2. Bundesliga
Verdient: Gummersbach stolpert über Großwallstadt
Der VfL erleidet mit dem 28:29 einen Rückschlag im Aufstiegskampf. Dormagen verliert in Dresden mit 30:34.

Was ist denn hier los? Die sieben Tore von Kapitän Timm Schneider konnten die Gummersbacher Heimniederlage auch nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – TV Großwallstadt 28:29 (14:15). Es war lange Zeit wie immer. Eine Mannschaft kommt in die Schwalbe-Arena und spielt mit – selten richtig schlecht, oft ganz gut und manchmal noch etwas besser. Und am Ende? Gewinnt immer der VfL. Fast immer. Weil sich die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson am Mittwochabend gegen den einstigen Dauerrivalen aus der Bundesliga selbst von einer wenig vorteilhaften ersten Hälfte und einem miserablen Start in den zweiten Durchgang nicht aus der Bahn werfen ließ, schien in der Mitte der zweiten Halbzeit alles auf das bekannte Muster hinauszulaufen. Diesmal kippte die Waage aber zurück auf die andere Seite und der Titelkandidat aus dem Oberbergischen musste im Duell mit dem äußerst hartnäckigen TVG zum ersten Mal seit vier Monaten eine Niederlage hinnehmen – die erste in dieser Saison in eigener Halle. Größter Nutznießer des überraschenden Ausgangs ist vor allen Dingen der Tabellenführer HSV Hamburg, denn mit 30:4 Zählern liegt der Spitzenreiter nun auch nach Minuspunkten vor den Gummersbachern (27:5), die im Kampf um die beiden Aufstiegsplätze künftig wohl doch ein bisschen intensiver auf den Dritten TuS N-Lübbecke aufpassen müssen (24:8).

Mit dem 2:4 (7.) und 3:5 (9.) kamen die Hausherren nur schleppend in die Partie – die fortan fast immer mehr Last als Lust am Handball bleiben sollte. Die 7:6-Führung (14.) durch den Treffer von Lukas Blohme brachte nur wenig Sicherheit und selbst das 12:9 (22.) von Julius Fanger keinen echten echten Rhythmus beim VfL, bei dem nur selten alle Puzzleteile am richtigen Platz landeten. Trotz allem hätte Gummersbach mit ein Stück mehr Übersicht einen Vorsprung in die Pause retten können, doch in den beiden letzten Minuten verlor der Titelkandidat einmal den Ball (28.) und suchte ein anderes Mal viel zu früh den Abschluss (29.). Deutlich effektiver stellten sich die Gäste an, die erst eine Auszeit nahmen – und vier Sekunden vor dem Ende der ersten Hälfte das 15:14 erzielen konnten.

Der TVG, dessen spielender Sportlicher Leiter Michael Spatz (38) sich als sicherer Siebenmeter-Werfer erwies (alle vier Versuche verwandelt), stürzte den VfL mit viel Herz und Leidenschaft zuerst in schnell wachsende Verlegenheit – 14:18 (33.), 15:19 (36.). Dann sah alles aus wie „typisch Gummersbach“, das beim 20:20 (43.) von Raul Santos wieder auf Augenhöhe war und auf dem besten Weg zu einer Wende zu sein schien, zumal jetzt die erfahrenen Rückraumkräfte Janko Bozovic und Alexander Hermann vernünftiger trafen. Vom 22:21 (46.) bis zum 27:26 (56.) lag Sigurdssons Team durchgehend vorne – und hatte trotzdem die Zeitstrafe gegen Großwallstadts Savvas Savvas (55.) eher unzureichend ausgenutzt. Kurz darauf entglitt der Abend dem VfL komplett, obwohl er aus dem 27:28 (59.) das 28:28 machte (59.). Torschütze: Alexander Hermann, dem kurz zuvor ein Schrittfehler unterlaufen war. Sein Ausgleich hatte am Ende wenig Wert, weil Großwallstadt das 29:28 (60.) glückte und der letzte Angriff mit einem Hermann-Pass im Nichts endete. Es war der bezeichnende Schlusspunkt in einem erstaunlichen Finale, in dem Großwallstadt einfallsreicher wirkte. Das Ergebnis war deshalb für den VfL bitter – und für den TVG nicht unverdient.

Das sah hinterher auch der ehrliche VfL-Coach Sigurdsson. „Glückwunsch an Großwallstadt zum verdienten Sieg. Der TVG war heute in allen Bereichen besser als wir. Großwallstadt war taktisch besser, bissiger in der Abwehr und hat deutlich mehr gekämpft. Obwohl es mir schwerfällt, das zu sagen, glaube ich, dass sie es mehr gewollt haben. Zu viele unserer Leistungsträger haben heute ihre Leistung nicht gebracht.“ Der Blick nach vorne legt nicht nur seiner Ansicht nach offen, dass die „Mission Aufstieg“ auf keinen Fall ein Selbstläufer wird. Und für die Aufgabe am kommenden Sonntag gegen den Vierten VfL Lübeck-Schwartau ist klar, dass ohne eine deutliche Steigerung erneut größere Gefahr droht. Die neue Mission trägt vorerst den Titel Wiedergutmachung.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter (3), Fanger (2), Vidarsson (1), Blohme (2), Kontrec, Häseler, Hermann (5), Schneider (7), Meinhardt, Santos (5/4), Kiesler, Haller, Stüber (1), Bozovic (2).

 

Mensch, Benni: Bayer-Trainer Dusko Bilanovic (rechts) und der sechsfache Torschütze Benjamin Richter konnte die Niederlage in Dresden nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

HC Elbflorenz Dresden – TSV Bayer Dormagen 34:30 (18:14). Die Serie an Spielen ohne Niederlage (fünf) fand am Mittwochabend in Dresden ihr Ende. Nachdem die Wiesel zuletzt gegen Eisenach einen Halbzeitrückstand in einen 29:27-Sieg umgewandelt hatten, konnten sie jetzt nicht richtig an diese starke Leistung anknüpfen. Vor allem die Defensive bekam nur in den Anfangsminuten den richtigen Zugriff – 5:3 (7.). Anschließend fand der HC aber immer besser in die Begegnung, zumal die Deckung um Torhüter Mario Huhnstock nun viel kompakter agierte. So drehte Dresden das Duell und war beim 9:7 (17.) zum ersten Mal mit zwei Toren vorne. Ein Debüt im Trikot des TSV gab es in der 20. Minute, als der neue Torhüter Christian Ole Simonsen (aus Leipzig) zwischen die Pfosten kam. Er hätte sich seinen ersten Einsatz für Dormagen sicher etwas anders vorgestellt. Folge in der Tabelle: Dresden (20:14 Punkte) zog an Dormagen (19:11) vorbei und ist jetzt selbst Fünfter.

Der erstliga-erfahrene Kreisläufer Jonas Thümmler sorgte im TSV-Mittelblock für große Probleme und die Lücken in der 6:0-Abwehr konnte Bayer kaum noch schließen. Übers 12:10 (21.), 15:10 (24.) und 18:12 (28.) konnten sich die Gastgeber bereits weit absetzen. Als Alexander Senden 15 Sekunden vor der Pause zum 14:18 verkürzte, hatten die Dormagener noch Hoffnung – die jedoch enttäuscht wurde, obwohl sie übers 16:20 (33.) und 17:20 (38.) in Unterzahl auf 20:22 (43.) herankamen. Durch eine schnelle Mitte gelang den Dresdenern die sofortige Antwort ins leere Tor der Gäste – 23:20 (43.). Als die Unparteiischen im nächsten Angriff ein Stürmerfoul am Kreis pfiffen und es dann zu einem Wechselfehler der Bayer-Bank kam, hatte Dresden den alten Abstand schnell zurück – 25:21 (45.). Spätestens beim 30:24 (53.) der Hausherren ins erneut verwaiste Bayer-Tor war die Angelegenheit gelaufen.

Ganz klar: Bei den Dormagenern herrschte vor der langen Rückfahrt ins Rheinland vorwiegend Enttäuschung und besonders Trainer Dusko Bilanovic konnte der Partie wenig Gutes abgewinnen. „Wir haben in der Abwehr nicht so gestanden wie sonst und wir haben gegenüber Dresden auch das Torhüter-Duell verloren. Ich erinnere mich nicht daran, wann wir zuletzt 34 Gegentreffer kassiert haben. Das ist auf jeden Fall viel zu viel. Unser Anspruch ist ein anderer.“ Den Beweis dafür, dass sie defensiv gewöhnlich wesentlich stärker auftrumpfen, können die Dormagener am nächsten Dienstag im Nachholspiel bei den Rimpar Wölfen abliefern.

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann – Reuland (3), Seesing, Senden (3), Meurer (6), Juric (2), Richter (6/2), Iliopoulos, I. Hüter (3), Reimer, Rehfus, P. Hüter (5), Sterba (2), Skroblien, Mast.