2. Bundesliga
Dormagen befreit sich, Gummersbach blamiert sich
TSV Bayer machte aus dem 12:15 zur Pause einen klaren Sieg gegen Bietigheim. Titelkandidat VfL war beim Letzten Fürstenfeldbruck von allen guten Geistern verlassen.

Hier ist die Wand: Dormagens Torhüter Sven Bartmann war mit vielen glänzenden Paraden und einem Treffer am Sieg über Bietigheim beteiligt. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – SG BBM Bietigheim 33:27 (12:15). Der Spaß am Handball ist zurück in Dormagen und die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic war die alte – jene, die sich auf der Zielgeraden des Jahres 2020 durch eine Reihe überzeugender Leistungen bis auf den vierten Tabellenplatz vorgearbeitet hatte. Nach zwei ernüchternden Niederlagen mit dem 30:34 beim HC Elbflorenz Dresden und dem 19:25 bei der DJK Rimpar Wölfe legte der TSV am Freitagabend den Schalter wieder um – wenn auch mit Verspätung zum Beginn der zweiten Halbzeit. „Da muss ich den Jungs ein großes Kompliment machen“, fand der Bayer-Coach, „gegen eine so spielstarke Mannschaft wie Bietigheim ist das nicht selbstverständlich.“ Der Lohn für den starken zweiten Durchgang blieb nicht aus, weil die Dormagener ihr Konto aufstockten und nun dem happigen Programm in den kommenden Wochen wieder deutlich gelassener entgegensehen kann. Für Bilanovic stand sowieso immer fest, dass die kurze Durststrecke wenig mit einer drohenden Krise zu tun hat: „Die Jungs sind Menschen, da kann passieren dass du zwei Mal hintereinander nicht so gut spielst und verlierst.“ Dass sich mit 21:13 Punkten ruhiger leben lässt als mit 19:15, versteht sich trotzdem von selbst.

Klar: Der Wille war von Beginn an erkennbar da, wieder auf einen erfolgreicheren Weg zurückzufinden. Dabei zeigten die Hausherren allerdings  zunächst eine hohe Fehlerquote, die im Laufe der ersten 30 Minuten unangenehm nach oben klettern sollte. Bis zum 3:3 (7.) waren allein vier Angriffe ungenutzt verstrichen – wobei allerdings der Lattentreffer von Alexander Senden (6.) in die Kategorie Pech gehörte. Mit dem 4:3 (10.) und 5:4 (13.) von André Meuser oder dem 6:5 (14.) von Senden schien Bayer den Abend in den Griff zu bekommen, ehe es erst richtig schwierig wurde. Weil selbst nach einer Auszeit beim Stande von 6:7 (17.) wenig bis nichts besser wurde, hieß es kurz darauf 6:9 (20.). Dass Ian Hüter (21.), Keeper Sven Bartmann mit einem Wurf ins verwaiste Gehäuse der Gäste (22.) und erneut Ian Hüter (24.) zum 9:9 ausglichen, belohnte die Hausherren immerhin für ihren Kampfgeist. Sicherheit entstand daraus jedoch noch nicht und Bietigheim nutzte erneut Dormagener Ballverluste 9:12 (26.), 12:15 (30.).

Einen Zaubertrank gab es für die Gastgeber in der Pause zwar nicht, offensichtlich aber die allgemeine Verständigung darauf, die SG ab jetzt ein weiteres Stück intensiver zu bearbeiten. Wie sehr Dormagen ackern wollte, bewies Ian Hüter bei seinem Treffer zum 18:18 (38.), als er zuerst selbst den Ball eroberte, dann erkannte, dass Bietigheims Tor leer war – und aus der eigenen Hälfte zum nächsten Ausgleich abschloss: Der TSV war endgültig auf den Geschmack gekommen. Über 21:18 (42.) zog Dormagen auf 25:20 (47.) davon – was der nächste Beweis für pure Entschlossenheit war. Diesmal eroberte der erst seit ein paar Wochen 18 Jahre alte Aaron Seesing das Spielgerät, bevor er den Tempogegenstoß selbst vollendete. Ab jetzt geriet der später ausgelassene gefeierte Erfolg nie mehr in Gefahr – 29:24 (53.), 31:26 (57.). Selbst die chaotischen letzten Minuten, als die SG auf eine offene Deckung umschaltete, überstand der TSV unbeschadet.

Dormagen hatte diesmal ein paar besondere Aktivposten. Sven Bartmann, der einige spektakuläre Paraden zeigte, entschied hinter einer später leidenschaftlich zupackenden Abwehr das Torhüter-Duell für sich. Der junge Aaron Seesing, der den bereits mit zwei Zeitstrafen belasteten Kapitän Patrick Hüter hinten und am Kreis ersetzen musste, war für seinen Coach sogar der „Mann des Spiels“. Keine unwesentlichen Beiträge lieferten aber auch Alexander Senden sowie André Meuser (jeweils acht Tore) und Ian Hüter (sechs), die für die zuletzt schwache Abteilung Rückraum eindrucksvoll Wiedergutmachung betrieben. Trainer Bilanovic fasste es so zusammen: „Ich weiß, was meine Mannschaft kann.“ 

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann (1) – Reuland (3), Seesing (5), Senden (8), Meuser (6), Juric, Richter (1), Skroblien, I. Hüter (8), Reimer, P. Hüter (1), Johannmeyer, Sterba, Grabavac, Mast.

 

 

TuS Fürstenfeldbruck – VfL Gummersbach 32:25 (17:12).  Beim Letzten kassierte der VfL Gummersbach nicht nur eine schmerzhafte Niederlage im Aufstiegskampf, sondern auch die Minuspunkte sechs und sieben, die ganz sicher nicht eingeplant waren und vor allem den Spitzenreiter HSV Hamburg halfen. Hamburg (33:5 Punkte) liegt jetzt vier Zähler vor dem VfL (29:7) und der Dritte TuS N-Lübbecke (27:9) nur noch zwei hinter Gummersbach.

Die 4:2 (5.)-Führung für den VfL durch Tin Kontrec konterten die „Brucker Panther“ zum 7:6 (8.). Beide Torhüter bekamen in der Anfangsphase keine Hand an irgendeinen Ball – und so reagierte Sigurdsson schnell: Für Diogo Valerio kam Matthias Puhle in den Kasten (12.). Besserung war allerdings nicht in Sicht und eher kamen die Gastgeber richtig in Fahrt – 10:7 (14.). Gummersbach wirkte beeindruckt – die offensive Deckung der Bayern schmeckte den Oberbergischen überhaupt nicht. Außerdem agierte der Tabellenzweite auffällig fehlerhaft. Bezeichnend dafür war eine Szene aus der 25. Minute: Beim Stande von 14:10 (25.) für die Hausherren kassierte der TuS eine Zeitstrafe und verlor bei leerem Tor den Ball. Gummersbach ließ diese Chance durch einen Fehlpass jedoch ungenutzt und kassierte im folgenden Angriff sogar einen Gegentreffer per Kempatrick – 15:10 (26.). Den 17:12-Pausenstand markierte dann Falk Kolodziej mit seinem siebten Tor in der ersten Hälfte. 

Ein ganz großes Aufbäumen des Favoriten aus Gummersbach blieb aus. Stattdessen kam an diesem gebrauchten Abend auch Pech hinzu: Bei einer Abwehraktion erlitt Alexander Hermann eine Verletzung am Kopf. Auf Seiten der Gastgeber erwischte es den bis dahin überragenden Kolodziej, der später nach einer Aktion von VfL-Kapitän Timm Schneider nur noch für die Strafwürfe kommen konnte. Schneider selbst zog sich Mitte der zweiten Hälfte eine Blessur am Arm zu und konnte dem Team ab da lediglich angeschlagen zur Verfügung stehen.

Neben diesen Verletzungen gab es auch Handball – einen guten der Hausherren und einen weniger guter des VfL. Übers 14:20 (35.), 16:21 (43.) und 17:24 (46.) lief Gummersbach der Musik ständig hinterher. Sigurdsson brachte den siebten Feldspieler im Angriff und durfte beim 21:25 (50.) wieder hoffen, dass seine Mannschaft das Ruder vielleicht herumreißt, aber der VfL versiebte die Chance auf einen Punktgewinn immer wieder selbst. Fürstenfeldbruck erhöhte auf 27:21 (51.) und musste sich kurz darauf nicht mal anstrengen: Das 28:22 und 29:23 (beide 53.) warfen die Panther jeweils ins leere Tor des VfL, der den Torwart nach seinem Überzahlspiel nicht schnell genug zurück aufs Feld gebracht hatte. Ihre eigenen Möglichkeiten ließen die Gummersbacher oft ungenutzt und zahlreiche technische Fehler sowie eine Siebenmeterquote von bloß 50 Prozent trugen ebenfalls zur Pleite bei. Zu allem Überfluss wirkte Gummersbach an diesem Abend im Kopf langsamer als der TuS.

VfL Gummersbach: Puhle, Valerio – Schröter (2), Fanger (3), Vidarsson (3), Blohme (1), Kontrec (3), Häseler, Hermann (4), Schneider (3), Meinhardt, Santos (3/2), Kiesler (1), Haller, Stüber, Bozovic (2/1).