2. Bundesliga
Deutschlandreise: Dormagen im Doppelstress
TSV Bayer tritt am Dienstag in Dessau-Roßlau und am Donnerstag in Aue an. Beide Aufgaben sind schwierig.

Hoch, höher, Meuser: Dormagen hofft, dass Linkshänder André Meuser (mit Ball/Nummer 25 Patrick Hüter) in Dessau und Aue ähnlich gut trifft wie bei seinen sechs Toren im Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim. (Foto: Thomas Schmidt)

Es war im neuen Jahr wieder der alte TSV Bayer Dormagen, der im Endspurt 2020 durch leidenschaftliche Auftritte ein paar Konkurrenten vor größere Rätsel gestellt hatte – 27:19 gegen den ASV Hamm-Westfalen (Rang 13), 24:22 gegen den VfL Lübeck-Schwartau (Vierter), 24:24 gegen den VfL Gummersbach (Zweiter). Zum Auftakt nach der WM-Pause kämpfte die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic noch den ThSV Eisenach nieder (Platz 14/29:27), ehe sie vorübergehend vom Kurs abkam – 30:34 beim HC Elbflorenz Dresden (Fünfter) nach einer mangelhaften Abwehr-Leistung, 19:25 bei der DJK Rimpar Wölfe (Zwölfter) nach einer ungenügenden Angriffs-Leistung. Dann lag der TSV gegen die SG BBM Bietigheim (Elfter) zur Pause mit 12:15 hinten, sodass weiteres Ungemach drohte. Diesmal allerdings nutzte Dormagen die Halbzeit zum kompletten Wandel, legte hinten wie vorne nahezu jedes Puzzleteil an die richtige Stelle, berauschte sich in einer paar Szenen an sich selbst und gewann verdient mit 33:27. Die Wiederentdeckung der eigenen Qualitäten kam auch gerade zur rechten Zeit, weil auf dem Weg durch die Saison praktisch keine Atempause bleibt – und in dieser Woche sowieso nicht. Am Dienstagabend starten die Dormagener beim Dessau-Roßlauer HV offiziell bereits in die Rückrunde, bevor sie am Donnerstagabend die Partie vom neunten Hinrunden-Spieltag beim EHV Aue nachholen. Auf der Dienstreise nach Saschen-Anhalt (Dessau) und Sachsen legt die Bayer-Delegation eine Zwischen-Station in Leipzig ein, um sich dort im Training vorzubereiten. 

Trotz des Happy Ends gegen Bietigheim bleibt Bayer auf dem Boden der Tatsachen. Und Bilanovic gibt ein zunächst eher von Vorsicht geprägtes Ziel aus: „Das wird auf keinen Fall einfach.“ Für Dessau sehen die Dormagener aber durchaus eine offene Rechnung, weil sie vor fünf Monaten am 2. Oktober 2020 mit einem 21:24 gegen den HV in die neue Saison starteten. „Wir wollen die Revanche“, sagt der TSV-Coach, „es soll keiner in einer Saison zweimal gegen uns gewinnen. Wenn wir dieselbe Leistung wie in der zweiten Halbzeit gegen Bietigheim auf die Platte bringen, sehe ich gute Chancen.“ Das damalige Resultat war eine Mischung aus einem starken Gäste-Auftritt und einem Fehlwurf-Festival der Hausherren, die mit lediglich 21 Treffern einen Negativ-Rekord für Heimspiele aufstellten. Dafür, dass der TSV wieder mindestens in der Nähe seines Leistungs-Optimums ankommen muss, spricht unter anderem die Dessauer Heimbilanz: Bei insgesamt 17:19 Zählern stammen 12:4 aus den bisher acht Auftritten in der Anhalt-Arena. Gegen Bietigheim gewann das Team von Trainer Uwe Jungandreas noch klarer als Dormagen (39:26) und der Erfolg über den TV Hüttenberg (28:19) war ebenfalls sehr deutlich.

 

 

Bilanovic wollte ursprünglich einen 18er-Kader mitnehmen, um personell möglichst breit aufgestellt zu sein, doch der Plan ging nicht auf. Wenn sich am Dienstagmittag der Bus auf den Weg macht, fehlen etwa Pascal Noll (Magen-Darm-Infekt) und Lucas Rehfus (Abitur). Deshalb gilt mit dem Blick auf den EHV erst recht, mit den Akkus sparsam umzugehen: „Aue ist eine sehr starke Mannschaft. Wir müssen sehen, dass wir schlau spielen und die Kräfte vernünftig verteilen. Wir haben in zwei Tagen zwei schwere Spiele.“ Aue ist ansonsten immer noch jener Zweitligist, der in dieser Saison deutschlandweit mit am meisten unter Corona-Folgen zu leiden hatte – vor allem Trainer Stephan Schwat, der weiterhin durch den isländischen Interimstrainer Rúnar Sigtryggsson vertreten wird. Unter dessen Regie haben die Auer mittlerweile den Rückstand fast aufgeholt und mit 20:14 Punkten sogar Kontakt zum VfL Lübeck-Schwartau auf Rang vier (22:14). Einfache Rechnung, Teil eins: Gewinnt der EHV gegen Dormagen, zieht er vorbei – und Bayer fiele auf den sechsten Platz zurück. Einfache Rechnung, Teil zwei: Gewinnt Dormagen, schaffte es sich eine fast perfekte Basis für die beiden folgenden Heimspiele gegen den gefährdeten TuS Ferndorf (12. März) und gegen den HSV Hamburg (19. März).