2. Bundesliga
Welche Serie hält: Gummersbachs vier Monate oder Dormagens fünf Spiele?
VfL erwartet Großwallstadt zum Duell zweier Traditionsklubs, der TSV eine hohe Hürde in Dresden.

Hier steht die Wand: Auf Torhüter Sven Bartmann, der die Dormagener nach dieser Saison verlassen muss, dürfte auch in Dresden wieder viel Arbeit zukommen – wie beim Erfolg über Eisenach, als er früh den verletzten Martin Juzbasic ersetzte. (Foto: Thomas Schmidt)

Verlieren? Wie geht das? Könnte sich zum Beispiel der TSV Bayer Dormagen fragen, der zuletzt am 15. Dezember beide Punkte abgeben musste. Das 26:32 passierte erstens beim aktuellen Tabellenführer HSV Hamburg und fiel zweitens ein bisschen zu hoch aus – es war insgesamt kein richtig großes Drama. Anschließend legte das Team von Trainer Dusko Bilanovic eher noch zu und ließ aus fünf Begegnungen ohne Niederlage weitere 9:1 Punkte folgen. Die Siege über den ASV Hamm-Westfalen (27:19) und den VfL Lübeck-Schwartau (24:22) sowie das Unentschieden gegen den VfL Gummersbach (24:24) verdienten sogar das Prädikat wertvoll, weil sie das Produkt einer Mischung aus Leidenschaft und Spielfreude waren. Aufgeben kam für Dormagen in diesem Zeitraum grundsätzlich nicht in Frage – selbst bei Rückständen nicht, selbst bei anderen Rückschlägen nicht wie zuletzt im Heimspiel gegen den ThSV Eisenach. Da erlitt Bayer-Keeper Martin Juzbasic bereits in der fünften Minute eine heftige Verletzung am Mittelfinger der linken Hand, sodass erst mal alle sportlichen Pläne zur Nebensache wurden und der Keeper zur Hauptsache. Wichtigste Nachricht: Die noch der Nacht in der Klinik erfolgte Operation überstand Juzbasic immerhin so gut, dass er inzwischen nach Hause entlassen werden konnte. Und ganz sicher wird der 32-Jährige nun intensiv beobachten, was die Teamkollegen in der nächsten Zeit ohne ihn anstellen. Weiter geht die Hetzjagd durch die Saison am Mittwochabend beim HC Elbflorenz Dresden.

Die bisherige Ausbeute von 19:9 Zählern aus 14 Begegnungen und den fünften Tabellenplatz nimmt Bilanovic zwar mit einiger Genugtuung zur Kenntnis, doch eine riesengroße Überraschung mag er darin nicht erkennen. „Wir belohnen uns für unsere harte Arbeit“, findet Dormagens Coach, „und ich bin mir sicher, dass wir das fortsetzen.“ Damit meint er in erster Linie die harte Arbeit – die gegen Eisenach nach einem 15:18 aus der ersten Halbzeit in kleinen Schritten zur Wende führte. Die Zahl der Gegentreffer fiel im zweiten Durchgang um genau 50 Prozent geringer aus als zuvor. Hauptursache waren die starke Leistung der Defensive, zu der auch der für Juzbasic in die Partie gekommene Torhüter Sven Bartmann wichtige Beiträge lieferte. Klar: Mit nur einem Torhüter im Aufgebot können die Dormagener trotzdem in den nächsten Wochen auf keinen Fall über die Runden kommen. Deshalb haben die Verantwortlichen schnell gehandelt: Ab sofort ist Christian Ole Simonsen vom Bundesligisten SC DHFK Leipzig an Bord. Leipzig stimmte zu, den Wechsel des 20-Jährigen, der über ein Doppel-Spielrecht eigentlich erst zur Saison 2021/2022 nach Dormagen kommen sollte, aufgrund der Juzbasic-Verletzung vorzuziehen. Simonsen steht schon für die Aufgabe in Dresden zur Verfügung.

Dort wird die Mannschaft mit einiger Wahrscheinlichkeit erneut an ihre Grenzen gehen müssen. Elbflorenz gibt offensichtlich ebenfalls nicht so schnell auf und hätte vor Kurzem beinahe sogar einen Punkt aus Hamburg mitgenommen (26:27). In drei weiteren Auftritten nach Weihnachten erwies sich das Team von Trainer Rico Göde auf ähnliche Art als stress-resistent – 31:30 beim TuS Ferndorf, 26:26 gegen Eisenach, 29:28 gegen die SG BBM Bietigheim. Insgesamt ergeben sich daraus 18:14 Zähler und Platz sechs direkt hinter den Dormagenern, die entsprechend gewarnt sein dürften. „Das ist eine richtig gute Mannschaft“, weiß Bilanovic, „die spielen einen echt guten Ball. Wir werden wieder eine vernünftige Leistung zeigen müssen.“

Sein Freund, der Ball: Gummersbachs Top-Werfer Alexander Hermann bringt das Spielgerät in dieser Saison durchschnittlich mehr als fünf Mal pro Partie im gegnerischen Tor unter. (Foto: Thomas Schmidt)

Dass die Dormagener Serie von 9:1 Zählern kein Produkt des Zufalls ist, wissen sie beim Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach aus eigener Anschauung besonders genau. Schließlich boten sich die beiden Mittelrhein-Rivalen beim 24:24 am 30. Dezember unmittelbar vor der durch die WM folgenden Pause einen heißen Kampf – in dem der VfL die Teil-Quittung für eine zu hohe Fehlerzahl bekam. Ansonsten kam vor vier Monaten am 17. Oktober 2020 mit der 25:27-Niederlage beim ASV Hamm-Westfalen der einzige bisher richtig dunkle Fleck auf die Weste des Tabellenzweiten. Bei 27:3 Punkten liegt das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson absolut auf Augenhöhe mit dem Spitzenreiter HSV Hamburg (28:4), der eine Partie mehr ausgetragen hat. Um den Kontakt zum HSV und den Vorsprung zum Dritten TuS N-Lübbecke (22:8) zu halten, zählt am Mittwochabend im Duell der Traditionsklubs gegen den TV Großwallstadt nur ein Sieg für die Gummersbacher – die am 3. März zum Gipfeltreffen in Hamburg antreten. Weil vorher unter anderem am 21. Februar noch das Heimspiel gegen den Vierten VfL Lübeck-Schwartau (20:10) auf dem Programm steht, könnte Gummersbach im Kampf um die beiden Aufstiegsplätze in den kommenden Wochen fast entscheidende Weichen stellen.

Großwallstadt kommt mit der Empfehlung ins Oberbergische, dass es zehn seiner bislang 13:19 Zähler auswärts erzielte. Darunter waren einige beachtliche Resultate wie das 23:23 in Dormagen (Fünfter), das 28:17 in Bietigheim (Siebter) und das 33:30 in Dresden (Sechster) oder das doppelt wichtige 40:31 beim Letzten Fürstenfeldbruck. Die 5:11 Zähler vom Saisonstart hat der TVG mittlerweile erkennbar hinter sich gelassen – und er ist in der 2. Liga 2020/2021 angekommen. Der VfL will trotzdem seine „Mission“ Aufstieg fortsetzen und die makellose Bilanz in der Schwalbe-Arena ausbauen – acht Auftritte, acht Erfolge, 16:0 Zähler. Gummersbachs Rückraumspieler Alexander Hermann drückt es entsprechend deutlich aus: „Wir müssen von Anfang an bei der Sache sein und zeigen, dass es bei uns nichts zu holen gibt. Unser Ziel ist ganz klar, dass wir die Punkte bei uns behalten.“ Dass Hermann selbst seinen Beitrag dazu leisten wird, gilt als extrem wahrscheinlich: Mit 78 Treffern aus 15 Spielen ist er der erfolgreichste Werfer des VfL und in der Liste, die nur die Feldtore (also keine Siebenmeter) umfasst, sogar die Nummer zwei in der 2. Bundesliga.