an einen Erfolg denken, der über Zwei-Tore-Führungen immer realistischer wurde – 25:23 (51.), 26:24 (52.), 27:25 (53.), 28:26 (59.). Reulands 29:26 (60.) brachte die Entscheidung in einem Zweitliga-Spiel, das die Dormagener erst noch richtig verarbeiten müssen. Deswegen fiel der übliche Jubeltanz nicht ganz aus, aber kürzer als gewohnt. Und bald waren alle in der Kabine verschwunden.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Bartmann – Reuland (6/1), Seesing, Senden (4), Meuser (7), Juric (2), Richter (1), Iliopoulos, I. Hüter (6), Reimer, P. Hüter (2), Sterba (1), Mast, Rehfus.

 

Applaus, Applaus: Trainer Gudjon Valur Sigurdsson konnte mit dem Gummersbacher Auftritt leben. (Foto:: Thomas Schmidt)

HSG Konstanz – VfL Gummersbach 30:37 (13:17). Gummersbach ließ am Freitagabend am Bodensee in Konstanz nichts anbrennen. Die Partie begann munter und nach 95 Sekunden waren schon drei Treffer gefallen. Dabei wurde der VfL seiner Favoritenrolle sofort gerecht – 4:1 (7.). Auch in der Deckung setzte der VfL Konstanz  ständig unter Druck. Die daraus resultierenden Ballgewinne nutzte der VfL, um in der Ordnungsphase der HSG immer wieder zuzuschlagen. Nach genau 18 Minuten erzielte Julius Fanger die erste Sechs-Tore-Führung für die Oberbergischen – 11:5.

Kurz vor dem Seitenwechsel wurde aus der Kontrolle des VfL allerdings kurzzeitig Chaos. Ellidi Vidarsson kassierte beim Stande von 15:10 (28.) seine zweite Zeitstrafe, kurz darauf mussten Robin Haller (29.) und Tin Kontrec (30.) ebenfalls für zwei Minuten vom Feld. Dass der VfL trotzdem weiter seine Tore erzielte und mit einem 17:13 in die Pause ging, sprach vor allem eindeutig für die unzureichende Abwehrarbeit der HSG.

Zu Beginn der zweiten Hälfte schien das Spiel einzuschlafen. Gummersbach baute sein Polster auf 22:15 aus (37.) aus und in der 43. Minute sah es durch die dritte Zeitstrafe für Markus Dangers, den bis dahin besten Konstanzer, nach einer hohen Niederlage der Gastgeber aus. Gerade in dieser Phase ließ das Team von Sigurdsson allerdings die Zügel schleifen: Die HSG kam über aggressive Deckungsarbeit und Akzente aus dem Rückraum vor allem von Tom Wolf bis auf 26:29 (50.) heran. Eine heiße Schlussphase blieb jedoch aus, weil die individuelle Klasse der Gummersbacher schnell wieder für klare Verhältnisse sorgte – 32:27 (53.), 36:29 (58.).

Mit dem 37:30 nahm der VfL auch in der Höhe verdient beide Punkte mit. Vor allem Alexander Hermann und Raul Santos zeigten sich mit neun und acht Treffern stark. Sigurdsson darf insgesamt mit seiner Mannschaft zufrieden sein und der VfL kann sich jetzt auf das Traditionsduell am nächsten Mittwoch mit dem TV Großwallstadt freuen. Das Ziel ist klar: Der Zweite Gummersbach (27:3 Punkte) will dem Spitzenreiter HSV Hamburg (28:4) auf den Fersen bleiben.

VfL Gummerbach: Puhle, Valerio – Schröter, Fanger (2), Vidarsson (3), Blohme (3), Kontrec, Häseler (1), Hermann (9), Schneider (6), Meinhardt, Santos (8/5), Kieseler, Haller (1), Stüber (2), Bozovic (2).